Move – Bonnie Tyler im Circus Krone (Konzertbericht)

| 0

Es gibt diese Urgesteine, die gefühlt schon immer da waren und auch immer noch, im Jahr 2019, mehr als relevant und präsent sind. Bonnie Tyler gehört hier definitiv dazu. Seit Ende der 70er-Jahre ist die britische Sängerin erfolgreich in Charts und auf der Bühne, natürlich zeitweise einmal weniger, dann wieder mehr – aber immer konstant da und aktiv. Nun hat sie mit „Between The Earth And The Stars“ ein neues Album herausgebracht und geht damit wieder auf ausgedehnte Deutschlandtour – Tourstart war am 28. April 2019 im Circus Krone. Wir waren dabei.

© Petra Schönberger

Bevor Tyler allerdings die Bühne entert, darf C.B. Green, Liedermacher im besten Alter, das Publikum für 30 Minuten beglücken. Wie auch beim letzten Konzert, erlaubt Bonnie wohl nur Gitarre und Gesang im Vorprogramm – alles andere würde die anschließende, rasante Umbauzeit behindern. Der Sänger macht das Beste draus und stellt seine Songs vor, die, wie er manchmal stolz, manchmal mit Reue erzählt, schon in der Werbung verwendet wurden – oder bei „Bauer sucht Frau“ als Titeltrack. Das Liedgut ist seicht, aber erfüllt seinen Zweck der Unterhaltung. Die Ansagen klingen fast etwas zu glatt, irgendwie will der Funke nicht so recht überspringen, aber auch nicht komplett sein Ziel verfehlen. Das Publikum klatscht fröhlich mit – insofern sind die wichtigsten Akteure eines jeden Konzerts zufrieden.

Setlist: On My Way / Beautiful World / Let Us Sing / Good love – qu’est-ce que c’est? / Dreamlover / It Is Me / Somebody’s Hero

© Petra Schönberger

Die Umbauzeit erreicht zwar nicht ganz den Rekord von vier Minuten, wie wir beim letzten Mal erstaunt feststellten, um 20:35 Uhr und knapp zehn Minuten Instrumentencheck entert die Band dann aber doch bereits die Bühne. Ihr Tourmanager kündigt die Sängerin lautstark an, fast wie bei einem Boxkampf – und die Stimmwucht, die Bonnie Tyler bereits beim ersten Song „Flat On The Floor“ mitbringt, kommt tatsächlich einem wachrüttelnden Schlag gleich. Ordentlich rockig zeigt sich die Waliserin, der Sound ist dementsprechend kräftig, aber ausgeglichen und stark, wie fast schon üblich im Circus Krone. Insgesamt bemüht sich Tyler um einen ausgewogenen Mix aus Laut und Leise, aber sowohl dem Publikum als auch den Musikern ist deutlich anzusehen: je rockiger, umso besser.

Manchmal scheint es, dass die Sängerin wahrlich ihren zweiten Frühling erlebt – der Krone ist fast restlos ausverkauft, das neue Album ist stark und kommt gut beim Publikum an. Bei der Künstlerin selbst wohl auch, sie entscheidet für satte acht (!) neue Lieder und damit die Hälfte des gesamten Konzerts – doch wieso auch nicht? All die Hits von „Total Eclipse Of The Heart“ bis „Holding Out For A Hero“ sind dennoch dabei – und sie singt sie immer noch gerne, wie sie erzählt. Allgemein scheint Tyler in Erzähllaune, in Bezug auf ihre Karriere und die Produktion des neuen Albums – augenscheinlich schreibt sie einfach jede Person, von der sie gern ein Lied geschrieben haben möchte an, und hat zumeist Erfolg. Dementsprechend hoch ist die auch die Qualität der Lieder. Kombiniert mit Tylers Stimme, die zum Tourauftakt in bestmöglicher Verfassung ist, entsteht ein schönes musikalisches Gesamtkonzept.

© Petra Schönberger

Das Publikum klatscht wieder mit, filmt vielleicht ein wenig zu viel mit den Handys mit und steht auf – aber nur bei den Hits, natürlich. Vielleicht sind es dann doch zu viele Hitparade-Zuschauer, viele verlassen auch bereits den Saal vor der Zugabe – und damit vor „Holding Out For A Hero“. An der musikalischen Qualität liegt das garantiert nicht, diese scheitert nur einmal vollkommen bei „Faster Than The Speed Of Night“, als der Schlagzeuger an einer absolut unpassenden Stelle ein Solo spielt, damit alle Musiker, inklusive Tyler, aus dem Konzept bringt und das gesamte Lied nach dem ersten Refrain vollends ruiniert. Der Großteil des Publikums hat es allerdings wohl gar nicht bemerkt, das klatscht einfach fröhlich weiter – bis das Konzert nach rund 90 Minuten mit „Older“ endet. Knapp 68 Jahre mag sie zwar schon sein – aber in ihrer aktuellen Verfassung ist sie vielleicht stärker als je zuvor. Sie singt bis zum bitteren Ende, sagt sie selbst. Wenn das weiterhin so klingt: gerne!

Setlist: Flat On The Floor (Carrie Underwood cover) / Hold On / It’s A Heartache / Seven Waves Away / Have You Ever Seen The Rain? (Creedence Clearwater Revivial cover) / Move / This Is Gonna Hurt / Let’s Go Crazy Tonight / Bad For Loving You / Total Eclipse Of The Heart / Between The Earth And The Stars / Faster Than The Speed Of NightZugaben: Turtle Blues (Big Brother & The Holding Company cover) / Slow Walk / The Best / Holding Out For A Hero / Older

Herzlichen Dank an Petra Schönberger von Events For You für die Bereitstellung einiger Bilder!

Bericht: Ludwig Stadler