Sie sind wieder zurück auf dem Ponyhof! Während am Tag davor bereits Die apokalyptischen Reiter das Backstage Werk bestiegen haben, ritten nun die Cowboy-Crossover-Boys von apRon ein. Am Samstag, den 11. November 2017, war es nämlich wieder einmal soweit: die vierte Ausgabe des Punchfests stand auf dem Plan, dieses Mal eine Nummer umfangreicher und größer. Gemeinsam mit Schmutzki, The Intersphere, Kochkraft durch KMA und We Like Cake wurde sich fröhlich durch den Abend und bis in die Nacht hinein gerockt.
Den Anfang machten um 18:30 Uhr die Münchner Jungs von We Like Cake. Sie haben sich gegen etliche andere Mitstreiter im Bandcontest durchgesetzt und damit den begehrten Opening-Slot auf der Bühne des Backstage Werks ergattert. Leider haben wir den Auftritt verpasst aufgrund eines vorherigen Einsatzes im Residenztheater – der letzte Song, den wir aber noch mitbekommen haben, wurde mitreißend performt und dargeboten, wenngleich auch der Sound leider etwas matschig und leise war. Der verrückte Mix von Core, Metal, Rock und Synthie weiß aber durchaus zu gefallen!
Um 19:25 Uhr verdunkelte sich die Bühne abermals und eine Band ohne Banner und großem Bühnensetting betrat die Stage: Kochkraft durch KMA. Schlicht nur mit einer einzigartigen Schlagzeug-Konstruktion, die problemlos transportiert werden können müsste, einem Synthesizer, der den Bass spielt, einer Gitarre (ganz klassisch) und einer Sängerin, enterten sie die Bühne und überströmten das Publikum mit der ultimativen Portion Blödsinn. Dabei waren die Musiker durchgehend tight und trotz der absoluten Eskalation, die sie auf der Bühne starteten, durchgehend unterhaltsam und musikalisch hochwertig. Zwar muteten Texte wie in den Songs „Totale Toleranz“ und „Rasen“ maximal zum leichten Schmunzeln an, nichtsdestotrotz bleibt der Auftritt nachhaltig im Kopf. Klassisch bayerisch könnte man es wohl so zusammenfassen: „So bled, dass scho wieder guad is“!
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Die wirklich lange Umbaupause zur nächsten Band konnte man sich zum Glück mit etlichen Aktivitäten vertreiben. So gab es u.a. Bullriding, den reich bestückten Merchstand, Infostände über das Street-Team, viele Zeichner von Band-Illustrator Andi Papelitzky und Eissorten des Verrückten Eismachers, dieses Jahr Pferdeapfeleis und Augustiner Bier. Zuckerwatte hätte man theoretisch auch zu sich nehmen können, leider brannte da aber die Maschine bereits zu Beginn durch. Immerhin konnten auch die Raucher und Draußen-Steher mit einer „Hau den Lukas“-Apparatur beglückt werden. Langweilig wurde also keinem.
Nach 35 Minuten Soundcheck ging es um 20:50 Uhr weiter mit The Intersphere. Die Band fusioniert einige Musikstile im progressiven Stil, meistens ein Spagat zwischen klassischem Alternative Rock und wuchtigen Metal-Riffs. Die Performance der Songs war energiegeladen und hochmotiviert, was leider nicht darüber hinweg täuschte, dass viele Strophen sich ewig zogen und zudem sehr gleich anhörten. Das wurde mit der Zeit etwas ermüdend und nur mit den recht harten Gitarren-Riffs etwas gebrochen. Knappe 50 Minuten dauerte der Auftritt, die Musiker wurden unter großem Applaus wieder von der Bühne entlassen, wenngleich es auch leider der Auftritt sein wird, an den man sich am wenigsten erinnern wird. Zu groß waren die Fußstapfen von Kochkraft durch KMA.
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Eine weitere halbe Stunde später, der Abend zog sich bereits stark, begannen die Co-Headliner ihr Set: Schmutzki. Die Stuttgarter haben sich in den letzten Jahren eine ordentliche Fanbase erspielt, was man auch an den unzähligen Band-T-Shirts sehen konnte. Dementsprechend groß auch die Stimmung unter den Fans – bei allen anderen verhielt sich das allerdings ganz anders. Schmutzki polarisieren unfassbar stark mit ihrem, absolut objektiv gesehen, textlich und musikalisch sehr plumpen Liedgut. Das kann einem gefallen, der auf schnellen und rotzigen Deutschpunk der Moderne steht. Kann aber auch genauso als schrecklich und unbeschreiblich nervig angesehen werden. Was man hin und wieder als Geschmackssache abtun kann, ist hier tatsächlich sehr spaltend, denn entweder man liebt die Band – oder man hasst sie. Selbstironisch kontern sie das aber mit dem Song „Hey Haters“ und auch Lieder wie „Erinner dich mal“ zeigen, dass da doch ordentlich Potenzial dahintersteckt. Um 23 Uhr verklang das letzte Liedlein, nämlich der 19-Sekunden-Punk-Smasher „Punk ist tot“.
Setlist: Punk ist tot / Disko Diktatur / BÄM / Hey Du / Mob / Hey Haters / Spackos Forever / Zeltplatz Baby / Rodeo / Dein Song / Krass gut / Sauflied / Backstage / Erinner dich mal / Punk ist tot
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Inzwischen hatte sich schon eine massive Müdigkeit eingestellt, war doch das letztjährige Punchfest um diese Uhrzeit bereits aus. Hier war es leider so, dass die Headliner um 23:20 Uhr die Bühne erst betraten. apRon waren zum Glück genauso fit wie die (wieder oder immer noch?) wachen Fans, welche ordentlich Tumult zu den Opener-Songs „Auf dem Ponyhof“ und „Vorhang Auf“ veranstalteten. Wie fast schon gewohnt von den Münchnern, erwartete einem eine mitreißende Show mit inzwischen schon altbekannten Gimmicks wie das Crowdsurfen auf einem Plastik-Krokodil bei „Das Krokodil“, eine Schar von Luftballons und natürlich Tonnen von Konfetti. Dabei kam die musikalische Qualität und Darbietung der Songs allerdings nicht weniger stark weg. Großen Respekt sei allerdings all denen ausgesprochen, die bis zum bitteren Showende um 0:50 Uhr mitgemacht haben. Eine reife Leistung, nach so einem Bandaufgebot noch 90 Minuten durchzutanzen!
Setlist: Auf dem Ponyhof / Vorhang Auf / Mensch aus Glas / Das Krokodil / In Cerebrum Cacatur / Leinen los / Wenn der Damm bricht / Zirkus / Gefällt mir nicht mehr! / Mr. Punch / Seiltanz / Taktstock / Hangman – Zugabe: Alice D. / Der Prokrastinator / So leer
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Fazit: Das vierte Punchfest war ein kleines Wechselbad der Gefühle. Zwar war wieder alles Mögliche geboten, das Spaß und Laune verbreitet, die Länge des Konzertes war aber maßlos zu lang. Vier Vorbands und ein Headliner – das ließ bereits einen sehr langen Abend erahnen, nicht aber das Ausmaß. Auch wenn manche Bands ein wahrer Glücksgriff waren und apRon als Headliner fraglos überzeugen konnten, ist diese Masse an Acts definitiv zu viel. Manchmal ist weniger mehr.
Bericht: Ludwig Stadler
Fotos: Thomas Steinbrunner
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