I Am The Weapon – Three Days Grace in der TonHalle (Bericht)

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Vier Jahre ist es her, dass die Kanadier Three Days Grace das letzte Mal die bayerische Landeshauptstadt besucht haben. Ein Album und eine Pandemie später beehren sie nun, am 25. September 2022, wieder die Münchner Lande und besuchen die äußerst gut gefüllte TonHalle an diesem Sonntag im Wiesn-Getreibe. Mit dabei haben sie, nebst des neuen Albums „Explosions“, auch die amerikanische Rock-Band 10 Years mit im Gepäck. Ein ordentliches Aufgebot an Alternative Rock aus Übersee.

Überraschend früh um 19:40 Uhr treten 10 Years bereits auf die Bühne und legen mit „Russian Roulette“ ihr Set los. Kaum verwunderlich ist das allemal, denn die Amerikaner sind das allererste Mal in Europa unterwegs, obwohl es sie bereits beachtliche 22 Jahre gibt und besonders vor etwa 15 Jahren ihren Höhepunkt der Karriere feiern durften. Mittlerweile sind Lieder wie „Shoot It Out“ und „Wasteland“ zwar immer noch mächtige Nummern, aber doch ein wenig in die Jahre gekommen – und so wirkt auch das Songwriting und damit der Auftritt der Amerikaner. Oft spielen sie einen mächtigen Riff an, der dann aber nicht ausgespielt wird, sondern eher im ruhigen, melodischen Gesang mündet. Dennoch weiß das Quintett absolut spielerisch zu überzeugen und mit Songs wie „Now Is The Time“ und „Novacaine“ auch richtig mitreißende Songs zu präsentieren – aber nach rund 50 Minuten ist der astreine, wenngleich sehr ausführliche Support-Auftritt auch genug.

Setlist: Russian Roulette / Catacombs / Fix Me / Knives / Novacaine / Now Is The Time / Heart-Shaped Box (Nirvana cover) / Wasteland / Dead In The Water / The Optimist / Shoot It Out

© Jeff Forney

Was die jubelnde Menge fordert, sind dann doch eher Gitarren-Riffs, die nicht nur angedeutet, sondern vor allem ausgespielt werden – und genau das werden sie bei Three Days Grace ausführlichst und in jedem Song. Bereits beim Opener „So Called Life“, der um 21 Uhr durch die Boxen dröhnt, jubeln und headbangen die rund 2.000 Menschen in der TonHalle, gesteigert nur durch den danach eingeschlagenen Blick voller altgedienter Oldschool-Brecher: „Animal I Have Become“, „Pain“, „Break“. Die Musiker haben keine Zeit zu verlieren, so rennen sie durch ihr Set, heizen das Publikum stetig weiter an und gestalten auch ihre überraschend balladenfreie Setlist – ein Brecher folgt auf den anderen. Im Fokus dabei: Frontmann Matt Walst, der mit mittlerweile neun Jahren Bandzugehörigkeit wahrlich nicht mehr „der Neue“ in der Formatierung ist und sich bestens einfügt; nicht nur das, er gibt den Liedern mit seiner glasklaren Vocal Performance sogar noch einmal mehr Reiz.

Doch allgemein ist das spielerische Niveau irrsinnig hoch – das Quartett ist bestens eingespielt, instrumental geht absolut kein Ton daneben. Natürlich sind die Herren weltweit fleißig unterwegs und betouren ihr aktuellstes Werk schon eine Zeit, dementsprechend durchkalkuliert und getaktet ist das Konzert, dennoch geben sie den Münchner zu keiner Sekunde das Gefühl, nur ein Tourstopp von Vielen zu sein. Dafür sorgt auch ein kleiner Akustik-Block, in dem die Musiker offensichtlich auch ein wenig blödeln dürfen und allerlei Ansagen raushauen, die ihnen spontan einfallen – das schafft eine sympathische Atmosphäre und gibt zudem mit u.a. „The High Road“ großartige Songs ins Programm, die im akustischen Gewand nur noch einmal die musikalische Fertigkeit untermauern. Am Ende klingt sogar der E-Gitarrensound immer noch mächtig und satt, im Gegensatz zum 2018er-Konzert, weshalb die Band nach rund 90 Minuten mit dem Song „Riot“ sich zurecht lautstark bejubelnd von der Bühne verabschiedet. Nicht nur ein grandioser Auftritt, auch noch eine deutliche Steigerung zum letzten Gastspiel. Hut ab!

Setlist: So Called Life / Animal I Have Become / Home / Pain / Break / The Mountain / I Am The Weapon / Painkiller / The High Road / World So Cold / Just Like You / Neurotic / The Good Life / Lifetime / I Hate Everything About YouZugaben: Never Too Late / Riot

Bericht: Ludwig Stadler