Effet miroir – ZAZ im Zenith (Konzertbericht)

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Schon beim Betreten des Zeniths am 26. Februar 2019 wird klar, dass heute eine ganz besondere Künstlerin auftritt. Man wird nach seinem Weg in die Location gefragt und welche Verkehrsmittel man dafür benutzt hat. Das wird stichprobenartig erfasst und für das ausgestoßene CO2, das errechnet wird, werden genauso viele Bäume gepflanzt.
Man merkt sofort, dass die französische Sängerin ZAZ eine Person ist, der einen Unterschied in der Welt machen möchte.
Anfangs noch als Straßenmusikerin im Pariser Künstlerviertel Montmartre, ist sie mittlerweile weltweit eine der erfolgreichsten französischen Künstlerinnen und wird mit Größen wie Edith Piaf und Ella Fitzgerald verglichen. Mit ihrem letzten Album „Effet miroir“ (deutsch: Spiegeleffekt), das im November 2018 veröffentlicht worden ist, tourt sie gerade durch Europa.

Die Vorband Gipsy Traffic stimmt um kurz nach 20 Uhr mit smoothem Jazz ein. Die Musiker, allen voran der Gitarrist Guillaume Juhel, sind unglaublich gut und bringen einen französischen, entspannten Flair mit. Es wirkt fast so wie ein Wohnzimmerkonzert – mit ein paar tausend Gästen mehr. Wenn man die Augen schließt, könnte man auch genauso gut eine Straße in Paris entlang schlendern, bis man schließlich in einem Jazzclub landet. Um 20:30 Uhr endet das Set, das einen in Gedanken schon längst vom Zenith nach Frankreich mitgenommen hat.

Exakt 20:48 Uhr ist es soweit: ZAZ  eröffnet ihr Konzert mit einem musikalischen Knall in Form von „Si c’était à refaire“. Ihre rauchige Stimme zieht einen sofort in ihren Bann. Zuerst noch hinter einem durchsichtigen Vorhang, kommt die Sängerin gleich mit einem großen Grinsen im Gesicht hervorgesprungen. Lebensfreude in Person. Die mittlerweile weltweit erfolgreiche Musikerin ist während des ganzen Konzerts so nahbar, dass man fast das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen. Die freundschaftliche Art, wie sie mit dem Publikum und auch ihrer Band umgeht, ist nur ein Teil ihrer Liebeserklärung an das Leben, welches sie mit ihrer Musik zum Ausdruck bringt.

© Yann Orhan

Zu Beginn des Konzertes werden eher die poppigeren, neuen Songs vom neuen Album gespielt, später wird es chanson-lastiger und bei Klassikern wie ihrem Hit „Je veux“, der sie 2010 international bekannt gemacht hat, singt das Publikum begeistert mit.

Unterstützt wird ZAZ von ihrer Band, die aus ebenfalls unglaublich guten Musikern besteht. Beide Gitarristen legen Soli hin, die Ritchie Blackmore alle Ehre machen würden. Der Fokus wird oft auch von der Musikerin auf ihre Kollegen gelenkt, beispielsweise wenn sie spielerisch versucht, ihrem Gitarristen ins Bein zu beißen. Die Natürlichkeit und Lockerheit von ihr ist ein großer Teil davon, was sie so charmant macht.

Die Technik wird so perfekt eingesetzt, dass man nicht nur von der Musik zum Träumen eingeladen wird, sondern auch durch die Hintergrundbilder wortwörtlich in andere Galaxien mit hinein genommen wird. Es ist aber auch klar, dass bei diesem Auftritt die Musik und die Freude daran im Vordergrund steht. Nach über zwei Stunden, die wie im Flug vergehen, endet der Auftritt um 22:55 Uhr.

Setlist: Si c’était à refaire / Nos vies / Plume / La fée / Demain c´est toi / Qué vendrá / Si jamais j´oublie / La danse des éléphants / On s´en remet jamais / Les passants / Comme ci, comme ça / Oublie Loulou / Paris sera toujours Paris / Les confettis / Ma valse / Mes souvenirs de toi / J´aime j´aime / Saint-Valentin / Eblouie par la nuit / Le mont analogue / Résigne-moi / Je veux / Pourquoi tu joues faux / Je parle / Toute ma vie – Zugaben: Laponie / On ira / A perte de rue 

Das Konzert von ZAZ ist Nahrung für die Seele. Die Lockerheit und Lebensfreude, die ausgestrahlt wird, hinterlassen einen derartiges Feel Good-Flair, dass man am liebsten in den nächsten Zug nach Frankreich fahren und sich im Pariser Künstlerviertel Montmartre mit Freunden einen Kaffee bestellen möchte.

Bericht: Kim Fischer