Ode To Melancholy – Empyrium im Backstage (Konzertbericht)

Es ist ein gemischtes Trio, das am hiesigen 2. Oktober 2018 die Backstage Halle bespielt: Da sind Sun of the Sleepless, die sich an zeitgenössischem Atmospheric Black Metal orientieren, da sind Helrunar mit ihrem eigenwilligen, geschichtsinteressierten Second Wave-Black Metal, da sind zuletzt und – zumindest dem Ablauf nach – hauptsächlich Empyrium, die Veteranen des europäischen Natur-Mystizismus im Schwarzmetall.

Quelle: http://de.prophecy.de/kuenstler/sun-of-the-sleepless/So sind es wohl das Interesse am – für Szeneverhältnisse – großen Namen Emyprium, (90er-)Nostalgie oder, zu einem nicht zu unterschätzenden Teil, Helrunar-Fantum, was die Halle um kurz vor acht mäßig bis ordentlich füllt, als Sun of the Sleepless ihr eher knappes Set beginnen. Mag der Abend auch stilistisch abwechslungsreich sein, so ist er es personell nur bedingt, handelt es sich bei Sun of the Sleepless doch um ein Projekt von Empyrium-Kopf Markus Stock alias Ulf Theodor Schwadorf. So stehen bei beiden Bands nahezu die selben Musiker auf der Bühne, lediglich Gitarrist (und Helrunar-Drummer) Sebastian Körkemeier alias Alsvartr wird bei Emyprium durch Geigerin Aline Deinert ersetzt. Dementsprechend ist es auch höchst verwunderlich, wie es gelingt, nahezu die gleiche Band einmal sehr gut (Emyprium) und einmal sehr dürftig klingen zu lassen. Was für den Sound gilt, gilt leider auch für die Musik, die ohne Ausnahme vom aktuellen Album „To the Elements“ stammt, selbst: Alles andere als originell klingt das, was man hier geboten bekommt, entsprechend zurückhaltend sind die Reaktionen.

Setlist: Motions / The Owl / Where in my Childhood Lives a Witch / In the Realm of the Bark / Phoenix Rise

Quelle: http://de.prophecy.de/kuenstler/helrunar/Beinahe schmerzhaft deutlich wird dieser Umstand im Lichte von Helrunars sehr überzeugendem Auftritt. Während sich Sun of the Sleepless weitestgehend vergeblich bemühten, eine andachtsvolle Stimmung heraufzubeschwören (nicht einmal die mitgebrachte Öllampe wollte brennen), verzichten Helrunar auf solcherlei Späße. Sänger Marcel Dreckmann alias Skald Draugir präsentiert sich als knorrig-sympathischer Kommunikator, betont für alle, die es noch nicht wissen: Helrunar machten zwar „schmissige Musik“, seien aber weder eine Pagan Metal-Band noch hätten sie, die Altnordistik-Experten, etwas mit „Trinkhörner-Schlager-Scheiße“ am Hut. Wahr ist das in der Tat, vom Mitsingen der zumeist deutschen Texte hält das nicht Wenige im Publikum dennoch nicht ab. Auch Songs vom neuen Album Vanitas Vanitavm“ werden mitunter begeistert begrüßt (z.B. „Blutmond“). Nachdem sie nach rund einer Stunde ihr Set mit Landsknecht“ beschlossen haben, begleitet ein so heftiger Applaus und so nachdrückliche Zugabe-Rufe die Band auf ihrem Weg über den Balkon, dass zur allgemeinen Freude das schon verschwundene Backdrop wieder gehisst wird und Helrunar für das überfällige „Älter als das Kreuz“ zurückkehren.

Setlist: Saturnus / Devils Devils Everywhere / Als die Welt zu Nacht sich wandt / Nebelspinne / Blutmond / Raune mit der Tiefe / Da brachen aus böse Blattern, am Menschen und am Vieh / Magdeburg brennt! / Landsknecht – Zugabe: Älter als das Kreuz

Quelle: http://de.prophecy.de/kuenstler/empyrium/Dass Empyrium (wie übrigens auch Helrunar) mit gutem Sound gesegnet sind, wurde schon erwähnt. Doch das ist natürlich nicht einmal die halbe Miete: Zweifel, ob Schwadorf und seiner Kapelle das Kunststück, das mit Sun of the Sleepless ziemlich in die Hose ging, beim zweiten Versuch gelingen wird, sind nach diesem äußerst positiven Feedback, das Helrunar verdientermaßen erhalten haben, nicht unberechtigt, zumal die Stunde schon fortgeschritten ist. Doch tatsächlich verfehlen die schwarz-düsteren Rock/Metal-Songs in ihrem flauschigen Flussbett aus Weihrauch, Kerzen, anachronistischen Synthesizern und Geigenklängen es nicht, ein heimelig-melancholische Hochstimmung zu verbreiten. Zur großen Freude der sich lautstark artikulierenden Fans kündigt Schwadorf an, heute in Nostalgie schwelgen zu wollen, was eine Setlist bedeutet, die sich ausschließlich aus den beiden ersten Alben der Band („A Wintersunset…“ und „Songs of Moors and Misty Fields“, das in seiner Gänze gespielt wird), sowie dem Demo „…der wie ein Blitz vom Himmel fiel…“ zusammensetzt. Doch auch für diejenigen, die Mitte der 90er (altersbedingt) nichts mit depressiv angehauchter Naturromantik am Hut hatten, gestaltet sich das Konzert angenehm zugänglich und manchmal gar mitreißend. Empyrium verabschieden sich mit gemeinsamer Verbeugung nach der sinnigen Zugabe „A Gentle Grieving Farewell Kiss“.

Bussi, Servus und Baba also nach einem letztendlich doch sehr zufriedenstellenden Konzertabend.

Setlist: Mourners / The Blue Mists of the Night / The Franconian Woods in Winter‘s Silence / Lover‘s Grief / Under Dreamskies / The Ensemble of Silence / My Nocturnal QueenZugabe: Ode to Melancholy / A Gentle Grieving Farewell Kiss