Kleine Schwestern mit großen Stimmen – Non(n)sens im Gärtnerplatztheater (Kritik)

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Schwarzer Humor satt: Bei dieser Show sollte man nicht alles zu ernst nehmen, ansonsten bleibt einem das Lachen wohl eher im Hals stecken. Ähnlich wie die Bouillabaisse, die aufgrund von Fischvergiftung ein Massensterben im Kloster der kleinen Schwestern von Hoboken auslöste. Fünf Schwestern konnten der Tragödie entkommen, da sie sich zurzeit des Unglücks bei einem Spieleabend aufhielten. Sie müssen nun Geld für die Beerdigungen der letzten vier Schwestern sammeln. Ihr Plan: Eine großartige Show muss her, und jede von ihnen muss zeigen, was sie kann, um das Publikum in Geberlaune zu stimmen. Ob ihnen das gelingt? Non(n)sens feierte am 22. Mai 2021 Premiere am Staatstheater am Gärtnerplatz.

© Marie-Laure Briane

Es ist wohl ein ungewöhnlicher Showbeginn, wenn noch vor Dämmung des Saallichts eine Darstellerin auf der Bühne beim Fegen zu sehen ist. Die Schwestern lugen durch den Vorhang, um dem Publikum zu winken und als die Mutter Oberin die Show beginnen möchte, funktioniert das Mikrofon nicht. Kein guter Start für die fünf Nonnen, doch jede Menge Lacher wert. Auch im weiteren Verlauf der Show haben die Schwestern immer wieder mit Komplikationen zu kämpfen, meistern jedoch jede Situation bravourös und lassen sich die Unsicherheiten nur ganz minimal anmerken. (okay, durchaus etwas mehr als minimal)

Es performen für Sie: Schwester Maria Hubert (Tracey Adele Cooper), Schwester Robert Anne (Florine Schnitzel), Schwester Maria Amnesia (Julia Sturzlbaum), Schwester Maria Leo (Frances Lucey) und die ehrwürdige Mutter Oberin (Dagmar Hellberg). Sie alle besitzen besondere Eigenheiten, die die anderen Schwestern schonmal auf die Palme bringen können. So vergisst Schwester Maria Amnesia zum Beispiel ständig alles, seit ihr ein Kruzifix auf den Kopf gefallen ist, und Schwester Robert Anne, die einige Jahre gesessen hat, bringt die Mutter Oberin mit ihrer unchristlichen Art immer wieder zum verzweifeln. Eine interessante Mischung von außergewöhnlichen Individuen, welche jedoch alle eine ganz besondere Liebe vereint: die Bühne, das Rampenlicht, der Applaus. Und diese Liebe wissen sie gekonnt einzusetzen.

© Marie-Laure Briane

Musikalisch ist hier einiges los. Die Darstellerinnen des Gärtnerplatztheaters geben alles und liefern bei jeder der Musical-Show-Nummern 100% Energie und Stimme ab. Besonderes Highlight hierbei ist Julia Sturzlbaum, welche es weiß, ihre Stimme gekonnt zwischen sanften, klassischen Tönen und starken, poppigen Klängen zu führen. Die sogenannte „Klosterband“ unter der Leitung von Andreas Partilla bringt die passende Stimmung für diese ausgelassene Musical-Comedy perfekt auf den Punkt und steht den fünf Schwestern in Sachen Humor um nichts nach.

Wer nach Ernsthaftigkeit und schmachtenden Balladen sucht, ist hier falsch. Non(n)sense bietet jedoch ein wahres Feuerwerk an Witz, Sympathie, starken Stimmen und klassischer musicalbehafteter Sorglosigkeit, so dass sich ein Besuch dieser phänomenalen Show auf jeden Fall lohnt.

Kritik: Rebecca Raitz