Seit gestern Abend ist bedauerlicherweise klar, dass bis mindestens 20. Dezember 2020 keine Vorstellungen in Theatern erlaubt sind. Das betrifft kleine, intime Bühnen genauso wie die ganz großen Häuser dieser Stadt, so natürlich auch die Bayerische Staatsoper. Doch ein Zurückkriechen und das Handtuch werfen? Davon ist man weit entfernt – im Gegenteil. Jeden Montag werden exklusive Stücke im Stream präsentiert, welche anschließend auch als Video-On-Demand für kleines Geld angesehen werden können. Nun kommen sogar erstmals Opern im Stream. Doch zuvor: wir haben uns die bisherigen Angebote für euch angesehen!
Das Montagsstück II unter dem Titel „Ballo Barocco“ beinhaltet vier Solist*innen aus dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper, die mit dem Bayerischen Staatsorchester gemeinsam Arien und Werke aus der Barock-Zeit aufführen. Das rund 80-minütige Konzert beinhaltet richtige Perlen und hebt sich angenehm ab vom üblichen Best-Of- oder Repertoire-Konzert. Noch verfügbar bis 11. Dezember, das 24-Stunden-Ticket kostet 4,90 EUR.
Am 31. Oktober feierte „Die Vögel“ in der Inszenierung von Frank Castorf Premiere im Nationaltheater – vor unwürdig wenigen 50 Personen. Allerdings wurde die Veranstaltung nicht nur gestreamt und übertragen, auch ging pünktlich zum Tag der zweiten Vorstellung ein Video-On-Demand online, bei der man Walter Braunfels Oper mit dem für Castorf typisch außergewöhnlichem und detailverliebtem Bühnenbild von Aleksandar Denić erleben kann. Noch verfügbar bis 5. Dezember, das 24-Stunden-Ticket kostet 9,90 EUR.
Das Alternativ-Programm zum Alternativ-Programm. Eigentlich war das Richard Strauss-Sonderkonzert mit Diana Damrau und Klaus Florian Vogt als Solist*innen am 19. November als Ersatz für durch die Pandemie ausgefallenen Vorstellungsreihen angesetzt, nun wurde es als Livestream realisiert. Nicht nur Leider aus Strauss-Zyklen stehen auf dem Programm, auch das erste Hornkonzert und Strauss Duett-Concertino für Klarinette und Fagott mit Streichorchester und Harfe werden zum Besten gegeben. „Zueignung“, wie das Konzert heißt, ist eine runde Sache und wäre live bestimmt ein Erlebnis geworden. Aber auch im Stream: 90 Minuten pure Musik-Freude. Noch verfügbar bis 18. Dezember, das 24-Stunden-Ticket kostet 9,90 EUR.
Beim mittlerweile vierten Montagsstück, gesendet vergangenen Montag, widmet sich die Bayerische Staatsoper ihrem Opernstudio. Die eigentlich geplanten Arien-Abende gehen nun viral, wenn man so will, und erreichen so womöglich immerhin mehr Zuhörer als in den kleineren, intimeren Spielstätten, die üblicherweise auf dem Plan gestanden wären. „Come ti piace“ heißt das rund 75-minütige Konzert, das den Sänger*innen, die man u.a. bereits bei „Mignon“ im September bewundern konnte, dennoch genug Platz einräumt. Vier Ausschnitte aus vier Opern stehen auf dem Programm, jeweils nur mit Klavierbegleitung. Was genau von Mozart, Strauß und Donizetti gespielt wird, kann man auf der Website nachlesen. Noch verfügbar bis 25. Dezember, das 24-Stunden-Ticket kostet 4,90 EUR.
Spätestens seit der Lockdown-Verlängerung ist klar: auch im zweiten Anlauf wird die „Falstaff“-Premiere nicht vor Publikum stattfinden können. Und was ist eigentlich mit „La bohème“, die so kurzfristig mit der Besetzung von Rachel Willis-Sørensen als Mimì und den zum Rodolfo zurückgekehrten Jonas Kaufmann ins Leben gerufen wurde? Die schöne Nachricht: beide finden statt, beide können online betrachtet. Während Otto Schenks Kultinszenierung von Pucchinis Oper bereits ein alter Freund für das Münchner Publikum geworden sein dürfte, wird es Verdis „Falstaff“ in der Neuinszenierung tatsächlich als Premiere geben. Nicht am Montag, dafür am Mittwoch, 2. Dezember, kann man die Produktion bestaunen, die eigentlich die 2020er-Opernfestspiele hätte starten sollen. Beide Inszenierungen sind anschließend als Video-On-Demand zu sehen, das 24-Stunden-Ticket kostet je 14,90 EUR.
La bohème – Montag, 30. November, 20:15 Uhr
Falstaff – Mittwoch, 2. Dezember, 19 Uhr
Die Montagsstücke gehen dann wieder am 7. Dezember weiter – dann mit dem Bayerischen Staatsorchester unter der Leitung von Krzysztof Urbański. „Die Welt bewegen“ ist der Titel des Konzertes, auf dem Programm stehen Beethoven, Mahler und Dvořák.
Wir wünschen euch viel Vergnügen beim digitalen Musiktheater-Angebot der Bayerischen Staatsoper. Und noch mehr freuen wir uns, wenn wir uns wiedersehen – im Zuschauerraum.