7 Days To The Wolves – Nightwish in der Olympiahalle (Bericht)

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Langsam minimiert sich die Liste der Corona-Nachholkonzerte, die letzten großen Touren befüllen ihren Tourbus und ziehen durch die europäischen Gefilde. Bereits Anfang 2020 ist dabei das Album „Human. :||: Nature.“ erschienen, mit dem Nightwish nun schlussendlich doch noch auf Reise gehen können. Während Amerika und der Rest der Welt schon beehrt wurde mit den Klängen, mussten die deutschen Fans bis zur Festivalsaison diesen Jahres warten – und nun ist die Show in den Arenen angekommen, so auch am 5. Dezember 2022 in der Olympiahalle München. Mit dabei sind Beast in Black und Turmion Kätilöt.

Der Vorteil der zwei Verschiebungen, wenn man es so nennen mag: die Halle wird am Ende sehr ordentlich gefüllt sein, nicht allzu viele Plätze bleiben frei – ein beachtlicher Erfolg für die Finnen. Als um 18:55 Uhr die Landesgenossen von Turmion Kätilöt beginnen, sind von all diesen Menschen aber noch nicht allzu viele zugegen. Der stampfende Disco-Metal amüsiert, motiviert zu ersten Klatschern, hinterlässt aber auch Fragezeichen – wieso sind da zwei Frontsänger, die exakt gleich klingen? 25 Minuten geht der Spaß, dann räumen sie schon wieder die Bühne. Ein kurzes Vergnügen.

Setlist: Naitu / Verta ja lihaa / Sormenjälki / Isä meidän / Grand Ball / Sikiö

Etwas attraktiver getroffen haben es da Beast in Black, die mit rund 45 Minuten einen relativ großen Querschnitt ihrer drei Alben präsentieren können. Bereits 2018 haben sie Nightwish begleitet, wie wir berichteten, ebenso erfolgreich verlief die Tour zum zweiten Album 2019 (übrigens mit Kätilöt als Support), wovon wir ebenso berichteten. Nun ist die dritte Platte „Dark Connection“ in der Pandemie erschienen, die den Pfad weg vom Power Metal zu 80s Klängen mit E-Gitarren noch stärker verfolgen – zur Freude des Publikums. Tanzbare neue Songs wie „Blade Runner“ und „Moonlight Rendezvous“ fügen sich wunderbar mit der mittlerweile bekannten Rock-Hymne „Blind And Frozen“. Immer wieder eine Wucht ist Frontmann Yannis Papadopoulos, der mit seiner Stimmgewalt selbst in den höchsten Registern eine äußerst bemerkenswerte Leistung zeigt. Am Ende ist das Metal-Gewitter nach neun Lieder zackig vorbei und es beginnt ein großes Umbau-Gewusel.

Setlist: Blade Runner / From Hell With Love / Beast in Black / Die By The Blade / To The Last Drop of Blood / Moonlight Rendezvous / One Night in Tokyo / Blind And Frozen / End Of The World

Nightwish sind bekannt dafür, keine halben Sachen zu machen: nicht ein bisschen Feuer, sondern massiv viel Feuer! Nicht ein bisschen Pomp, sondern große Orchesterklänge! Zurückhaltung zählt nicht zu den Stärken der finnischen Symphonic Metal-Band und so ist bereits der Startschuss mit „Noise“ ein lautstarker – die Single ihres aktuellen Albums wird mit ordentlich Wumms präsentiert, den sie mit den folgenden „Storytime“ und vor allem der Feuerschlacht um „Tribal“ nur konsequent weiterziehen. Ein infernaler Einstieg, der sich immer weiter fortsetzt, auch in den ruhigeren Momenten des Abends, sei es die Akustik-Version von „How’s The Heart“ oder das ergreifende „Élan“, welches die starke und bestens aufgestellte Stimme von Frontfrau Floor Jansen zum Vorschein bringt. Dass die Holländerin kurz nach ihrer Brustkrebs-OP schon in der Lage ist, die große und durchaus kraftzehrende Show von 105 Minuten Abend für Abend abzurufen, zudem mit voller stimmlicher Leistung, ist extrem beeindruckend und gebührt höchsten Respekt!

Doch auch die anderen Musiker sind mit Passion und Spielfreude dabei und bieten den Ritt durch die Diskografie mit viel Grinsen in den Gesichtern dar. Sogar „Sahara“ findet an diesem Tag in die Setlist, das erste Mal seit über sechs Jahren. Gegen Ende hin werden sich Songs zunehmend länger, die letzte halbe Stunde konzentriert sich fast schon traditionell auf die zwei ganz großen Kunstwerke der Band: „Ghost Love Score“ und „The Greatest Show On Earth“. Ein Ritt von stiller Melancholie bis epochaler Wucht, untermalt von Feuer und sogar einigem an Feuerwerk – und das in einer Indoor-Halle! Das Warten hat sich fraglos gelohnt, die Fans ziehen gegen 22:30 Uhr von dannen, beseelt und begeistert von einer Nightwish-Show, die sich von Tour zu Tour zu steigern scheint. Chapeau!

Setlist: Noise / Storytime / Tribal / Élan / Sahara / 7 Days To The Wolves / Dark Chest Of Wonders / Harvest / I Want My Tears Back / Nemo / How’s The Heart? / Shoemaker / Last Ride Of The Day / Ghost Love Score / The Greatest Show On Earth

Bericht: Ludwig Stadler