Running – NF im Zenith (Bericht)

Veröffentlicht in: Indie/Alternative, Konzerte, Sonstiges | 0

„Wer?“, kommt gern als Gegenfrage, wenn man vom Besuch des Konzerts von NF im Zenith berichtet. Der amerikanische Rapper scheint noch lange nicht im allseits bekannten Mainstream angekommen zu sein, und doch gelingt es ihm innerhalb weniger Minuten Hallen zu füllen, die mehrere tausend Menschen fassen. Mit Liedern wie „Let You Down“ und „Time“ sind ihm auch durchaus gesangsstarke und präsente Songs in den vergangenen Jahren gelungen, auch „Happy“ des aktuellen Longplayers „Hope“ könnte man getrost als ohrwurmlastigen Hit bezeichnen. Dieses Album bringt den recht rampenlichtscheuen Musiker jedenfalls wieder zurück auf Europa-Tour und damit auch nach München. Nach seinem Einstand Anfang März 2020 in der TonHalle, kurz vor Pandemiebeginn, kehrt nun in das restlos ausverkaufte Zenith am Mittwoch, 27. September 2023, zurück.

Arg lange Zeit lässt sich der amerikanische Musiker sowieso nicht, um auf der Bühne zu erscheinen – einen Support gibt es nicht, die Halle verdunkelt sich um 20 Uhr und just erscheint NF bereits, um die Zeilen von „Hope“, dem Titeltrack seines aktuellen Albums, zu performen. Blockweise gestaltet sich der Auftritt, mal gibt es einige Nummern aus dem aktuellen und durchaus etwas optimistischeren Werk, dann aber wieder Lieder aus „The Search“, seinem wohl düstersten, aber zugleich erfolgreichstem Werk. Pausen oder Ansagen gibt es wenige, einzig ein paar Interludes und die übermäßig große Leinwand mit Projektionen unterbrechen den Liederfluss. Hervorstechend über die ganze Zeit hinweg: der Live-Drummer, welcher ungemein tight sich durch die Diskografie trommelt.

© John Sweet

Das unfassbare Können von Nathan Feuerstein, so der volle Name hinter der zweibuchstäbigen Abkürzung, liegt aber vor allem im Texten und Songwriting, weshalb die Lieder alleine für sich stehend schon so unbeschreiblich stark sind, dass es das Konzert fast von alleine ebenso funktioniert. Doch selbst wenn mit Luftsäulen und einem stimmigen Grund-Bühnensetting einiges geboten ist, hinter der Mauer dieser starken Lieder steht doch eine etwas ausbaufähige Performance. Zwar rappt NF durchgehend live, spart sich aber fast alle Gesangspassagen und lässt das Playback laufen. Gerade bei so einer ikonischen und starken Stimme ist es bedauerlich und hinterlässt einen etwas faden Eindruck. Gerade deshalb, weil er es bei dem intensiven „Running“ durchaus beweist, als er am Mikrofonständer absolut treffsicher steht. So bleibt es am Ende ein exakt 90-minütiges Konzert, dass sicherlich niemanden enttäuscht nach Hause schickt, aber immer noch Luft nach oben lässt – Luft, die er beim nächsten EU-Besuch auf Arena-Niveau dringend ausschöpfen sollte.

Setlist: Hope / Motto / Careful / The Search / Leave Me Alone / My Stress / Time / Paid My Dues / Why / Hate Myself / Mama / Happy / Pandemonium / Let You Down / Gone / Running / When I Grow Up / Returns / Clouds

Bericht: Ludwig Stadler

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert