Sommerabend im Theater – „La Vie“ im GOP. Varieté-Theater (Bericht)

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Im GOP. Varieté-Theater München läuft seit dem 7. Juli 2023 eine neue Show, inspiriert von den Straßenfestivals in Italien oder Avignon. Was macht diese Straßenfeste so besonders? Es ist die Leichtigkeit der Artistik- und Zirkusnummern, die vorbeilaufende Passanten zum Anhalten und Verweilen einladen möchten. Diese Leichtigkeit bringt „La Vie“ mit sich und schafft so den besten Abend, den man im Sommer im Theater verbringen kann.

© Heike Krämer

Die beiden Musiker Michi Marchner & Martin Lidl bringen nicht nur kabarettistische Erfahrung mit, sondern erinnern auch an Straßenmusiker, zum Beispiel mit einem Song darüber, was man wohl geworden wäre, wenn man etwas ‚Ordentliches‘ gelernt hätte statt Liedermacher zu werden. Das Besondere an der musikalischen Begleitung: die beiden Bayern schaffen es nicht nur mit humoristischen, textstarken Nummern für Unterhaltung zu sorgen; in den visuell starken Nummern, wie dem Aerial-Hoop von Julia Grote, kreieren sie einen musikalischen Hintergrund, der die Performance der Künstlerin noch stärker in den Fokus setzt.

Diese Show wartet schon lange auf ihren großen Moment: Nachdem 2020 der Probenprozess in München abgeschlossen war, konnten die Vorstellungen aus gegebenen Anlass nicht stattfinden. Nun geht die Show 2023 in allen GOPs in Deutschland auf Tour. Und das lohnt sich! Eine Besonderheit der Show: das für einen Varietéabend ausgiebige Bühnenbild von Sebastian Drozdz! Neben zwei Bögen, die an antike Ruinen erinnern, erschaffen zwei Leinwände mit wechselnden Motiven ein stimmungsvolles Bild. Die Motive wechseln von der Altstadt Avignons über Sonnenuntergang bis hin zu einem Nachthimmel, über den vereinzelte Sternschnuppen ziehen.

© Heike Krämer

Beeindruckend an diesem Abend: Wenngleich die einzelnen Nummern so unterschiedlich sind und die Disziplinen von Naotos Jo-Jo bis zum Kunstfahrrad reichen, fügt sich das Gesamtbild so harmonisch zusammen, dass man beim Zuschauen schnell die Zeit vergisst. Frisch und leicht wird es, wenn Samaki mit ihrer Hutnummer auftritt. Sie treibt ihre Scherze mit dem Publikum. Ariadna tritt mit ihrem Seil auf und lässt ernste, fast beängstigende Bilder entstehen. Leicht und unterhaltsam rollt Serge mit dem Kunstrad über die Bühne. Jonglage präsentieren Lukas und Thomas. Wenngleich die beiden vermeintlich die gleiche Disziplin ausüben, haben sie so unterschiedliche Stile, dass man nicht einmal auf die Idee käme, zweimal das Gleiche zu sehen. Zugleich verträumt und fesselnd performen Julia und Lukas ihre Paarnummer. Als „wahnsinnig schön und wahnsinnig poetisch“ wird der Abend vom Regisseur Knut Gminder beschrieben und diese Einschätzung kann nach dem Besuch der Show nur bestätigt werden!

Bericht: Jana Taendler

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