Blackbird – Tash Sultana in der Olympiahalle (Bericht)

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Ein ungewöhnlicher Anblick, die Olympiahalle nach nunmehr zwei Jahren erstmals wieder ohne Vollbestuhlung zu sehen. Mit Tash Sultana ist am 25. März 2022 nach langem wieder ein internationaler Weltstar in München zu Gast. Die junge Australierin, die mit dem Hit-Song „Jungle“ 2017 die Chartspitzen einnahm, hat mittlerweile eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie keine der Eintagsfliegen ist, die einem heutzutage mehr und mehr im Radio begegnen. Mit ihrem neuen Album „Terra Firma“ präsentiert sie die bisher größte Europatour ihrer Karriere.

Den Anfang macht allerdings ein anderer: Josh Cashman, seines Zeichens langjähriger Freund des Hauptacts, darf erstmals seine Musik in Europa auf die Bühne bringen. Allein mit Gitarre und ein paar Computern beginnt er pünktlich um 20 Uhr sein Set vor einer sich langsam füllenden Halle. Seine Musik trifft den Zeitgeist leider etwas zu genau, denn der eigentlich sehr talentierte Musiker, wie er später noch unter Beweis stellt, ertrinkt in seinen eigenen Backing-Tracks und die Musik verliert jegliche Wirkung durch die starke Überbenutzung von Effekten. Die Songs wirken kurzlebig und künstlich, jede Gesangsspur hat drei voraufgenommene Echos und die Gitarre überholt sich vor lauter Hall und Reverb selbst, vielleicht hätte er hier etwas mehr auf Livemusik setzen und eventuell einen zweiten Musiker mit ins Boot holen sollen, so wirkt es wie eine überdimensionierte Karaoke Veranstaltung. Schade!

© Ben McFayden

Dafür zeigt Tash Sultana nun als Paradebeispiel, wie man es richtig macht. Die zierliche Australierin fackelt nicht lange und beginnt allein auf der Bühne in einem Käfig aus Instrumenten, nur begleitet von gut arrangierter Licht- und Videoshow, fleißig eine Spur nach der anderen einzuspielen und zeigt so als eindrucksvoller Nebeneffekt, wie sich ihre Songs langsam aufbauen. Hat der Song seinen Höhepunkt erreicht, so wird der besagte Käfig verlassen und der Rest der Bühne unsicher gemacht, an Charisma und Performance nur schwer zu überbieten. Sichtlich Spaß haben dabei nicht nur die Fans in der mittlerweile fast vollen Olympiahalle, denn auch Tash Sultana kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Was sie von ihrem Vorprogramm abhebt, ist vor allem, dass meistens jedes hörbare Instrument von ihr selbst auf der Bühne eingespielt wird, sei es das ein Schlagzeug, Saxofon, Trompete, Bass, Gitarre, Flöte(n), Synthesizer und was sonst noch auf die Bühne passt, nur noch gekrönt von ihrer enormen vokalen Reichweite.

Zur Hälfte des Konzertes bekommt sie dann erstmals Unterstützung in Form von ihrer Band, bestehend aus Schlagzeug, Bass und Keyboards, die den Sound nochmals erweitern und neue Möglichkeiten bieten, ihre Musik adäquat umzusetzen und das volle Potential auszuschöpfen. Die Synergie auf der Bühne ist spürbar, besonders, als zusätzlich noch Josh Cashman für den gemeinsam geschriebenen Song „Dream My Life Away“ auf die Bühne kommt. Hier zeigt er, was er wirklich kann, und präsentiert im Duett ein Highlight des Abends, ganz ohne Playbacks und grobe Effektpfuscherei“. Auch im darauffolgenden Song „Blame It On Society“ liefern sie gemeinsam eine unfassbar starke Performance ab. Zum Ende des Sets verlässt die Band ebenso wie Cashman wieder die Bühne und es hört auf wie es anfing: mit einer nach wie vor energiegeladenen Solo-Künstlerin, die mit ihrem Welthit „Jungle“ und der 10-minütigen Flamenco-lastigen Zugabe „Blackbird“ ein fantastisches Konzert zu Ende bringt.

Setlist: Musk / Big Smoke / Mystik / Crop Circles / Greed / Cigarettes / Pretty Lady / Dream My Life Away / Blame It On Society / Coma / Notion / JungleZugabe: Blackbird

In einer Welt voller Autotune, 3-Akkord-Songs, Playback, knapper Outfits, wackelnder Hinterteile und kurzlebiger, überproduzierter Plastik-Pop Songs ohne Bedeutung, ist Tash Sultana eine unfassbar wichtige Abwechslung, die zeigt, dass man auch mit purem Talent und Hingabe kommerziellen Erfolg erreichen kann. Sie ist ein so dringend notwendiges Vorbild in der modernen Pop-Welt, die hoffentlich noch viele Jahre die ganz großen Bühnen der Welt bereist.

Bericht: Luka Schwarzlose