‚Wenn was richtig Gutes läuft, würde auch auch mal mit ins Theater gehen‘. Wer solche Leute im Bekanntenkreis hat, der hat nun eine tolle Empfehlung auszusprechen. Sie kann so klingen: ‚Du kennt doch „Das Leben des Brian“?‘ – ‚Klar‘ – ‚Dann lass uns das doch anschauen, es läuft nämlich sei dem 15. Juli 2021 im Gärtnerplatztheater!‘.
Seit 2007 ist das von Eric Idle und John Du Prez kreierte komische Oratorium bereits in Nordamerika und Australien unterwegs. Nun verschlägt es dieses Konzert der anderen Art über den großen Teich und ausgerechnet ins konservative München. Und das Publikum findet es, um das schon vorwegzunehmen, grandios.
Das Oratorium teilt sich in fünf Teile á vier bis fünf Titel und der Abend, dem Film nachempfunden, ist keine billige Kopie davon, sondern steht als eigenes kreatives Werk. Der erste Teil startet mit einer Anspielung an den biblischen Offenbarungstext, in dem vom großen Monster, das über die Welt kommen wird, die Rede ist. Der Chor und die Solist*innen beschwören, so pathetisch wie man es von Oratorien kennt, den Untergang der Welt und bereiten den großen Moment vor: Auftritt Krümelmonster! Dieser Widerspruch zum ernst wirkenden Oratorium im prunkvollen Saal des Theaters wirkt nicht peinlich, sondern locker und witzig. Ein Highlight im zweiten Teil: ‚Wir finden Schafe scharf ‚, der Chor zieht sich Kappen mit beweglichen Ohren auf und ruft Mäh, dazu Auftritt steppender Fellball aka Schaf. Dies ist der erste Moment, in dem man sich fragen mag: Ist das jetzt nicht etwas zu albern? Doch führt man sich vor Augen, welchem Stil das filmische Vorbild von Monty Python folgt, dann ist dieses steppende Schaf und der mähende Chor vollkommen gerechtfertigt. Genau diese überzogene Ästhetik ist schließlich das Merkmal der Comedy-Truppe. Spätestens hier wird klar: Geht es im Film darum, kirchliche Dogmatik auf die Schippe zu nehmen, gilt dies in der Inszenierung auch für die Tradition der Oratorien und klassischen Konzerte, die ja gemeinhin als hochkulturelle Ereignisse wahrgenommen werden.
So schafft es Anna Agathonos als Mandy in den richtigen Momenten die übertrieben pathetische Mutter Gottes aufs Korn zu nehmen, beim nächsten Song wiederum ist sie der schrulligen Filmvorlage so nahe. Generell ist der hohe schauspielerische Anteil der Solist*innen zu loben. Auch bei Julia Sturzlbaum als Judith und ihrem Brian (Maximilian Mayer) ist nicht nur der Spaß an Gesang und Schauspiel zu spüren, sondern auch die Dynamik, die beide untereinander entwickelt haben und das Stück lebendig macht. Der schmale Grad zwischen Spiel und Gesang ist hier perfekt getroffen. Schließlich bleibt der Abend ein Oratorium und ist kein Musical, was man nur anders nennen wollte. Doch sind viele kleine szenischen Elemente oder Details im Kostüm eingebaut, die das Sänger-Steht-Vor-Pult-Setting herrlich auflockern. Das ist das Werk von Nicole Claudia Weber, die Regie führt. Ein besonderes Schmankerl hierbei im zweiten Teil: der Moment, in dem Brian eine Sandale verliert und die ihn nachfolgenden Gläubigen den löchrigen Latschen anbeten.
Zum Ende hin folgt der Abend natürlich auch dem Stück, Brian gerät zunehmend unter Druck und wird am Ende ans Kreuz geschlagen. Dass der Abend nicht mit einem tosenden Finale endet, ist also durch Monty Python bereits vorgegeben. Umso überraschender dann die Stimmung nach dem obligatorischen ‚Always Look On The Bright Side Of Life‚. Standing Ovations und laute Rufe. Dass es für diese Inszenierung bisher nur zwei Vorstellungstermine gibt, ist hier wirklich das einzige Manko.
Kritik: Jana Taendler