Ein bisschen Wehmut ist dabei, als wir an dem kühlen Donnerstagabend, 23. November 2017, die Optimolwerke in München betreten und uns in der Schlange zum Club Rumours einreihen. Ende des Jahres soll das Areal komplett abgerissen werden, nur die Theaterfabrik wird erneuert. Ein jähes Ende für den kultigen Feierkomplex – und vor allem für das Rumours. Gerade einmal ein halbes Jahr durfte die Konzertlocation bestehen. Umso schöner, dass sich Erdling auf ihrer Tour zum aktuellen Album „Supernova“ für die kleine Halle entschieden haben, sodass wir doch noch einmal dort waren. Die schwarz gewandete Masse ist gut drauf, das Konzert ist ausverkauft – die Zeichen stehen bestens.
Wieso genau das Konzert so spät um 20:30 Uhr begann, weiß keiner so recht, doch der Opener MitGift startete ziemlich pünktlich lautstark mit ihrer selbstbetitelten Hymne „Mitgift“. Überraschend klarer und guter Sound, eine ausgeklügelte Gitarrenarbeit und, vor allem, eine großartige und mitreißende Frontstimme erwarteten den Zuhörer. Die Lieder, die auf der neuen Platte „In Articulo Mortis“ vorhanden sind, kommen gut an und wissen vor allem musikalisch zu überzeugen, leider sind die Gesangslinien der Refrains oftmals recht ähnlich und auch die Texte könnten wesentlich gehaltvoller sein, wenngleich für NDH verhältnismäßig viel Kreativität lyrisch und musikalisch vorhanden ist. Rund 40 Minuten sollte der Auftritt dauern, bevor es mit „Tanzt“ zu Ende ging.
Setlist: Mitgift / Rattenfänger / Mea Culpa / Abgrund / Idol / Nachtphantom / Schweres Wasser / Tanzt
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Die folgende Band war bereits diesen Sommer mit In Extremo auf ihrer Burgen-Tour unterwegs und konnte sich damit erste Bekanntheit in deutschsprachigen Gefilden erspielen: Manntra. Nicht zu verwechseln mit der Doom-Metal-Kombo Mantar, denn die Kroaten haben sich „Slavic Folk Metal“ verschrieben, was dann in etwa klingt wie Rammstein auf Kroatisch mit Folk-Elementen. Sonderlich kreativ mag die Musik nun zwar nicht sein, allerdings machte sie live ordentlich Laune, sodass die Menge fleißig mitklatschte und dem ordentlich langen Auftritt von 50 Minuten eine lautstarke Begleitung gab.
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Wenn man ein Konzert erst um 20:30 Uhr beginnen lässt und den beiden Supports eine sehr beachtliche Spielzeit gibt, hat das natürlich zur Folge, dass der Headliner erst ziemlich spät beginnt. Während die meisten Konzerte also unter der Woche bereits die weiße Fahne schwenkten und die Gäste nach Hause schickten, legten Erdling um 22:50 Uhr mit dem ertönenden Intro erst los. Da die Bühne des Rumours etwas unglücklich in der Ecke gelegen ist, mussten die Musiker erst einmal durch die Menge auf die Bretter, um danach mit „Mein Element“ das Set zu starten. Die Stimmung war anfangs noch etwas verhalten, sollte sich aber zunehmend bessern und spätestens ab „Dickicht“ wirklich gut und ausgelassen sein.
Die Performance der Gruppe war energiegeladen und sichtlich motiviert, wenngleich auch durch die Bühne eingeschränkt. Nichtsdestotrotz feierten die Besucher die Songauswahl der beiden vorangegangenen Alben, vor allem aber des neuesten Silberlings „Supernova“, der eine gelungene Steigerung des Sounds und Härtegrads der Band war und einer ersten, eigenen Headliner-Tour auch absolut würdig. Auch wenn die großartigen Songs „Über-Ich“ und „Als ich Gott erschuf“ es nicht in die Setlist geschafft haben, bleibt trotzdem ein schöner, kurzweiliger Song-Mix.
Während der Sound anfangs noch hörbar schwächelte und die Gitarre nicht so recht hervorstechen konnte, wurde auch das im Laufe des Konzertes immer mehr behoben, sodass beispielsweise „Phönix“ ziemlich wuchtig durch die Boxen hämmerte.
Ebenso eine sehr positive Entwicklung: die Live-Stimme von Frontmann Neill Devin. Zwar mag er immer noch nicht der begnadetste Sänger sein, allerdings, vor allem im Vergleich zum letzten München-Konzert als Support von Megaherz im Januar, hat sich sowohl Clean-Stimme als auch dunkle Singstimme massiv weiterentwickelt, sodass man dieses Mal nicht stirnrunzelnd zusehen musste, sondern einfach die gute Leistung honorieren konnte.
Um etwa 23:55 Uhr verließ dann die Band nach ihrem größten Hit „Blitz und Donner“ die Bühne. Allerdings sollte es nicht lange dauern und zum Finale wurden „Absolutus Rex“ und „Frei wie der Wind“ dargeboten, bevor das Konzert etwa in der fünften Minute im neuen Tag sein Ende fand. Langer Applaus – zurecht.
Setlist: Mein Element / Angst / Aus den Tiefen / Kein Schatten ohne Licht / Unantastbar / Schattenland / Firmament / Dickicht / Supernova / Es gibt dich nicht / Du bist Soldat / Im Horizont / Getrieben von Hass / Phönix / Blitz und Donner – Zugaben: Absolutus Rex / Frei wie der Wind
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Fazit: Der Tourauftakt von Erdling in München war ein voller Erfolg. Nicht nur das ausverkaufte Rumours, auch die Support-Bands MiGift und Manntra konnten (größtenteils) überzeugen. Der Headliner selbst spielte sich 75 Minuten durch ihre zwei Alben umfassende Diskographie und wurde dafür laut bejubelt. Einzige große Kritik: das Zeitmanagement. Für einen Donnerstagabend ist ein Konzertende von nach 24 Uhr viel zu spät. Leider war hier sowohl der Beginn zu spät als auch die Spielzeit der Supports schlichtweg etwas zu lang. Diese Kleinigkeit hätte das Konzerterlebnis wahrscheinlich noch perfekt gemacht.
Bericht: Ludwig Stadler
Fotos: Ronja Bierbaum
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