Silver Wings – Pallbearer, Elder und Irist im Feierwerk (Bericht)

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My internet's out and today was The Pecan's first day of school, so he was nervous and I have the bite marks up my arm to prove it. What a fucking wreck today has been. It is not yet 10AM.Schwere Gitarrenarbeit wurde am 30. September 2022 im Feierwerk verrichtet: Drei amerikanische Bands mit gewissen Überschneidungen, aber auch mit erheblicher stilistischer Variation gaben sich die Ehre: Pallbearer, Elder und Irist.

Das Hansa 39 ist trotz des zeitigen Konzertbeginns schon recht ordentlich gefüllt, als Irist die niedrigschwellige Bühne in Beschlag nehmen. Der Vierer aus Atlanta fungiert als Supportact für die Pallbearer und Elder, die sich die Headliner-Position teilen. Trotzdem hat die Band fast eine Stunde Zeit, sich vor dem Publikum zu beweisen, und sie nutzt diese Chance: Irist spielen modernen Metal, in dem sich verschiedene Stileinflüsse abzeichnen. Damit fallen sie ein wenig aus dem Doom-Stoner-Heavy-Rock-Rahmen, den Elder und Pallbearer vorgeben. Dessen ungeachtet sind die Songs der Gruppe so eingängig, ihre Performance so engagiert und präzise, dass sie im Publikum schon bald auf Gegenliebe stoßen. Besonders Sänger Rodrigo Carvalho legt eine beeindruckende Stimmarbeit an den Tag, es gelingt ihm, auch screamend noch passioniert und artikuliert zu klingen. Auf diese Weise erweisen sich Irist als sehr gute Wahl für ihre Position auf dieser Tour, die die Bands weitläufig durch ganz Europa führt, Nicht nur können sie für sich betrachtet überzeugen, ihre im Vergleich zu Elder und Pallbearer aggressivere Herangehensweise sorgt auch für willkommene Auflockerung, ehe man sich kurz darauf mit Pallbearer dem Grabe anheimgibt.

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© Pallbearer

Vor genau zehn Jahren machte die Gruppe aus Arkansas mit ihrem Debüt »Sorrow and Extinction« Furore. Ihre intelligenten, Überlebensgröße mit Eingängigkeit und sensiblem Songwriting verknüpfenden Songs machten Pallbearer bald zu einer signifikanten Hausnummer in der Genre-Welt und darüber hinaus. Heute steht aber nicht das Debüt, sondern Pallbearers jüngstes Werk »Forgotten Days« auf dem Speiseplan – was das Konzert des Quartetts auf keine Weise weniger genießbar macht. Spätestens nach zwei Songs hat die Gesangsdoppelspitze aus Brett Campbell (Gitarre) und Joseph Rowland (Bass) ihre Flughöhe erreicht und Pallbearer beweisen, warum sie zurecht als eine Ausnahmeerscheinung gehandelt werden. Trotz der epischen Breite ihrer Songs weist ihre Darbietung keine Längen auf, im Gegenteil. Wer so eingängige Songs wie »Caledonia« neben Bretter wie »Given to the Grave« reihen kann, dem hört man gerne zu. So angetan ist das mittlerweile durchaus raumfüllende Publikum von der Pallbearerschen Kost, dass es gelingt, die Band nach Abschluss ihres Sets mit dem letztgenannten Titel zu einer nicht planmäßigen Zugabe noch einmal auf die Bühne zu locken.

Setlist: Forgotten Days / Riverbed / The Ghost I Used to Be / Silver Wings / Caledonia / I Saw the End / Given to the Grave // Zugabe: Vengeance & Ruination

© Elder

Bei Elder geht es mehr upbeat zu als bei Pallbearer, was angesichts der fortgeschrittenen Stunde durchaus willkommen ist. Die Band, die 2008 zunächst als Doom- und Stoner-Metal-Act in Erscheinung trat, stellt heute insbesondere ihre progressive und psychedelische Seite zur Schau. Aus dem Grabe heißt es nun also in die Weiten eines warm durchwehten Kosmos aufzusteigen: ein Leichtes, schwebt man auf Stücken wie »Halcyon« oder »Blind«. Von ihrem neuen, für Ende November angekündigten Album geben Elder noch keine Kostprobe, doch angesichts ihrer starken Setlist ist das durchaus zu verschmerzen. Mit »Sanctuary« verabschiedet sich die Band und beschließt einen langen, doch ausnehmend kurzweiligen Konzertabend.

Setlist: Compendium / In Procession / Blind / Dead Roots Stirring / Halcyon / Sanctuary