Rhythmus, der die Massen bewegt – STOMP im Deutschen Theater (Bericht)

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Ein Theaterstück ohne Handlung, ein Musical ohne Story. Leute, die mit Besen auf dem Boden und mit Knüppeln auf Tonnen herum klopfen. Klingt komisch? Ist aber ein Erfolsgarant! Seit etlichen Jahren befeuert STOMP nun schon die Theater dieser Welt. Mit internationalen Touren reißen sie die Leute von New York bis Berlin vom Hocker. So auch am 28. März 2023 im Deutschen Theater München, dem Auftakt einer einwöchigen Spielzeit. Das Konzert ist ebenso simpel wie genial. Mit unterschiedlichen Mittel von Kunststoffrohr bis zum Wellblech erzeugen die Musiker*innen erst nur einzelne Töne, die sich dann zu Takten, schließlich zu Rhythmen verdichten, deren ansteckender Kraft sich praktisch keiner entziehen kann.

© Steve McNicholas

Der Abend beginnt mit der bekannten Besen-Nummer: das Fegen über den Boden in Kombination mit Aufstampfen der Füße und Klopfen der Besen. Erst kommt nur ein Musiker, als käme der ganz zufällig vorbei, nach und nach gesellen sich die anderen dazu und der Eindruck eines spontanen Jams entsteht. Dann wird schon in den ersten Minuten der Takt schneller, das Energielevel höher, um zu Beginn ordentlich auf den Putz zu hauen. Hier soll gezeigt werden, was diese Gruppe drauf hat. Das Publikum ist begeistert, was für Stimmungen und Rhythmen entstehen, nur weil Leute klopfen und trommeln. Doch der Draht zwischen guter Stimmung, die das Publikum mitreißt, und übertriebenem Enthusiasmus ist schmal. Gerade weil nicht mit Instrumenten, sondern mit Gegenständen musiziert wird, passiert schnell das, was jeder von zuhause kennt, wenn Kinder auf Töpfe klopfen: Krach, der anstrengend ist und nervt.

© Steve McNicholas

Aber nicht bei STOMP, die genau wissen, was sie tun, und das nicht seit gestern, schließlich existiert das Konzept seit Beginn der 90er-Jahre. Und so folgt auf den großen Auftakt ein etwas ruhigerer Teil, ganz im Stil einer Einführung des Prinzips STOMP. Dieses besagt: Man kann mit allem Rhythmus erzeugen. Daher wird nun erst einmal nur mit den Händen gearbeitet. Mal wird laut und schallend geklatscht, dann ergeben gerundete Handflächen wieder einen hohlen Ton. Oder die Musiker klopfen sich auf den eigenen Körper – den wortwörtlichen Klangkörper sozusagen. Durch diese Dramaturgie bleibt vor allem zu Beginn die Erwartung und Vorfreude, was mit all den aufgehängten Töpfen, Deckeln, Mülltonnen und Gittern, die das Bühnenbild ergeben, im Laufe der Show noch passieren soll. Als sie schließlich in der zweiten Hälfte der Show zum Einsatz kommen, ist das Publikum umso begeisterter.

Was die Musiker mit den Gegenständen veranstalten, ist aber nicht die einzige Dynamik der Klangperformance. Auch miteinander spielt das Team. So entstehen oft Slapstick-hafte Situationen, die einen hohen Unterhaltungswert haben. Wenngleich kein einziges Wort gesprochen wird, ist es doch extrem witzig, diese Show anzusehen. Spätestens, wenn das Publikum mit einzelnen Klatscheinsätzen zum Teil des Taktes wird, ist das Eis endgültig gebrochen und alle sind hellauf begeistert. Fazit also: STOMP ist eine Show für Jung und Alt, ein Erfolgsgarant, der wirklich jeden catcht!

Bericht: Jana Taendler