8Below Bergfest,12.10.17 – Raiders Of The Lost Missile, NOSPAM

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Vorwort:

Das 8Below Bergfest ist eine wöchentliche Konzertreihe, die 2009 ins Leben gerufen wurde und seither jungen und lokalen Bands sowie musikalischen Künstlern aller Genres, vorrangig aus München, eine Möglichkeit gibt, sich zu präsentieren. In der Underground-Szene hat sich das Bergfest in den letzten acht Jahren mit konstant besser werdendem Sound, Equipment und Team langsam aber sicher zu einer Institution für das Kennenlernen neuer Bands mit viel wiederkehrendem und unabhängigem Publikum manifestiert. Was genau dort jede Woche so abgeht, möchte ich in der Rubrik „Undergrounded“ festhalten. Shows sind jeden Donnerstag um 20:30 in der Schützenstraße 8, direkt am Hauptbahnhof!

Raiders Of The Lost Missile

Was ist eigentlich aus Rage Against The Machine geworden? Ach Moment, die heißen ja jetzt Prophets Of Rage… Wie dem auch sei, Raiders Of The Lost Missile (ROTLM) erinnern von Sekunde Eins bis zuletzt an eben genannte (RATM). Das ist aber keinesfalls schlecht! Der 90er Crossover mit Rap-Vocals weiß noch immer zu begeistern und zu fesseln. Das ältere Kaliber der Mitglieder unterstreicht nochmal die Nostalgie beim Sehen und Hören der Band. Wenn man aber mal die rosa Brille der schrillen 90er absetzt, sieht man leider doch so einige Schwächen. Der Style der Musiker ist leider zu altbacken-cool, dem Schlagzeuger (der mich im Übrigen äußerst an Martin Schulz erinnert hat) fehlt leider kräftig der Bums, auch allgemein fehlt an manchen Stellen die Kraft im Song, wenn der Gitarrist über einen eigentlich recht geilen Groove sowie Rapflow aus irgendeinem Grund soliert. Songwriting-technisch war das ganze Set eigentlich gut, aber auch hier fehlt es zum i-Tüpfelchen mangels packender Hooklines, zu starker Verspieltheit und fehlender Variation der Stimmfarbe des Sängers. Die Show an sich war allerdings abwechslungsreich, gut gestaltet und die Showeinlagen vom Sänger haben durch die Bank überzeugt. Ich frage mich allerdings bis heute, was die Lavalampe auf der Bühne zu suchen hatte. Jetzt noch ein wenig Indiana Jones-Verschnitt, hier und da etwas zum Mitbrüllen, die „Narrative-Rock“-Ballade entfernen, gestreamlintes Songwriting und Unterarmtraining für den Schlagzeuger, dann wird das doch alles richtig gut!

NOSPAM

„Kein Dosenfleisch“. Ja, da haben sie Recht. Bei dem Bandnamen hab ich mit sowas wie Pop-Punk oder Ur-Hardcore gerechnet, aber nicht mit Deutschrap-Crossover! Beinahe „Raop-Rock“ sozusagen. Während bei ROTLM leider nur wenige Leute da waren, hat sich mittlerweile eine ganze dänische Schulklasse auf Klassenfahrt auf der Tanzfläche breitgemacht, ganz zur Freude der Veranstalter und der Band. Doch nicht nur die Dänen, sondern auch das restliche Publikum ist schlichtweg begeistert von dem Programm, das NoSpam auffährt! Die gesamte Aufmachung dieser Gruppe stimmt einfach: Über die Outfits, die Bühnenshow und abgesprochene Aktionen bis hin zu einem passenden, hipsteriösen Banner und die gut gelungenen, rahmen-bietenden Ansagen. Vielleicht hätte es auch einen Ticken mehr Demut getan, dem Basser, zum Beispiel, sind beinahe die Hosen vor Selbstüberzeugung geplatzt. Nichtsdestoweniger waren die Vocals und (teilweise) auch die Texte einfach richtig, richtig gut, wie zum Beispiel „Meine Stadt“ oder „Pflanzenmann“. Das gesungene Stimmvolumen ist noch nicht auf dem Höhepunkt der Möglichkeit, aber, sofern ich das richtig beobachtet habe, auf einem guten Weg. Die Songs haben durch und durch mitgerissen, zum Tanzen animiert und zum Mitsingen, ja, beinahe schon gezwungen. Es ist klar, dass diese Band den allermeisten Menschen zusagt, denn sie transportiert durch und durch gute Laune und bietet eine Abwechslung zu einem vielleicht ungeliebten Alltag. Und genau das ist mein (persönliches) Problem. Es gibt bei NoSpam keinerlei Diskussion, keinerlei Kritik, keinerlei Denkstoff. Und genau dafür ist mir die Musik an sich nicht dumm genug, als dass ich mich dazu einfach nur zulaufen lassen könnte und die Tanzfläche zertrete (wie bei Scooter oder Mickie Krause etc.). Genau in diesem Dilemma befinde ich mich bezüglich dieser Band gerade. Vielleicht ist das aber auch nur meine Person.

Nächsten Donnerstag geht’s mit Hardrock weiter, featuring The Jan Solo Project und Seema! See you there!

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