Es dauert etwas, bis das Publikum an diesem Samstag, 8. Februar 2020, so richtig warm wird und auch die Begeisterung für die Band, die da auf der Bühne spielt, zeigt, aber dann gibt es kein Halten mehr. Verwundern tut dies wenig, denn The Darkness sind nicht nur eine x-beliebige Rockband, sondern seit über 15 Jahren eine Instanz im Rock-Geschäft und spätestens seit ihrem Comeback im Jahr 2012 stärker als je zuvor. Im Vorjahr haben die Briten ihr Album „Easter Is Cancelled“ veröffentlicht, was ein guter Grund ist, wieder in den Tourbus zu steigen. Der Besuch im Technikum ist dabei restlos ausverkauft.
Zuvor dürfen die Australier von DZ Deathrays an ihren Instrumenten ihr Bestes geben – und das nutzen die Musiker ordentlich aus. Statt einem langen Intro legen sie unverblümt mit „Witchcraft, Pt. II“ los und überzeugen mit ihrem ausgeglichenen und wuchtigen Sound. Das ist vor allem insofern überraschend, da ein Bass vollkommen fehlt, stattdessen wird eine der beiden Gitarren mit mehr Höhen, die anderen mit mehr Tiefen ausgestattet. Und siehe da: die Riffs könnten definierter kaum klingen. Headbang-Futter bringt die Band dabei einiges mit, es bleibt über die gesamten dreißig Minuten schnell, laut und treibend. Einzig die lieblos-genuschelten Ansagen sind noch ausbaufähig – aber beeinträchtigen den gelungenen Auftritt nur minimal.
Setlist: Witchcraft, Pt. II / IN-TO-IT / Reflective Skull / Like People / Gina Works At Hearts / Shred For Summer / Ocean Exploder
The Darkness teilen es sich dieses Mal auf: in den ersten 50 Minuten gibt es „Easter Is Cancelled“ in voller Länge zu hören, anschließend folgt eine Stunde Best-Of aus den vergangenen Bandjahren. Und selbst wenn das neueste Material nur minimal ruhiger ist, mag die Stimmung zu Beginn einfach nicht vollkommen überkochen. An den Songs liegt es allemal nicht: ihr mittlerweile sechstes Studio-Album ist abwechslungsreich, eingängig, fantastisch komponiert und glänzt nicht nur auf den Aufnahmen, sondern auch auf der Bühne mit dem vollen Auskosten der Stimme von Frontmann Justin Hawkins. Er ist es auch, der durchgehend von einer Gruppe etwas zu motivierten Besuchern angefeuert wird, bis er sie irgendwann nach vorne bittet und mit ihnen gemeinsam feiert. Bis dahin folgen teils Balladen, die von Gerede und Gebrülle gestört werden und einen etwas betrübten Blick auf diese grandiose Performance von Bühnenakteuren in Weiß hinterlassen. Ist das wirklich alles, was München zu bieten hat?
Zum Glück nicht, denn in der zweiten Hälfte drehen sowohl Band als auch Publikum maßlos auf – so sehr, dass Hawkins am Ende des Abends dies als „best concert in Germany so far“ betitelt, was durchaus ernst gemeint klingt. Er selbst fetzt in seinem mittlerweile roten Overall über die Bühne, macht einen Handstand oder zieht die Klamotten an, die ihm das Publikum auf die Bühne wirft. Nach den ersten Crowdsurfern ermutigt er sich dann kurz vor Ende des Auftritts auch noch dazu, ein Bad in der Menge zu nehmen, was zwar kurz ausfällt, aber den Musiker vollends glücklich zum Finale schreiten lässt: „I Believe In A Thing Called Love“. Der größte Hit der Briten, der sogar in der legendären Serie „Glee“ von Adam Lambert und Chris Colfer als Duett gewürdigt wurde, zieht noch einmal ordentlich am Eskalationsgrad und lässt die Münchner Menge unerwartet wild herumhüpfen und kreischen. „Youth Gone Wild“ haben Skid Row einst gesungen – das schließt hier wohl die Junggebliebenen mit ein. Aber wen kann man es auch bei so einem stimmigen Abend verübeln? Gut aufgelegte Musiker, druckvoller Sound, ein stimmlich überragender Justin Hawkins und eine Setlist, die die Besucher nach rund 110 Minuten glückstrunken nach draußen wanken lässt. Einen Samstagabend kann man wahrlich schlechter verbringen.
Setlist: Rock And Roll Deserves To Die / How Can I Lose Your Love / Live ´Til I Die / Heart Explodes / Deck Chair / Easter Is Cancelled / Heavy Metal Lover / In Another Life / Choke On It / We Are The Guitar Men / One Way Ticket / Barbarian / Growing On Me / Japanese Prisoner Of Love / Love Is Only A Feeling / Sold Gold / Givin‘ Up / Street Spirit (Fade Out) (Radiohead cover) / Get Your Hands Off My Woman – Zugabe: I Believe In A Thing Called Love
Bericht: Ludwig Stadler