In einer genrefizierten Musikwelt, in der allzuoft detaillgenaue Stilübungen sich an Stelle überholt wirkender Originalitätsansprüche als Qualitätsmaßstab etablieren können, braucht es Künstler*innen, die von ihrem Werk nicht zu trennen sind. Ein solches Original ist mit Sicherheit Emma Ruth Rundle. Ihr Werdegang als Musikerin und Bildkünstlerin, als mit seelischem und körperlichem Leid konfrontierte Person drückt sich in ihren eindringlichen Texten ebenso wie in den musikalischen Entwicklungen und Brüchen aus, die ihr Werk durchziehen. Dem verhallten, von einer Stimmung existentieller Angst durchzogenen Dark-Folk-Debüt »Some Heavy Ocean« folgte das deutlich schwerer inszenierte »Marked For Death«, das schwankt zwischen manifester Verzweiflung und der Euphorie »in Thinking of Final Exits«, wie sie sich nur in Billy-Corgan-à-Siamese-Dream-esken Gitarrenausbrüchen Ausdruck verschaffen kann. Nach ihrer vielbeachteten Kollaboration mit der Sludgeband Thou (»May Our Chambers Be Full«, 2020), erschien 2021 »Engine of Hell«, das einen tiefen Bruch in Rundles Leben und Schaffen markiert. Keine Band, keine Gitarrenmusik mehr, zu hören sind nur Rundles Stimme und ihr minimalistisches Klavierspiel. Es ist ihr mit Abstand schwerstes Album; die Stimme, die Rundle in der Abkehr von ihrer beinahe lebenslangen Drogen- und Alkoholsucht und von ihrem ehemaligen Partner Evan Patterson (Jayle Jayle) gefunden hat, ist von einer bisweilen überwältigenden Schlichtheit, Eindringlichkeit und Traurigkeit.
Rundle kommt bald nach Europa, um »Engine of Hell« (zum letzten Mal) zur Gänze live zu spielen. Am 18. Juli hat man in München Gelegenheit, Rundle in der Matthäuskirche zu erleben.
Karten gibt es HIER zu kaufen.
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