Strike Of The Beast – Exodus im Backstage (Konzertbericht)

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Exodus ist eine dieser Bands, die aus dem Konzertjahr in München schon lange nicht mehr wegzudenken ist. Die Urväter der Bay Area Thrash-Bewegung der frühen 80er Jahre sind mittlerweile jährlich im Backstage München anzutreffen und sind immer ein gerne gesehener Gast. Wo allerdings letztes Jahr noch deutlich Platz in der Halle zu vermerken war, ist es diesmal rappelvoll. Es ist immer unglaublich sympathisch, wenn große, etablierte Musiker einer lokalen Band den Opener-Slot überlassen, so wie in diesem Fall. Letztendlich war jede Band einmal eine dieser lokalen Newcomer, doch die wenigsten fördern diese ansatzweise genug.

Den Anfang machen daher  die quasi Lokalmatadoren Mynded, die zumindest aus der örtlichen Szene schon lange nicht mehr wegzudenken sind. Die Halle ist bereits überraschend gut gefüllt und es sieht nach richtiger Heimspielatmosphäre aus, allerdings können Mynded den Heimvorteil nicht ganz nutzen. Rifftechnisch ist gerade die Kombination einer 6- und einer 7-Saiter-Gitarre zwar für Thrash recht ungewöhnlich, aber liefert definitiv den gewünschten Effekt: Eine solide Riff-Wand. Da hört es dann leider auch schon auf, denn sonst gibt es kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal. Neben der wirklich guten Rhythmus-Abteilung und ein paar kreativen Solo-Passagen fehlt es einfach sehr an einer charakteristischen Hook. Die Songs wirken oft ein wenig so, als würde einfach dieser letzte Feinschliff im Lead-Bereich fehlen. Natürlich steht Melodie und Harmonie beim Thrash absolut nicht im Vordergrund, aber letztendlich kann es das sein, was einer 08/15-Thrash-Band ein Gesicht verleiht und sie auf die nächste Stufe hebt. Das Publikum schwankt ein wenig und ist immer wieder kurz bereit, mehr als ein Wippen und ein bisschen Haareschütteln zu zeigen, aber der letzte Funken will nicht so recht überspringen. Hauptgrund dafür, so wirkt es zumindest, scheinen die übertriebene Gestik und Ansagen des Mikrofonführenden zu sein. Natürlich ist das Meckern auf einem sehr hohen Niveau, aber die Körpersprache wirkt schlaksig selbstsicher an vollkommen falscher Front. Es macht einen klaren Unterschied, ob ein Pitbull wie Rob Dukes oder ein Stimmtornado à la Steve Souza die Menge zum Toben aufruft, oder eben ein übermütig wirkender Rookie, dessen Gesangsleistung auch keine wirkliche Rechtfertigung darstellt. Das Potential ist da und wurde auch schon einige Male deutlich besser entfaltet, aber es gibt doch noch einige Lektionen zu lernen. (Ein Lesson in Violence.Wortspiel wäre an dieser Stelle doch zu einfach gewesen.)

Weiter ging es mit im Gegensatz zum Hauptact sehr raren Gästen: Savage Messiah haben einen langen Exkurs durch die verschiedenen Metal-Genres hinter sich und das Resultat kann sich hören lassen. Ebenfalls herzlichst auf der Bühne empfangen, liefern sie auch direkt eine gelungene Mischung aus Power-, Heavy- und Thrashmetal ab, die kurz an die Anfänge von Angelus Apatrida oder Iced Earth erinnern lässt. Einmal quer durch die Diskografie heizen die Briten das Publikum für Exodus an, allerdings ist noch nicht die Bewegungsfreude vorhanden, die man sich von einem Konzert dieser Art erwartet. Insgesamt ein solider Auftritt, nicht mehr und nicht weniger, dennoch musikalisch sehr empfehlenswert.

Was folgt ist wirklich schwer zu toppen: Exodus legen los und ab der ersten Sekunde ist das Publikum eine sehr bewegte Masse. Die Stimmung ist gigantisch und die Setlist gerade für Fans der frühen Werke grandios. Recht machen kann man es, was die Setlist angeht, eh nicht jedem, viele werden sagen, die Auswahl ist ein wenig zu einseitig und viele großartige Alben werden hierbei komplett außen vor gelassen. Fast das ganze „Bonded by Blood“-Album wird zum Besten gegeben und stören tut das zumindest augenscheinlich absolut niemanden. Glücklicherweise konnten sich auch zwei Songs des letzten Werkes „Blood In, Blood Out“ in der Setlist halten und eine Abrissbirne jagt die nächste. Der krönende Abschluss bleibt allerdings immer der selbe: Zu „Toxic Waltz“ geht es noch einmal richtig rund, im wahrsten Sinne des Wortes, während anschließend mit „Strike of the Beast“ noch einmal alle Kräfte mobilisiert werden und die Exodus-getreue Wall of Death als Grande Finale entfesselt die letzten Kraftreserven. Ein massives Thrash-Feuerwerk, zu keinem Punkt langweilig, an keiner Stelle langatmig, selbst die üblichen „technical difficulties“ werden mit einer improvisierten Kurzrede von Souza souverän überspielt.

Setlist: Funeral Hymn / Blood In, Blood Out / Deliver Us To Evil / Deathamphetamine / Exodus / Body Harvest / And Then There Were None / Parasite / A Lesson In Violence / Bonded By Blood / The Toxic Waltz / Strike Of The Beast

Einmal mehr wurde bewiesen, dass Exodus den Legendenstatus mehr als verdient haben und eigentlich an Stelle von deutlich größeren Bands des Genres stehen sollten. 12 Songs reichen vollkommen aus, um den letzten Tropfen Schweiß aus sichtlich zufriedenen Thrashern zu pressen. Exodus zu verpassen, das ist fast schon eine Kunst, aber nach diesem Auftritt auch absolute Thrash-Metal-Blasphemie.

Bericht: Luka Schwarzlose