Playing With Fire – Chelsea Grin im Backstage (Konzertbericht)

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Am 13. Oktober 2018 beehrte die Deathcore-Band Chelsea Grin aus Salt Lake City auf ihrem letzten Konzert der „Eternal Nightmare“-Tour das Backstage Werk. Als Anheizer hatten sie Oceano, Kublai Khan und Enterprise Earth mit dabei.

Letztere eröffnen auch um Punkt 19:30 Uhr den Abend in dem durch Vorhänge verkleinerten Werk. Die Band rund um den ehemaligen Infant Annihilator-Sänger Dan Watson zeigt von der ersten Sekunde an, in welche Richtung der Abend gehen wird. Brutale Breakdowns, Blastbeats und technisch raffinierte Gitarrenparts, begleitet von Watson, der mit seinen bestialischen Growls und Screams eine perfekte Show hinlegt. Enterprise Earth spielen einige Tracks ihres im letzten Frühjahr erschienenen Albums „Embodiment“ und überzeugen vollkommen.

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Nach einer Viertelstunde Umbaupause beginnen Kublai Khan aus Texas mit ihrer Single „The Hammer“ ihr Set. Zwar passt ihr grooviger und recht eingängiger Metalcore nicht ganz zu den anderen Bands des Abends, dennoch schaffen sie es, das Backstage in Bewegung zu versetzen. Die Stimmung wird von Song zu Song immer besser, wozu auch ihr Sänger Matt Honeycutt beiträgt, welcher seine Haare zu Zöpfen geflochten hat und die Menge zum Mitspringen auffordert. Doch nach einer halben Stunde sind auch sie fertig mit ihrer Songauswahl und verabschieden sich von der Bühne.

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Mit dem Ende des zweiten Bühnenumbaus betreten Oceano die Bühne und fegen wie ein Sturm über das Werk. Der erste Song ist die erste Singleauskopplung „Human Harvest“ ihres letzten Albums „Revelation“, welches im Frühjahr 2017 erschien. Es gibt kaum mehr eine Person, die ruhig dasteht. Während ein Großteil mosht, headbangt der Rest und schaut sich das Spektakel an. Frontmann Adam Warren läuft zu Höchstformen auf und klingt, als würde er ein schwarzes Loch beschwören wollen. Zwischen den Liedern erinnert er die Besucher, dass wir alle eine Familie seien, egal wie wir aussehen, welche Rasse oder Sexualität wir haben und einen schönen, gemeinsamen Abend verbringen sollen. Im nächsten Moment schwärmt er von der großartigen Tour mit so tollen Bands, bevor er beim Lied „Nephilim“ mit seinem Gesang eine neue Galaxie erschafft. Die Band gibt alles. Schließlich beenden sie ihr Set mit „Dawn of Descent“ unter tosendem Applaus und Zugaberufen.

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Einen letzten Umbau später befinden sich auf der Bühne nur noch das Drumkit von Pablo Viveros und das Chelsea Grin-Backdrop. Das Licht geht ein letztes Mal für diesen Abend aus und ein Quietschen und Ziehen von Ketten ist zu hören, was in das Intro von „Dead Rose“ übergeht, der ersten Single vom neuen Album. Stephen Rutishauser, Pablo Viveros und David Flinn entern gemeinsam mit Tom Barber, ehemaliger Lorna Shore-Sänger und jetzt Alex Koehlers Nachfolger bei Chelsea Grin, die Bühne und reißen das Backstage sprichwörtlich für diesen Abend endgültig ab. Sie spielen ihr neues Album „Eternal Nightmare“ in voller Länge und hinterlassen keinen Zweifel, dass sie zu alter Stärke gefunden haben.

Diese Stärke zeigt sich zum einen an ihrer Leistung auf der Bühne: unter anderem Stephen Rutishausers geniale Arbeit an der Gitarre und die gemeinsamen kraftvollen Screams und Growls von Drummer Pablo Viveros und Frontmann Barber. Andererseits merkt man der Band an, dass sie auf der Bühne gemeinsam Spaß haben. Während ihr letzter Auftritt in München 2017 routiniert, gelangweilt und an mancher Stelle lustlos wirkte, ist er diesmal gespickt mit vielen Situationen, in denen die Band sich gegenseitig oder das Publikum anlacht. Auch amüsant: Barber, der auf einmal mitten im Lied mit seinem Mikrofon einen Golfabschlag mimt und dann verwirrt durchs Publikum schaut, um herauszufinden, wo denn sein imaginärer Golfball hingeflogen sei. An einer Stelle des Sets kann er auch über das Münchner Publikum lachen, als bei „9:30am“ die Teilnehmer der von ihm angeforderten Wall of Death ihren Einsatz verpassen und so bis zum nächsten Lied „Limbs“ warten, um zu moshen und das Backstage so für eine gute Minute in der Mitte leer halten. Mehrfach stellt er den Menschen im Werk die Frage „Do you guys have a good time tonight?“, woraufhin ihm alle mit tosendem Jubel beantworten, dass sie wohl eine tolle Zeit haben.

Nachdem sie ihr Album vollständig durchgespielt und ihren neuen Sänger präsentiert haben, zeigt Barber, dass er auch die älteren Klassiker der Bandgeschichte einwandfrei beherrscht. So spielen sie noch unter anderem die Lieder „Recreant“, bei dem das Werk nochmal ordentlich wackelt, „My Damnation“, zu dem der Sänger sich ehrfürchtig vor Rutishauser kniet und seinem Gitarrensolo lauscht, „Playing With Fire“, welches vom gesamten Publikum mit lautem „Let’s burn this bastard to the ground“ mitgesungen wird, und natürlich „Crewcabanger“, welches zu letztem wilden Headbangen und Moshen einlädt. Sichtlich glücklich macht die Band zum Abschluss noch ein Foto mit den Fans und verlässt dann die Bühne, bevor sich ein Teil der Musiker noch im Graben bei den Fans bedanken.

Setlist: Dead Rose / The Wolf / Across The Earth / See You Soon / 9:30am / Limbs / Scent Of Evil / Hostage / Nobody Listened / Outliers / Eternal Nightmare / Recreant / My Damnation / Playing With Fire / Skin Deep / Broken Bonds / Crewcabanger

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Abschließend lässt sich sagen, dass Chelsea Grin alles richtig gemacht haben, ihr neues Album in voller Länge und so auch ihren neuen Sänger zu präsentieren. Sie überzeugten ein nicht ausverkauftes Werk, in dem die Stimmung so gut war, als wäre es ausverkauft. Ein würdiger Tourabschluss.

Bericht: Daniel Wartini