Pure Live-Energie, egal, die wievielte Show der Tour man gerade spielt, bringen nicht allzu viele Bands auf die Bühne. Die Leoniden sind genau dafür bekannt. Ihr Mix aus Indie, Rock, elektronischen Spielereien und einer ordentlichen Schippe Punk sorgen für schnelle und treibende Arrangements, die sich auf der Bühne wunderbar entladen können. Das haben sie bereits mit den vergangenen drei Alben bewiesen und jüngst auch auf dem neuesten Werk „Sophisticated Sad Songs“, mit dem die Kieler Band aktuell unterwegs ist. Am 25. Oktober 2024 haben sie in der Muffathalle Halt gemacht, restlos ausverkauft.
Mit dabei haben sie rosmarin, die sich seit dem vergangenen Jahr allmählich als Indie-Geheimtipp etabliert haben. Drums, Gitarre, Bass und gleich zwei Keyboards sorgen so auch für reichlich Soundspielerei, die sie in einem minutenlangen Live-Intro zum Besten geben. Allgemein konzentriert sich die Band aus Kassel weniger auf ihre Songs, die in den rund 35-minütigen Auftritt nur eingestreut werden, hier geht es eher ums Erzeugen von äußerst tanzbarer Musik mit funkigem Einschlag. Musikalisch klingt es wie ein Mix aus Von wegen Lisbeth und treibendem Bilderbuch, der Gesang ähnelt dann in Betonung aber etwas zu stark dem von Provinz. Die Münchner*innen haben in jedem Fall eine gute Zeit und jubeln fleißig mit.

Während aus den Boxen ein Hit-Aufgebot der letzten 20 Jahren schallert, zeigt sich bereits ein erster Blick auf die Bühne der Leoniden, die an der Wand mit unzähligen Lichttraversen aufwartet. Diese werden gleich zum Start bei „Motion Blur“ gegen 21:05 Uhr eingesetzt und im Laufe des Konzerts immer mehr ausgereizt und gesteigert. Im Laufe der vergangenen Jahre scheinen die Kieler*innen vollumfänglich begriffen zu haben, was ihre Stärke ist: die Musik und sie selbst. Mit tausend Gimmicks, Luftsäulen oder gar Pyro überfrachtet man das Gesamtbild, ausreichend ist eine clever getaktete Lichtshow, die genau diese Stärken unterstreichen. Dementsprechend passend gestaltet sich das konzertuelle Gesamtkonzept, bei dem die Band glänzen kann: Ausnahmslose alle Musiker*innen sind äußerst talentiert an den Instrumenten und bekommen immer wieder Raum, das virtuos zu zeigen. Durchhänger gibt es während des rund 95-minütigen Sets nicht, viel zu viel Freude macht es doch zuzusehen, wie von Percussions zu Keyboards gewechselt wird.
Immer wieder bespielen die Leoniden auch den Konzertraum, so wirft sich Gitarrist Lennart Eicke crowdsurfend in die Menge und auch Sänger Jakob Amr besucht mehrfach die Mitte des Pits, mal singend, mal mit einem Percussion-Stand. Highlight ist sicherlich, als inmitten des Publikums ein weißes Klavier auftaucht und Amr dort „Blue Hour“ und ein paar Cover-Schnipsel aus High School Musical und Linkin Park zum Besten gibt. Gerade der Kontrast zum direkt folgenden und äußerst gitarrenlastigen „You > You“ sorgt für eine explosive Gefühlsmischung an diesem Konzertabend. Und da ist die größte Waffe der Leoniden noch gar nicht berücksichtigt: ihre Songs. Stücke wie „Nevermind“, „Kids“, „L.O.V.E.“ und „1990“ sind regelrechte Hymnen, auch die neuesten Stücke „Never Never“ und „Balance Of Love“ schließen sich genau dem an. Die Gruppe aus Kiel weiß eben genau, was sie tut, und sorgt für ein außergewöhnliches Konzerterlebnis. Kein Wunder, dass es bereits eine Zusatzshow gibt: am 28. Februar 2025 im Backstage Werk. Ticket gibt es hier!
Setlist: Motion Blur / Dice / Keep Fucking Up / Funeral / River / Disappointing Life / Never Never / Sisters / Blue Hour / You > You / Sierra / Balance Of Love / People / 1990 / L.O.V.E. – Zugaben: A Million Heartbreak Songs / Nevermind / Kids
Bericht: Ludwig Stadler