Der Telekom Street Gig ist längst eine kleine Institution. In unregelmäßigen Abständen holt Magenta Musik 360, das Musik-Portal des Telekom-Entertainment-Programms, große Künstler auf Promo-Tour zu exklusiven Konzerten in kleinem Rahmen. So durften sich beispielsweise die Kölner bereits über Gorillaz, die Berliner sogar über u.a. Thirty Seconds To Mars und Depeche Mode freuen. Leider sind das auch schon die wesentlichen Städte hierfür, aber nun kommt das Format endlich auch nach München. Am 4. Dezember 2018 in der Wappenhalle in München-Riem, ehemals Teil des Flughafens, wurden Bühne und Technik aufgebaut und Platz für rund 500 Menschen geschaffen. Irrsinnig klein, bedenkt man den Künstler, der den Abend gestaltet: Michael Bublé.
Erst am 16. November hat der charismatische Kanadier sein neues Album „Love“ auf den Markt gebracht. Mit einer beachtlichen 31-köpfigen Instrumental-Front aus seiner Big Band, einem deutschen Streichorchester und Background-Sängern bestreitet der Jazz- und Swing-Sänger den exklusiven Auftritt, der weltweit gestreamt wird und natürlich pünktlich um 20:30 Uhr beginnt. „Feeling Good“, eines der erfolgreichsten Songs seiner Karriere, gibt den Startschuss und sofort wird dem Publikum, welches übrigens mit reichlich Herz-Luftballons ausgestattet ist, klar, dass der Frontmann heute in allerbester Laune und Sing-Verfassung ist – die Töne sitzen glasklar, die Höhen sind fest, die Tiefen mächtig. Und die Performance? Ab der ersten Sekunde im Volleinsatz.
Denn Bublé ist wahrlich kein Mann, der nur seine Lieder herunterleiert und mehr oder weniger teilnahmslos auf einem Stuhl sitzt. Nein, der Musiker wandert auf der Bühne umher, tanzt zu seinen größtenteils treibenden Liedern und flirtet auch immer wieder gerne mit den ersten Reihen, wobei er es vor allem auf einen Mann in seinen Zwanzigern in Reihe 1 abgesehen hat und ihm bereits zu Beginn Handküsse schickt – später gibt es noch ein konstruiertes Herz mit den Händen. Mit solchen Motiven spielt er sich allgemein – sein neues Album hat schließlich auch den klischeehaftesten Liebestitel aller Zeiten. Aber das ist okay, denn der Inhalt muss stimmen – und dass die neuen Lieder musikalisch fast durchgehend Highlights der Show sind, wird eindrucksvoll bewiesen.
Besonders toll natürlich seine begleitende Band. Neben der üblichen Big Band mit ordentlich aufgestellter Brass-Abteilung und Pianist am Flügel gibt es für den Street Gig noch ein rund 15-köpfiges, durchgehend weiblich besetztes Streichorchester, das sogar mit eigenem Dirigenten anreist. Das Soundbild, was dabei entsteht, ist schier unvorstellbar. Besonders beeindruckend wird es beim stimmgewaltigen „Where Or When“ vom neuen Album – oder dem wuchtig-martialischen „Cry Me A River“. Rund 95 Minuten spielen sich Band und Sänger durch das große Repertoire – Improvisationen inklusive, als Pianist Alan Chang spontan zum Geburtstag gratuliert wird oder kurzerhand „You’ll Never Know“ als letztes Lied erklingt, obwohl doch eigentlich etwas ganz anderes geplant wäre.
Dass das gesamte Konzert live gestreamt wird, freut Michael Bublé sichtlich. Er erzählt, dass seine gesamte Familie gerade zusieht und er sich deshalb ein wenig geborgener fühlt, außerdem wirft er mit etlichen Anekdoten um sich und muss auch etwas länger lachen, als Teile des Publikums den Sänger mit „Ex“-Rufen beglücken, während er sein Wasser trinkt. Wie viel Charisma der tatsächliche Entertainer in seinen Auftritt gelegt hat, kann man bald auch HIER nachsehen, bis dahin gilt es, sich bereits auf den nächsten München-Besuch zu freuen. Der steht auch schon fest: am 10. November in der Olympiahalle gibt es „an evening with Michael Bublé“ – und es wäre kaum verwunderlich, wenn die begeisterte Besucherschar auch dort wieder vollzählig auftaucht. Bis nächstes Jahr!
Bericht: Ludwig Stadler