3 Uhr Nachts – Mehnersmoos im Zenith (Bericht)

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Mehnersmoos – kaum eine Rap Gruppierung hat in den letzten Jahren in Deutschland solche Wellen geschlagen. Mit ihrem humoristischen Touch und bewusst vor Fäkalhumor strotzenden Texten sind sie der Albtraum konservativer Eltern. Nicht verwunderlich ist daher, dass das Zenith München am 10. Februar 2025 restlos ausverkauft ist.

Zum Einlass um 18:30 Uhr ist vergleichsweise noch relativ wenig los, was wahrscheinlich auch der Arbeitstätigkeit der meisten Fans geschuldet ist, möglicherweise liegt es aber auch an der durchaus ungewöhnlichen Vorgruppen-Auswahl. Mit Blizzen ist die Wahl nämlich auf eine waschechte Heavy/Speed Metal Band gefallen, die pünktlich um 20 Uhr stilecht in Leder und Nieten die Bühne betreten. Die anfängliche Verwirrung in den Gesichtern einiger Konzertbesucher verschwindet schnell, denn die Band liefert von Minute eins an eine sehenswerte Klischee-Metalshow ab. Im genrediversen Publikum von Mehnersmoos sind einige Metalshirts zu sehen, aber die Stimmung kommt ausgerechnet von der anderen Seite. Für viele im vorwiegend jungen Publikum scheint es die erste Berührung mit verzerrten E-Gitarren zu sein und dass diese Musik sich hervorragend für Moshpits eignet, ist auch schnell begriffen. Bis auf ein kleines technisches Problem und den leider sehr durchwachsenen Sound funktionieren Blizzen hervorragend, Experiment mehr als geglückt. Die Band hat sicherheitshalber für ihr halbstündiges Set noch ein Beastie Boys Cover mit im Gepäck, die Stimmung ist aber zu den eigenen Werken mindestens genauso gut.

Nach einer kurzen Umbaupause ist es Zeit für den Main Act des Abends: Mehnersmoos. Der Fiebertraum ist noch lange nicht vorbei, auf der Bühne türmt eine überdimensionierte Bierdose als DJ-Booth, das Schlagzeug steht in einem riesigen Aschenbecher und in der Mitte thront der Khan Kiosk als Bühnenerweiterung ins erste Stockwerk. Mit nun deutlich besser abgemischtem Sound schallt mit dem Tour-Titletrack „Arschrapper“ und direkt im Anschluss „Bir“ ein Senkrechtstart durch das nun rappelvolle Zenith. Die Betriebstemperatur ist auf 220 Grad Ober- und Unterhitze geschalten, denn Mehnersmoos lassen wenig bis keine Zeit zum Durchschnaufen und das gesamte Publikum scheint in Bewegung. Wer hätte gedacht, wie abwechslungsreich man diese Mischung aus Liedern über Genitalien und Alkoholmissbrauch gestalten kann, Mehnersmoos machen es möglich.

Zwischendrin kommt das Keyboard stilecht im Einkaufswagen auf die Bühne gerollt und es werden in Bandbesetzung sogar Balladen aus dem Repertoire geholt, wenn man diese im klassischen Sinne überhaupt so nennen kann. Bereits gegen Mitte des Sets sind einige im Publikum heiser, jeder Song wird textsicher, mal mehr mal weniger passend, mitgegrölt und man merkt, wie viele „Hits“ Mehnersmoos in kürzester Zeit produziert haben. Nach ganzen 19 Songs, durchzogen von sympathischen Ansagen und allerlei Schabernack auf der Bühne, ist es Zeit für die Zugabe. Für diese haben sich die beiden Protagonisten in Windeseile in die Mitte der Halle geschlichen, wo es nun Zeit für eine weitere Runde Balladen ist. Von der Akustikgitarre sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen, mit „99 Puffs“, einem Ausschnitt von „3 Uhr Nachts“ und einer Hommage an Elton John’s „Can You Feel The Love Tonight“ geht es exakt so weiter wie auf der eigentlichen Bühne.

Auch ein Seitenhieb an das Zenith darf nicht fehlen, deren hohe Merchandise-Gebühren kurzerhand dazu geführt haben, dass heute keine Fanartikel verkauft werden. Stattdessen haben sich Mehnersmoos im Vorfeld der Show etwas einfallen lassen und haben kurzerhand ihr Merchandise im Backstage München verkauft, inklusive einer Autogrammstunde für die, die den Umweg auf sich genommen haben. Zurück auf der Hauptbühne gibt mit „Es wär so schön“ und der vollen Version von „3 Uhr Nachts“ noch den zweiten Teil der Zugabe, bevor der Vorhang wieder schließt.

Ein wahrlich unkonventionell großartiger Abend geht zu Ende und Zweifel an den Live-Qualitäten der Frankfurter dürften keine bleiben. Auch mit ihrem dritten Album reißt der Erfolg nicht ab und wenn das so weiter geht, wandert die Krone des „Clownrap auf Deutsch“ von K.I.Z rechtmäßig weiter in ihre Hände.

Setlist: Arschrapper / Bir / Rudi Völler / Rauchen / Skateboard / Hurensohn / Knockout / Blue Man Group / 20cm / Hätt ich gewusst / Danke / Blau / 3 Bier / Ich bin cool / Hey John / Drachenlord / Rossmann/Lifehack / Milky Way / 2 Idioten mit dem Wicküler / 99 Puffs / Can You Feel The Love Tonight (Elton John cover) / Es wäre so schön / 3 Uhr Nachts

Bericht: Luka Schwarzlose

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