Artistische Präzision in einem Feuerwerk von Farben – „La Galerie“ auf dem Tollwood-Winterfestival

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Am Ende der Show hängt das schönste Gemälde an der Wand, das man sich vorstellen kann. Ein ehrliches, einzigartiges, im Moment entstandenes Kunstwerk, das fasziniert und fesselt. Sieben Artist*innen und eine Musikerin stellen sich um das Bild herum auf. Sie haben etwas Wundervolles erschaffen und das Publikum ist ihnen mehr als dankbar dafür. Solch ruhige, ergreifende Momente gibt es doch selten in einer Artistik-Show. La Galerie feierte am 13. Dezember 2022 Premiere im Grand Chapiteau des Tollwood-Winterfestivals.

© Emmanuel Burriel

Dabei fängt dieser Abend mit der Truppe Machine de Cirque aus dem kanadischen Québec City so harmlos an. Acht Künstler:innen besuchen eine Galerie. Sie schauen sich die verschiedenen Gemälde und Figuren an und geraten plötzlich in einen Strudel artistischer Bewegungen. Ihre Artistik ist dabei so leicht, so präzise und perfekt durchchoreographiert, dass sie sich perfekt in das Bild eines entspannten Galerietages einfügt und zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder aufdringlich erscheint. Türme aus Menschen in schwindelerregenden Höhen, Sprünge, Jonglage und vieles mehr erscheint bei Machine de Cirque wie perfekt zusammengesetzte Gesamtkunstwerke. Ein fantastisches, außergewöhnliches Bewegtbild, das der Steifheit und Farblosigkeit der durch das Bühnenbild dargestellten Galerie Leben einhaucht.

Die Compagnie spielt in der Show immer wieder mit unterschiedlichen Situationen, die sich in einer solchen Kunstgalerie ergeben können und verwandelt diese mit viel Kreativität und Charme in artistische Nummern, die Spaß bereiten. So werden, während des Anstehens für ein besonders beliebtes Gemälde, Saltos über die Absperrungen geschlagen, oder ein Auktionsprozess verwandelt sich in ein fulminantes Machtspiel auf dem Russischen Barren. Im Mittelteil der Show wagen die Künstler*innen dann sogar einen Blick hinter die Kunstwerke, tauchen ein in die Welt der Bilder. Dieser geheimnisvolle, mystische Teil der Geschichte wird gekonnt durch Licht und Musik übersetzt und stellt den perfekten Gegenpol zum vorher so hellen, realitätsbezogenen Galerieraum dar.

© Alexander Scharf

Begleitet werden die Artist*innen die ganze Show über von einer Musikerin, die live am Saxophon spielt und damit ganz individuell den jeweiligen Moment aufgreifen und in ihre ganz eigene Musiksprache übersetzen kann. Sie verkörpert zudem einen menschgewordenen Audio-Guide, der immer wieder auf verschiedenen Sprachen Informationen der Kunstwerke zu vermitteln versucht. Damit wird die Show auf lustige, lockere Art und Weise mit Gedanken an Vielfältigkeit und Universalismus gespickt. Ein Zeichen für globalen Zusammenhalt, der gekonnt und unaufdringlich integriert wird.

Am Ende fliegt vor allem Popcorn durch die Gegend, aber letztlich auch endlich das, worauf wir alle gewartet haben: Farben. In weißen Hemden gekleidet werden zwei Mitglieder der Truppe zu lebendigen Farbtöpfen. Sie avancieren sowohl selbst zum Kunstwerk und schaffen überdies ein neues, einzigartiges Gemälde. Diese Freude an Farben verwandelt die Bühne, das Bühnenbild und die Mitwirkenden zu einer Ode an Vielfarbigkeit, zu einem bunten Spektakel, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Wem das für einen besonderen Abend der Extraklasse noch nicht ausreicht, kann das Ganze noch mit einem delikaten 4-Gänge-Menü in Bio-Qualität von Spitzenkoch Holger Stromberg verbinden. „La Galerie“ läuft bis einschließlich 30. Dezember 2022 auf dem Tollwood Winterfestival. Tickets gibt es HIER!