Don’t Back Down – Metallica & Mammoth WVH im Olympiastadion (Bericht)

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Wenn die ersten Sonnenstrahlen herauskrabbeln, ist das zumeist auch das Zeichen, dass die Open Air-Konzertsaison nicht mehr allzu lange entfernt sein dürfte. Den Startschuss gibt heuer die wohl größte Metal-Band der Welt: Metallica. Auf ihrer M72 World Tour, passend zum aktuellen Werk „72 Seasons“. Das Konzept: zwei Abende, keine Wiederholungen. Das ermöglicht der Band nicht nur, allerlei Perlen aus ihrem Katalog vorzutragen, sondern auch mit vielen spannenden Bands aufzutreten. Ihr Tour-Start für 2024 ist zugleich die einzige Deutschland-Show: am 24. & 26. Mai 2024 im Olympiastadion München. Am ersten Tag mit dabei: Architects und Mammoth WVH.

© Travis Shinn

Es ist bereits ordentlich was los, als Mammoth WVH pünktlich um 18 Uhr die Bühne betreten und unverblümt mit „Another Celebration At The End Of The World“ ihren Auftritt starten. Durch die Rundbühne im Stadion hat man gleich eine verhältnismäßig nahe Lage zur Band, aber die 360°-Grad-Sicht bringt auch Einschränkungen mit sich. So ist Frontmann Wolfgang Van Halen etwas an ein Mikro in die Richtung des Snake Pits (der Bereich inmitten der Rundbühne) gefesselt und spielt bespielt die Hälfte des Stadions mit dem Rücken. Ausgeglichen wird das aber bequem mit ihren mitreißenden Rock-Hymnen, die absolute Stadiontauglichkeit beweisen und auch in so riesiger Atmosphäre bestens funktionieren. Auch wenn die Herren erst vor einem Monat mit Slash zu Gast im Zenith waren, büßen sie nichts an Spielfreude und Enthusiasmus ein. Nach so vielen Support-Auftritten ist der Weg für die erste Headliner-Show in München wahrlich geebnet.

Setlist: Another Celebration At The End Of The World / Your’re To Blame / I’m Alright / Like A Pastime / Take A Bow / Don’t Back Down

Gast-Band No. 2 an diesem Abend entert um 19 Uhr sogleich lautstark mit „Seeing Red“ die Bühne und zeigen, dass der Härtegrad nun deutlich angezogen wird. Architects bleiben ihrer Setlist treu und setzen auf ihre gewohnte Mischung von absolut stadiontauglichem Metal mit knüppelharten Breakdowns. Das kommt gut an und liegt sicher auch an der irrsinnig starken Leistung von Sänger Sam Carter, der sich schreiend als auch singend in die tiefsten Tiefen und höchsten Höhen wagt. Über 15 Jahre mache man das jetzt schon, erzählt er im Deutschland-Fußballtrikot, und auch die neueste Single „Curse“ steht der vorangegangenen Musik in nichts nach. Großes Highlight, nach kurzen Moshpits bei „when we were young“, dennoch: ihr Hit „Animals“. Hier vibriert das ganze Stadion.

Setlist: Seeing Red / Giving Blood / deep fake / Impermanence / Black Lungs / Curse / Royal Beggars / Doomsday / Meteor / when we were young / Animals

Bis sich die Metal-Götter selbst auf die Bühne begeben, vergeht noch reichlich Zeit. Erst um 20:45 Uhr schallert AC/DCs „It’s A Long Way To The Top“ aus den Boxen, gefolgt von wohlbekannten Morricone-Klängen. Metallica selbst lassen sich dann nicht mehr Zeit als nötig und brettern sogleich mit „Whiplash“ aus ihrem ersten Studio-Album in das Doppel-Wochenende. Sofort bemerken die über 70.000 Fans, brav im Kreis um die Rundbühne aufgestellt, die pure Spielfreude der vier Metal-Legenden, dennoch ist die Stimmung noch verhalten und der Funke springt nicht sogleich über. An der Setlist liegt es weniger: „For Whom The Bell Tolls“, „Lux Æterna“, „Fade To Black“, sogar das selten gespielte, recht lange Instrumentalstück „Orion“ wandert in die erste Hälfte des Abends. Lars Ulrichs Schlagzeug rotiert derweil auf der Rundbühne (Wie viele Drumsets gibt’s hier eigentlich?), während die Lichtshow neben den acht Screen-Türmen ihr Übrigens tun und für ein gutes, aber noch nicht sehr gutes Konzert sorgen.

© Tim Saccenti

Ändern sollte sich das aber im Hit-Block. Während die ersten Regentropfen bereits bei „Nothing Else Matters“ zu spüren sind, geht es – wie passend – bei „Sad But True“ so richtig los. Es stürmt und schüttet in Massen, James Hetfield hält in T-Shirt am Mikrofon die Stellung und auch Hammit, Trujillo und Ulrich scheint das Wetter vor allem eines zu geben: eine „Jetzt erst recht“-Einstellung. Erst jetzt kommen Metallica, die auf der gänzlich unüberdachten Bühne genauso dem Regen ausgeliefert sind wie das Publikum, so richtig in Spiellaune, erst jetzt kommen sie so richtig in Fahrt. Aber sind ihre Lieder nicht auch der perfekte Soundtrack für dieses Wetter? Die Wassermassen fliegen bei jedem Einschlag auf das Drumset durch die Gegend und die Versuche einer kleinen Feuershow bei „Fuel“ werden sofort vom Regen erdrückt. Aber wen interessiert das, denn was man hier gerade erlebt, ist nichts anderes als Metallica in Höchstform. Das absolute Highlight dürfte dann „Master Of Puppets” mit Blitz-Kulisse im Hintergrund sein. Als würde sich das Finale der vierten „Stranger Things“-Staffel gerade im echten Leben abspielen. Mehr geht nicht bei einem Metallica-Konzert – und das bereits beim Tourauftakt der 2024er-Rutsche.

Setlist: Whiplash / For Whom The Bell Tolls / Of Wolf And Man / The Memory Remains / Lux Æterna / Too Far Gone? / Fade To Black / Shadows Follow / Orion / Nothing Else Matters / Sad But True / The Day That Never Comes / Hardwired / Fuel / Seek & Destroy / Master Of Puppets

Bericht: Ludwig Stadler

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