Iggy Pop, die omnipräsente Punkrock-Ikone, war schon zugegen, als der Legendenstatus, wahrscheinlich für ihn, ins Leben gerufen wurde. Mit nunmehr 78 Jahren kommt er diesen Sommer erneut auf umfangreiche Tour quer durch Europa, inklusive einem Halt am 24. Juni 2025 in der Musik-Arena auf dem Münchner Tollwood Sommerfestival.
Aufgrund der üblichen Lautstärkebeschränkung, die auch bei Zeltveranstaltungen gilt, beginnt der Abend auf dem Tollwood gewohnt früh um 19:00 Uhr mit der Berliner Punk-Band Die Verlierer. Zunächst wirkt Deutschpunk nicht 100% passend für den Abend und das Publikum, mit ihrer modernen Adaption von Punk der ersten Stunde und textlicher Darstellung aktueller Probleme kommt die Band dennoch sehr gut an. Der Name der Band war glücklicherweise definitiv nicht Programm.

Mit leichter Verspätung startet dann kurz nach 20:00 Uhr der Maestro selbst in den Abend. Mit dem ersten Ton von T.V. Eye wird unter tosendem Applaus die Glitzerweste vom Leib gerissen und in die Luft geschleudert, Iggy Pop ist wieder da. Bei den heutigen Außentemperaturen kommt auch die relativ neue Belüftungsanlage im sehr gut gefüllten Musik-Arena-Zelt nicht ganz hinterher, dem Publikum scheint dies aber absolut nichts auszumachen. Mit einem Stooges-lastigen Best-Of-Set ist Iggy Pop komplett in seinem Element. Er sprintet von links nach rechts, von rechts nach links, gestikuliert in typischer Manier und geht sogar mit dem Publikum auf Tuchfühlung. Es wirkt, als wäre dieser Mann einmal 16 Jahre alt geworden und hätte das Altern seines Körpers ab diesem Punkt in seinem Kopf schlichtweg nicht akzeptiert. Auch wenn die Falten etwas tiefer werden, die Schräglage seiner Wirbelsäule den Winkel erhöht und die Haut immer mehr einer Lederjacke gleicht, aufhalten lässt sich der fast 80-Jährige nicht. Das Gegenteil ist der Fall, er wirkt fast spritziger und vitaler als noch bei seinen Auftritten der letzten Jahre.
Zuletzt war Iggy Pop in Begleitung von einem Orchester und auf dem Rockavaria Festival in der Landeshauptstadt zu Gast, was beide Male interessant war, aber nicht 100% zu ihm gepasst hat. Jetzt ist der personifizierte Proto-Punk voll in seinem Element und seine siebenköpfige Band zieht vollends mit. Die Bläser und das Keyboard der Besetzung verleihen den teilweise ursprünglich rohen Punk-Nummern nach all den Jahren noch einmal eine neue Perspektive, ohne den Kern der Lieder zu schädigen oder die Authentizität zu verletzen. Bereits früh kommen seine Solo-Hits The Passanger und Lust For Life zum Einsatz, dicht gefolgt von der wohl bekanntesten Stooges Nummer I Wanna Be Your Dog, bei dem das Publikum die Band lautstark unterstützt. Glücklicherweise ist zu diesem Zeitpunkt auch der Sound von der Bühne im Griff, der zu Beginn etwas schlecht ausgemischt aus den Boxen kam. Ein Konzert, das zu keinem Zeitpunkt langweilig erscheint, mit einer sehr abwechslungsreichen Songauswahl, dazu Künstler und Publikum, die sich gegenseitig elektrisieren. Ohne viele Worte zwischen den Liedern findet doch ein Austausch statt. Nach etwa 90 Minuten und insgesamt 19 Songs endet ein nahezu perfekter Konzertabend, an dem die Zeit schier wie im Fluge vergangen ist.
Wie guter Wein scheint Iggy Pop mit den Jahren immer und immer besser zu werden, stimmlich zwar zeitweise nur noch bei circa 90%, geht ein dennoch fantastisches Konzert zu Ende, das eigentlich keinerlei Wünsche offen lässt. Ob der ehemalige Stooges Frontmann noch einmal in die Landeshauptstadt kommt, ist aufgrund des Alters fraglich. Sollte es sein letzter Besuch gewesen sein, war es ein mehr als würdiger Abschied.
Setlist: T.V. Eye / Raw Power / I Got A Right / Gimme Danger / The Passenger / Lust For Life / Death Trip / I Wanna Be Your Dog / Search And Destroy / Down On The Street / 1970 / I’m Sick Of You / Some Weird Sin / Frenzy / L.A. Blues / Modern Day Rip Off / I’m Bored / Real Wild Child (Wild One) / Funtime
Bericht: Luka Schwarzlose
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