Skyscraper – Touché Amoré & Deafheaven im Backstage (Konzertbericht)

Es ist eine Mischung, die sofort einleuchtet und doch ein wenig ungewöhnlich ist: Für eine längere Europatour, deren letztes Deutschland-Konzert heute, am 8. Oktober in der Backstage Halle stattfindet, haben sich die Blackgaze-(Mit-)Begründer Deafheaven mit Touché Amoré, den erfolgreichen Post-Hardcore-Vertretern, zusammengetan.

Entsprechend gemischt ist auch das (zahlreiche) Publikum: Einträchtig nebeneinander stehen Black Metal-Kutte und Every Time I Die-Hoodie, als der junge Support, nämlich Portrayal of Guilt, pünktlich um acht zu spielen beginnt. Das raubeinige Stop-and-Go in der Musik der Texaner findet sichtlich Anklang.

So, um einen nahtlosen Übergang zu schaffen, starten Deafheaven ihr Set wenig später mit einer ihrer härteren Nummern, dem kürzlich als Single zum Record Store Day veröffentlichten „Black Brick“, das sich mehr als aller anderer Output, den die Gruppe in jüngerer Zeit vom Stapel ließ, zum linientreuen Schwarzmetall bekennt. Nach „Brought to the Water“ vom vorletzten Album „New Bermuda“ behandeln Deafheaven aber hauptsächlich ihr neuestes Werk „Ordinary Corrupt Human Love“, an dessen verspielt-lieblichen Klängen in Verbindung mit Frontmann George Clarkes markantem, und dankenswerterweise heute beherzt nach oben gemischten Kreischgesang sich sichtlich auch hier, in der Backstage Halle, die Geister scheiden. Aber spätestens mit dem abschließenden „Dream House“ ist wieder alles im Lot, und man muss der Band einen tadellosen Auftritt bescheinigen; auch die Soundverhältnisse sind an diesem Abend für alle Bands hervorragend.

Setlist: Black Brick / Brought to the Water / Honeycomb / Canary Yellow / Worthless Animal / Dream House

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Obwohl es sich hier um eine Doppel-Headliner-Tour handelt, ist doch schon während Touché Amoré Aufstellung nehmen, deutlich, dass nun der Teil des Abends beginnt, der einen Großteil des Publikums hierher geführt hat. Sänger Jeremy Bolm leitet zum rhythmischen Klatschen an: Jener Rhythmus, der das erste Album der Band, „…To the Beat of a Dead Horse“ einleitet, das Touché Amoré heute zur Feier des zehnjährigen Jubiläums der Platte in voller Länge spielen werden. Bei der charakteristischen Kürze von Hardcore-Scheiben bleibt aber noch genug Raum für eine reiche Songauswahl aus dem restlichen Schaffen der Band, darunter die erst kürzlich veröffentlichte Singe „Deflector“. Auch zehn erfolgreiche Jahre im Musikgeschäft haben Jeremy Bolm offenbar nicht von seinen Dämonen befreien können, mit bitterer Miene deklamiert, rekapituliert er in diesem Song seine Verfehlungen, Halbherzigkeiten.

Von den ersten Takten des Touché-Sets an herrscht rege bis wilde Bewegung im Raum vor der Bühne, fleißig wird mitgesungen. Allerdings nimmt die Räumlichkeit in ihrer Geräumigkeit dem Konzert etwas an Explosivität und Dynamik: Crowdsurfing will nicht recht gelingen, und die Schranke zwischen Band und Publikum, die z.B. im Hansa 39 so leicht fallen kann, ist hier hoch angesetzt.

Dennoch: Gerade Stücke vom letzten Album „Stage Four“ zünden unfehlbar, Bolms Ansage, dass die Band ein neues Album in der Mache hat, wird jubelnd begrüßt. Nach 10 Years/1000 Shows sind Touché Amoré sichtlich noch nicht am Ende.

Am Ende dieses Konzerts gibt es als kleines Schmankerl noch die rare Nummer „Gravity, Metaphorically“ vom Split mit Pianos Become the Teeth, ehe mit „~“ (I’m Parting the Sea between Brightness and Me…) um etwa 23:30 Uhr das Ende dieses gelungenen Konzertabends erreicht ist.

Setlist: And Now It’s Happening in Mine / Honest Sleep / Cadence / Throwing Copper / Swimming With Sharks / History Reshits Itself / Suckerfish / Broken Records / Nine / Always Running Never Looking Back / Adieux // Just Exist / New Halloween / Deflector / Palm Dreams / Home Away From Here / Rapture / Is Survived By / Skyscraper – Zugaben: Gravity, Metaphorically / ~

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Bericht: Tobias Jehle
Fotos: Jule Haer