Hobbydetektive aufgepasst, das vielleicht bekannteste Ermittler-Trio der Welt ist wieder da! „Die drei ???“ feierten gestern Abend, den 15.09.2017, im Deutschen Theater ihre München-Premiere mit dem Stück „Fluch des Piraten“. Grund genug also, dass das Familienstück von eben solchen besucht wird – und das wurde es, in großen und glücklichen Scharen. Selten waren so viele Kinder im Theater wie dieses Mal, selten aber ebenso ruhige wie interessierte Kinder. Die komplette Vorstellung über hinweg blieb es recht leise im Theater, bei den lustigen Szenen wurde sichtlich lauter und länger gelacht als üblich, ansonsten war es ein gewöhnlicher Besuch mit jüngerem Publikum – und einem ordentlich verjüngten Stück.
„Fluch des Piraten“ ist ein von Ben Nevis verfasstes, 2007 veröffentlichtes Buch der Kinder-Reihe, welches sich das Junge Theater Bonn näher angesehen und letztendlich auch inszeniert hat. In München gibt es über das gesamte Wochenende nun in einem Gastspiel das Resultat zu bewundern, und bereits zu Beginn wird man sofort in das Geschehen hineingeworfen. Mit einer Drehkonstruktion von zwei Bühnenbildern auf zwei Seiten und einer Leinwand darauf, die gelegentlich mit Bildern projiziert wurde, hat man es sich zwar recht leicht gemacht, allerdings ein schönes und gut strukturiertes Bild erschaffen, das die Kinder nicht zu sehr überfordern dürfte, den Erwachsenen aber genug Detailtreue bietet. Sehr schön gemacht: der Geheimgang zur Detektivhöhle auf dem Schrottplatz.
Zwar wäre ein Setting-Wechsel nach der Pause erfreulich gewesen, aber auch so hat es wunderbar funktioniert.
Der Beginn, wie bereits erwähnt, stellte die drei Protagonisten, ihres Zeichens Justus, Peter und Bob, gespielt von Oscar Kafsack, Lewin Mayer-Tasch und Benedikt Lewalter, an einem Tisch sitzend dar, während sie über einen gelösten Fall reden. Ein übliches Szenario, auch in den klassischen Hörspielkassetten, und ein automatisch hochkommender Nostalgie-Schwall der älteren Generation im Theater (hier kann man sogar getrost ab 18 Jahre als „ältere Generation“ gelten).
Die Jungschauspieler des Trios spielen allesamt mit großer Freude und Enthusiasmus, sind textsicher und kennen ihre Bühne bereits bestens, nach einem Jahr im Programm wahrscheinlich auch ein wenig Routine. Differenzieren muss man hierbei aber dennoch, dass die Jungs nun einmal keine ausgebildeten Schauspieler sind und ein wenig vorhersehbar sich verhalten und ebenso sprechen. Eine paar kleine Tricks würde ihnen gewusst helfen, um problemlos an das Niveau der Erwachsenen-Schauspieler ranzukommen, die allesamt ausgebildete, fest engagierte Schauspieler sind.
Die beiden weiblichen Jungschauspielerinnen, in den Rollen von Althena und Corona, einem befreundeten Ermittler-Trio, erreichen das Publikum ebenfalls mit ihrer Spielfreude, aber an sich schließt sich die Kritik an die der männlichen Darsteller an. Es ist fraglos anzuerkennen, dass das Theater ein Hobby ist und natürlich jeder bzw. jede noch in die Schule geht, trotzdem wäre gelegentlich ein wenig Abwechslung im Spiel schön gewesen. Störend war es aber fast nie.
Das Stück selbst sollte inhaltlich bestenfalls nicht weiter erzählt werden. Natürlich ist „Fluch der Piraten“ ein üblicher Fall der Detektive, der sie nicht nur in die Filmwelt nach Los Angeles, sondern auch auf die einsame Insel „Free Island“ führt. Was dort passiert und was die Jungs suchen, kann man sich im Deutschen Theater ansehen.
Das Stück selbst wurde etwas modernisiert, aufgepeppt und Richtung Jugendliche gezerrt, sodass das Thema „Liebe“ eine überraschend große Rolle einnahm. Diese Neben-Plots lockerten die Stimmung auf, erreichten viele Lacher im Publikum und brachten Lewin in der Rolle des Peter doch einige in Erinnerung bleibende Momente, wenn er z.B. sein Handy verliert.
Vom moralischen Standpunkt aus betrachtet, gibt es des Öfteren Stellen im Stück, die sichtlich nur für Erwachsene gedacht sind oder für tatsächlich Jugendliche Zuschauer. Da das Publikum selbst aber ordentlich jünger war, waren manche Sprüche wie „Du kennst dich ja aus mit Schlangen“ im eindeutigen Sinne absolut sinnfrei und nur zweideutig zu interpretieren, welches Sinn zwar ergab, aber so doch etwas unpassend war.
Solche Momente waren aber zum Glück nur sehr selten, ansonsten war das Stück sehr kinderfreundlich zugeschnitten und blieb auch über die reine Laufzeit von knapp 120 Minuten hinweg durchgehend spannend und interessant.
Ein kurzweiliges Theatererlebnis für Groß und Klein, mit einem spannenden Fall des Kult-Trios „Die drei ???“. Die Inszenierung ist schön und harmlos, teils auch schön harmlos, die Schauspieler spielen engagiert und passend, die Länge ist genau richtig. Man bekommt also ein durchaus gelungenes Stück zu sehen, das weder irgendwo als herausragend bezeichnet werden kann noch als unterdurchschnittlich.
Wenn man mit der Erwartung reingeht, einen schönen Theaterabend als Familie zu verbringen, wird man genau das tun. Das Stück hält vollends, was es verspricht.
TICKETS für die weiteren Vorstellungen gibt es HIER.
Bericht: Ludwig Stadler
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