Bach und die Unendlichkeit des Kosmos – „Bach in Space“ im Prinzregententheater (Kritik)

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2025 steht ganz im Zeichen von Johann Sebastian Bach: Zum 275. Todestag des Barock-Komponisten gibt es Anlass, sich das zu keinem Zeitpunkt aus der Mode geratene Repertoire aus verschiedenen Blickwinkeln anzusehen. Gerade auch seine Werke für Klavier erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. Wie ist es also, wenn zu den Klängen noch eine andere Dimension hinzugefügt wird? Dieser Frage geht „Bach in Space“ nach, ein neues Projekt, das Aufnahmen der NASA aus den Weiten des Weltalls mit Werken von Bach verknüpft und so eine Symbiose erschafft, die man auf den ersten Blick gar nicht vermuten mag. Die Premiere fand am 9. März 2025 im Münchner Prinzregententheater statt.

Am Anfang: Licht, der Blick aus der Luft auf München. Dann geht es in die Berge, immer höher und weiter hinauf, schlussendlich durch die Atmosphäre ins All mit Blick auf die Erde. Die beeindruckenden und tiefen Bilder auf der großen Leinwand machen schon allein so viel her, dass man sich schnell darin verlieren könnte, aber gepaart mit den Bach-Stücken, die von Mona Asuka in getragener und ruhiger Interpretation am Klavier vorgetragen werden, gelingt eine pulsierende Mischung aus Anspannung und Entspannung. Ob das Menuett in G-Dur zu Ansichten der Erdkugel, die hinter dem Mond auftaucht, oder rotierende Bilder der Milchstraße und Sternen, die von Bach begleitet werden und einen fühlbaren Sog entwickeln: Es ist, als hätten diese beiden Komponenten schon immer zusammengepasst, schon immer zusammengehört.

Das Münchner Publikum ist während der Vorstellung sichtlich gefesselt – von den Weiten und Tiefen der glasklaren, hochauflösenden Bilder, von der fein kuratierten Auswahl des Bach’schen Repertoires, von der exakten Umsetzung: Durchgehend ist die Aufnahme in Bewegung. Ist ein Stück zu Ende, wechselt auch das Bild, stets parallel und ohne Verzögerung. Es braucht viel Abstimmung und Fingerspitzengefühl, das Timing so hinzubekommen, dass das Publikum vergisst, im Konzertsaal zu sitzen und in Musik und Bildern versinken kann – das gelingt hier bestens. Die Fusion von Bach und Space ist so selbstverständlich, dass aus dem „und“ folgerichtig ein „in“ im Titel wird. Wohin die Reise dieses Projekts, außer in den Weltraum, noch gehen wird, bleibt gespannt abzuwarten. Im Mai ist eine weitere Vorstellung im Prinzregententheater angesetzt – bereits ausverkauft.

Kritik: Ludwig Stadler

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