Overflow – Polaris im Backstage Werk (Bericht)

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Die australische Metalcore-Band Polaris ist schon seit einigen Jahren ein Geheimtipp und erfreut sich größter Beliebtheit innerhalb der Szene, doch spätestens seit dem Release des dritten Albums „Fatalism“ vergangenes Jahr sind sie über diesen Status hinausgewachsen und dürfen auf Hochverlegungen und Sold Out-Schilder an den Venues ihrer Tourneen blicken. Auch ihre Europa-Tour steht dem in nichts nach. Nicht nur bespielen sie erstmals die größte Location innerhalb des Backstage Münchens, das Werk, auch verkaufen sie es bereits ordentlich im Voraus aus. Grund dafür ist sicher auch der Samstag, 16. März 2024, und das Billing: Silent Planet, Thornhill und Paledusk.

Paledusk brettern pünktlich um 19 Uhr los mit ihrem eigenwilligen Mix aller existierenden Metal-Genres und durchaus virtuosen Riffs, gefolgt von abrupten, aber wirksamen Breakdowns. So richtig zu greifen ist die Musik nicht, aber die Performance der Japaner ist mitreißend und so vergehen die 30 Minuten relativ kurzweilig. Auf einem anderen Level präsentieren sich da schon Thornhill, wie auch die Hauptband aus Australien. Ihre Mischung aus hymnenhaften Refrains, harten Riffs und bestechend fesselnder Performance-Optik weiß ab der ersten Sekunde zu gefallen und das Publikum zu begeistern. Ihre angesetzte halbe Stunde, so viel ist schnell klar, ist zu kurz für die Begeisterung, die sie entfachen.

Setlist: Views From The Sun / Coven / Obsession / Leather Wings / Raw / Casanova / Where We Go When We Die

Silent Planet aus Amerika dürfte für nicht wenige ein ausschlaggebender Grund für den Kartenkauf gewesen sein. Ihr Album „Superbloom“ aus 2023 schafft es, kompromisslose Härte, Intensität und fast schon Industrial-Klänge so zu vereinen, dass ein Sound entstanden ist, den man so noch nicht gehört hat. Auch live gelingt es, diese kompromisslose Härte zu überbringen – so sehr, dass es inmitten des 40-minütigen Auftritts auch mal anstrengend wird, der Band noch zu folgen. Frontmann Garrett Russell und seine Kollegen geben sich allerdings größte Mühe, auch in ehrlich-sympathischen Ansagen für Abwechslungen zwischen den Nummern zu sorgen, sodass der brütende Moshpit-Topf gelegentlich Durchschnaufen kann. Was für ein Ritt!

Setlist: Offworlder / Collider / Panopticon / Euphoria / Dreamwalker / Antimatter / Panic Room / :Signal: / Anunnaki / Trilogy

Polaris 2019 im Zenith

Als Polaris um 21:50 Uhr loslegen, mag man meinen, dass die Energie schon aufgebraucht sein müsste, stattdessen starten die Herren ein Feuerwerk an fetziger Musik, die der Großteil der Anwesenden unlängst vollständig auswendig kennt. Leider spielt ihnen der Sound während der ersten paar Lieder nicht in die Hände – die Gitarre klingt blass, die Stimme kommt nicht durch, es fehlt, gerade im Vergleich zu den Vorgänger-Bands, der Druck und die Wucht. Die kommt allerdings nach und nach und hat spätestens beim grandiosen „Landmine“ mit riesigem Pit seinen Soll-Punkt erreicht. Immerhin: es beweist, dass sie komplett live und ohne viel Backing-Tracks spielen.

Die Australier bringen eine feine Mischung aus ihren drei Alben mit, der Fokus liegt aber natürlich auf den neuesten beiden Werken. Gerade die Lieder vom neuesten Longplayer wissen live absolut zu überzeugen, Tracks wie „Dissipate“, „With Regards“ und „Inhumane“ haben bereits auf der CD eine riesige Intensität erzeugt, auch auf der Bühne können sie diese halten. Man merkt den Jungs die pure Spielfreude an – aber auch das Päckchen, das alle bei der Tour ohne Ryan Siew, dem vergangenes Jahr mit gerade einmal 26 Jahren verstorbenen Gitarristen, zu tragen haben. Sänger Jamie Hails würdigt ihn in einer langen Ansage vor „Martyr (Waves)“. Am Ende bleibt aber keine Trauer, sondern Freunde und Euphorie. Rund 85 Minuten Vollgas-Konzert liegen hinter den Münchner*innen, als um 23:15 Uhr die letzten Töne von „The Remedy“ erklingen. Fantastisch!

Setlist: Harbringer / Nightmare / Hypermania / With Regards / Lucid / All Of This Is Fleeting / Landmine / Overflow / Martyr (Waves) / Parasites / Dissipate / Masochist / Inhumane Zugaben: Pray For Rain / The Remedy

Bericht: Ludwig Stadler

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