Ja, was sah der Butler nun eigentlich? Das Stück von Joe Orton zählt zu den bekanntesten Titel des Englischen Theaters im 20. Jahrhundert, wurde posthum aufgeführt und gleich zum Skandalstück erklärt. Nun hat sich das Residenztheater an den Stoff gewagt, passend zum Pride Month, und ein überaus interessantes Stück inszeniert, welches aber nicht jedem gefallen dürfte.
Eigentlich ist der Inhalt des Stücks nicht schwierig zu erklären: Dr. Prentice (Juliane Köhler) versucht seine neue Sekretärin Geraldine Barcley (Christian Erdt) zu verführen, wird dabei aber von seiner Frau (Florian von Manteuffel) erwischt und muss sich nun etwas einfallen lassen, um aus der Situation wieder heil raus zu kommen. Schließlich taucht auch noch der Hotelpage Nickolas Beckett (Antonia Münchow), welcher Mrs Prentice mit geschossenen Skandalfotos um einen Job erpressen will, der Psychiater Dr. Rance (Charlotte Schwab), welcher Prentice überprüfen soll, und Seargent Match (Cathrin Störmer), der die verlorengegangenen Teile einer Churchill-Figur sucht, auf, und bringen immer mehr Chaos in das Irrenhaus.
Die Geschichte des Spiels an sich ist dabei nicht wirklich relevant und folgt im Grunde genommen dem System einer klassischen Verwechslungskomödie: die Charaktere verkleiden sich ständig neu, um ihre jeweiligen Probleme zu vertuschen. Es gibt Missverständnisse, falsche Ansichten, wahnsinnige Psychiater und gesunde Wahnsinnige. Das alles ist dabei mit einer sehr guten Portion Witz unterlegt und setzt nicht auf Slapstick, sondern den tatsächlichen Witz im Dialog. Die hauptsächlichen Themen des Stücks sind dabei Sexualität, Mord, Sex an sich und… noch mehr Sex. Und an diesem Punkt erreicht man einen Kritikpunkt, den man dem Stück vorwerfen will: So richtig lustig ist das ganze heute an sich nicht mehr. In den 60er-Jahren, als Homosexualität noch einen Tabubruch darstellte und auch das Sprechen über Sex an sich noch eher verpönter war, konnte das Stück sicher noch mehr begeistern und polarisieren. Heute ist das nicht mehr so. Die meisten der Scherze können einem vielleicht noch ein Lächeln herbeizaubern, mehr aber meistens nicht, zu wenig davon hat man nicht schon einmal irgendwo gesehen oder gehört.
Der richtige Humor des Stücks liegt hier in der Aminierung und den Schauspieler*innen. So verkleiden sich im Laufe des Stücks die männlichen Rollen als Frauen, welche ja allesamt von Frauen gespielt werden, und anders herum. Nun müssen Frauen schlecht Frauen spielen und Männer schlecht Männer – und das gelingt allen ganz hervorragend. Auch die Inszenierung des Stücks ist geglückt: ob nun die weiße Bühne während der Pause und einer Musiknummer bestrahlt wird oder die Schauspieler*innen auf einen Turm hinaufsteigen, um große Nachrichten zu verkünden. Handwerklich funktioniert alles einwandfrei und es sind auch diese Szenen, die am meisten Spaß machen.
Abschließend kann man sagen: „Was der Butler sah“ bietet durchaus Kurzweil, aber vielleicht hätte er auch gerne noch mehr gesehen. Das Stück glänzt in den Momenten, in denen es sich von der Vorlage löst und mehr bietet als schmutzige Witze und Travestie, sich traut, etwas Anderes zu machen. Vielleicht wäre etwas mehr Unkonventionelles für ein unkonventionelles Stück angebracht gewesen. So bleibt es doch hinter sich selbst zurück.
Kritik: Cedric Lipsdorf