Sie sind die aufsteigende Metal-Band der Stunde: Spiritbox. Neben u.a. Knocked Loose, die den Beatdown in den Mainstream bringen, war die Band bei den Grammys für die beste Metal-Performance nominiert – und das nicht zum ersten Mal. Schon seit Jahren sind die Musiker rund um Frontfrau Courtney LaPlante unaufhaltbar und steigern sich mit jedem neuen Album und Song, den sie das Licht der Welt erblicken lassen. Nach vielen Festival- und Support-Gigs ist es nun aber Zeit für die erste Headliner-Tour in Europa. Die war rasend schnell ausverkauft – und das in München sogar, bevor die namhaften Supports Periphery und Stray From The Path angekündigt wurden. Gute Vorzeichen also für das Konzert am 22. Februar 2025 in der TonHalle.

Die Schlange am Einlass ist lang, die Halle füllt sich zackig, was sicherlich auch daran liegt, dass das Konzert auf einen Samstag fällt. Da stört es weniger, dass Stray From The Path bereits um 19 Uhr loslegen und ihre Mischung aus Hardcore und Beatdown auf die Münchner*innen loslassen. An diesem Abend sind sie die wohl musikalisch roheste Gruppe, ihre Songs sind ehrlich und direkt, weit weniger durchproduziert und voller Soundtüfteleien als die der folgenden Bands. Dass das definitiv nichts Schlechtes ist und durchaus Interesse an der Musik besteht, zeigt sich schnell: Die New Yorker liefern eine Performance voller Energie und Elan ab, das Publikum öffnet Moshpits und schickt allerlei Crowdsurfer. Eine schweißtreibende halbe Stunde!
Setlist: Needful Things / May You Live Forever / III / Chest Candy / Kubrick Stare / Fortune Teller / Guillotine

Periphery lassen sich erstmal einige Zeit, bevor sie um 20 Uhr ihr Set eröffnen. Dann gibt es aber kein Halten mehr: „Wildfire“ und „Atropos“ vom neuesten Album stehen gleich an erster Stelle und sorgen für einen rastlosen, harten Einstieg. Die Musik der Amerikaner ist durchaus speziell, aber in ihrer Sparte des progressiven Djentcore sind sie die ungeschlagenen Thronbesetzer. Dementsprechend spart sich Frontmann Spencer Sotelo, der am Konzerttag seinen 38. Geburtstag feiert, auch lange Vorstellungsworte und scherzt lieber ein bisschen mit dem Publikum. Das darf er auch, seine überragende Vocal-Performance und die spielerische Qualität der restlichen Bandmitglieder sprechen für sich. Die Stimmung ist ausgelassen, die Setlist clever gewählt und mit „Marigold“ und „Blood Eagle“ manifestieren Periphery abschließend noch einmal ihren Status als mächtige Live-Band. Würde man es nicht wissen, könnte man hier bereits den Headliner vermuten.
Setlist: Wildfire / Atropos / Masamune / The Bad Thing / CHVRCH BVRNER / Marigold / Blood Eagle
Es ist 21:15 Uhr, als sich die TonHalle ein letztes Mal verdunkelt und den Blick gen Bühne auf blinkende LED-Wände richtet. Spiritbox haben eine angepasste Version ihrer Produktion des Auftakt-Konzerts in London vor rund 12.000 Personen dabei, aber natürlich passt die volle Größe nicht auf die Bühne und auf Feuer und jegliche Pyro-Elemente wird ebenso verzichtet. Störend ist das nicht, denn ab der ersten Sekunde von „Fata Morgana“ – dem Opener des erst am 7. März erscheinenden, neuen Albums „Tsunami Sea“ – ist der Fokus automatisch auf die Musiker*innen und die Musik. Vielleicht auch, weil den Song noch niemand kennt. Das ändert sich bei der zweiten Nummer „Cellar Door“ – eben das Stück, das jüngst für den Grammy nominiert war. Die Münchner*innen fackeln nicht lange und tanzen euphorisch in den Moshpits.

Besonders Sängerin Courtney LaPlante strahlt eine Bühnenpräsenz aus, die alle im Raum sofort an sie bindet. In ihren wenigen Ansagen erzählt sie, dass man „Eternal Blue“, das Debüt-Album, noch einmal mit der Tour feiern wolle, bevor es zum nächsten Kapitel geht. Einen prominenten Teil nimmt auch die „Rotoscope“-EP ein, die überraschender vollständig auf die Setlist rutscht. Dazu gesellen sich natürlich die Singles des kommenden Albums, wobei besonders „Soft Spine“ und „No Loss, No Love“ Eindruck hinterlassen. Immer dann, wenn ein Breakdown oder metallischer Part durch die TonHalle wabbert, darf der messerscharfe Sound und die gewaltige Lichtshow in die Vollen gehen und hinterlässt stets begeisterte Gesichter. Am Ende, nach rund 80 Minuten, verlässt das Publikum beseelt und schwer beeindruckt die Location. Spiritbox haben mehr als deutlich bewiesen, wieso es gerade kein Vorbeikommen an ihnen gibt – und dass sie gerade erst am Anfang stehen.
Setlist: Fata Morgana / Cellar Door / Jaded / Halcyon / Perfect Soul / The Void / Eternal Blue / Circle With Me / Rotoscope / Sew Me Up / Hysteria / Soft Spine / The Mara Effect, Pt. 3 / No Loss, No Love / Holy Roller / Constance
Bericht: Ludwig Stadler
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