Gimme Back My Bullets – Lynyrd Skynyrd in der Musik-Arena (Bericht)

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Alligatoren, Sumpflandschaften, Patriotismus – die Südstaaten erzeugen sofort ein prägnantes und eigenes Bild, denkt man an diese sagenumwobene Region in den USA. Wohl bekanntester Export, der dieses Lebensgefühl kaum besser widerspiegeln könnte, ist Lynyrd Skynyrd. Die Southern Rock Band ist seit den 1960er-Jahren unterwegs, jäh unterbrochen von einem Flugzeugunglück Ende der 70er-Jahre, bevor sie zehn Jahre später wieder losgelegt haben. „Celebrating 50 Years“ ist das Motto, mit dem sie am 30. Juni 2025 in die Musik-Arena des Tollwood Sommerfestivals kommen.

Welches Jubiläum hier genau besungen, bleibt unklar, die Band selbst hat sich immerhin bereits vor 61 Jahren gegründet. Und da ihr letzter Besuch in der bayerischen Landeshauptstadt bereits 13 Jahre zurückliegt, ist es auch dementsprechend gut gefüllt in der Musik-Arena – auch, als um 19 Uhr Simon McBride mit seiner Band loslegt. Der nordirische Musiker hat viel Aufmerksamkeit erlangt, als er 2022 als neuer Gitarrist bei Deep Purple eingestiegen ist und den Legenden eine wohltuende Frischzellenkur verpasst hat. Auch mit seinen Solowerken bleibt es rockig, er präsentiert eine angenehme Mischung aus eigenen Werken und Cover-Stücken von The Cure und Bryan Adams. Eine gute und passende Wahl, wenngleich ein Einheizen bei den vorherrschenden Temperaturen kaum nötig gewesen wäre.

Wie immer, wenn die Außentemperatur die 30 Grad überschreitet, strahlt die Musik-Arena eine brütende Hitze aus. Vielleicht ist es auch einfach eine passende Einstimmung auf das Wetter in den Südstaaten, zumindest scheint es Lynyrd Skynyrd absolut nichts auszumachen, als sie gegen 20:15 Uhr mit „Workin‘ for MCA“ den Abend starten. Zuvor gab es noch ein anheizendes Legacy-Video mit alten Konzertbildern und gelegentlichen Alligatorenaufnahmen. Nötig wäre das eigentlich gar nicht, denn die Setlist aus ihrer Diskografie erzeugt schnell genug den passenden Flair: „You Got That Right“, „Gimme Three Steps‘“ und natürlich auch die legendären Hits wie „Sweet Home Alabama“ und „Free Bird“. Gerade musikalisch gehen Skynyrd keine Kompromisse ein: Drei Gitarren, Klavier, zwei Background-Sängerinnen, Bass, Drums und natürlich Johnny Van Zant an den Vocals, der die Band 1987 nach dem Tod seines Bruders und anderen Mitgliedern wieder startete. Spielerisch und klanglich stehen hier absolute Profi-Musiker*innen auf der Bühne, die bestens aufeinander eingespielt sind und genau wissen, was sie tun. Ein Genuss!

Dennoch könnte das Konzert vor Kitsch kaum mehr triefen, die anfänglichen Alligatoren waren lediglich der Anfang. Besonders bei „Simple Man“ werden die harten Geschütze aufgefahren und es wedelt eine schlecht animierte Deutschlandflagge umher, am Ende sogar gemeinsam mit der amerikanischen Flagge. Lynyrd Skynyrd sind Patrioten, heimatverbunden, das ist nichts neues und per se auch kein Problem. Ihr etwas zu starke Trump-Verbundenheit und das Sehnen nach einer vergangenen Zeit sind dann doch aber manchmal zu viel und hinterlassen einen faden Beigeschmack. Das Publikum, vorrangig Männer jenseits der 50 Jahre, stört das wenig, sie tanzen, rocken mit, zücken ihre Sonnenhüte und vergießen auch mal eine Träne, als „Simple Man“ zu einem fraglos epischen Finale kommt. Es ist auch schlichtweg legendäre Musik, die aus den Boxen kommt, einschließlich des ungemein beeindruckenden Abschluss-Solos von „Free Bird“, das zurecht große Euphorie auslöst. Dort kommt dann auch endlich die riesige Discokugel heruntergeschwebt, die das ganze Konzert auf ihren Einsatz wartet – nur um ungenutzt und unangestrahlt nach 20 Sekunden wieder nach oben zu fahren. Aha. Klammert man den Kitsch und manch misslungene Showeinlage aus, bleibt ein musikalisch astreiner Auftritt, der tatsächlich das transportiert, was er soll: Musik-Geschichte live auf einer Bühne.

Setlist: Workin For MCA / What’s Your Name / You Got That Right / That Smell / Saturday Night Special / Down South Jukin‘ / Gimme Back My Bullets / Cry For The Bad Man / The Needle And The Spoon / Tuesday’s Gone / Simple Man / Gimme Three Steps / Call Me The Breeze (J.J. Cale cover) / Sweet Home AlabamaZugabe: Free Bird

Bericht: Ludwig Stadler

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