Desolation – Imminence in der Muffathalle (Bericht)

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Es ist ein trüber Sonntag, 20. Oktober 2024, an dem die Schweden um Sänger und Geiger Eddie Berg ihr Konzert in der Muffathalle in München spielen, passend zum Titel des Albums „The Black“. Und auch schwarz ist das Publikum, das sich aufgemacht hat, um den schwedisch-geprägten Abend zu feiern. Mit dabei: die Metalcore-Band Aviana und Progressive-Metalcore-Band Allt. Das schwedische Triumvirat war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Das Besondere an Imminence ist die Mischung aus Metalcore und Geige, die der Sänger beeindruckend zu spielen vermag, während er singt.

Um 19:30 Uhr startet die noch recht junge Band Allt mit „Remnant“, der mit den wunderbar passenden Worten „Daylight, we haven’t seen it in forever“ beginnt, und bringt die Muffathalle schon mit den ersten Tönen zum Beben. In gerade einmal einer halben Stunde leiten sie den Abend in die tiefschwarze Musik ein und bereiten den Weg in einen Abend voller Melancholie und Schmerz, der sich zwischen sanften Klängen und harten Breakdowns bewegt. So ganz mitreißen lässt sich das Publikum aber noch nicht. Die Erwartungen sind hochgesteckt.

Setlist: Remnant / Aquila / Emanate / Echoes / The Orphan Breed / Paralyzed

Gefolgt von den Göteborgern Aviana wird der Abend härter. Ihre neue Single „Delirium“ ist unerwartet heavy, wird von der tobenden Meute aber dankend angenommen. Die Band, die sich auch erst im Jahr 2016 formiert haben, machten sich in den letzten Jahren einen Namen in der Metalcore-Szene und beweisen dies mit gewaltigen Screams, donnernden Riffs und melancholischen Texten, die immer wieder durch den ebenfalls gefühlvollen Gesang von Sänger Joel Holmqvist die ruhige Seite des Metalcores zeigen. Bei ihrem härtesten Song des Abends „My Worst Enemy“ fordern sie auch endlich zum ersten Pit auf. Mit dem darauffolgenden „Rage“ zitieren sie das Gedicht „Do not go gentle into that good night“ des Walisers Dylan Thomas, das spätestens seit dem Hollywood-Blockbuster „Interstellar“ international bekannt wurde. Auch hier zeigt sich wunderschön das Thema des ganzen Abends, das sich in tiefschwarzer Nacht bewegt. Passend dazu ihr letzter Song „The Obsession“, der dem Publikum wieder die gesamte Breite des Genres präsentiert.

Setlist: Delirium / Illuminate / Transcendent / My Worst Enemy / Retaliation / Rage / Oblivion / Anomaly / Obsession

© Oscar Dziedziela

Um 21:20 Uhr ist es aber endlich soweit: Imminence betreten in schwarzen Umhängen und tief in die Gesichter gezogene Kapuzen eine an eine Kirche erinnernde Bühne. Doch bereits mit den ersten Tönen von Frontmann Eddie wird klar, dass etwas nicht stimmt. Seine Stimme wirkt rau und schwach. Nach den ersten beiden Songs erklärt er seine Situation. „Ich bin heute Abend sehr krank. Ich brauche Ihre Hilfe. Können Sie mir helfen?“. Der Abend, der ein donnerndes Fest zu werden schien, verändert sich schlagartig und das gesamte Publikum singt zusammen mit ihm jeden darauffolgenden Song. Es ist ein gemeinsames Halt-Geben. Die Musik, die vielen Fans in schweren Zeiten hilft, wird nun mit ihnen getragen, mit einer eigenen Stimme, und gibt dem Sänger auf der Bühne die benötigte Stütze, der an diesem Abend seine kraftvolle Stimme fast verloren hat. Aus einem Konzert, bei dem die Band auf der Bühne gefeiert wird, wird ein gemeinschaftliches Konzert, ein gemeinsames Singen, Unterstützen und Auffangen.

Mit jedem Song sieht man ihm seine Krankheit mehr an und hofft, wenn auch traurig, dass das Konzert abgebrochen wird und er sich endlich hinlegen kann. Doch er gibt weiter alles, um seine Fans nicht im Stich zu lassen. Seine Screams bleiben überraschend stark, er schafft es, sie aus vollem Hals ins Publikum zu schreien, als würde er seine Grippe wegschreien. Gegen Ende des Konzerts, das so anders verläuft als erwartet, spielen Imminence ihre instrumentale Interlude „L’appel du Vide“, der Ruf der Leere, bei denen der Fokus ganz auf den Gitarristen und dem Bassisten liegt. Den krönenden Abschluss dieser bereitet Bassist Christian Höijer, der seinen Bass hier mit Eddies Bogen streicht und damit einen kreischenden Klang aus seinem Bass herausholt.

Imminence am 13. Dezember 2018 im Backstage Club

Es folgen noch drei Songs, für die Eddie während des Zwischenspiels neue Kraft geschöpft zu haben scheint. Die braucht er auch, denn „Heaven Shall Burn“ und „Temptation“ zählen zu den härteren Songs der Band. In den Abend entlassen sie das Publikum mit dem Titelsong „The Black“ und den Worten: „Darkness arising, / an endless Horizon, /pulling me under / into the black“. Wir wünschen Eddie an dieser Stelle eine gute und schnelle Genesung!

Setlist: Come Hell Or High Water / Desolation / Beyond The Pale / Ghost / Continuum / Erase / Paralyzed / Death by A Thousand Cuts / The Call Of The Void / Infectious / Chasing Shadows / Alleviate / Heaven In Hiding / Come What May / L’appel du Vide / Heaven Shall Burn / Temptation / The Black

Bericht: Tamara Fichte

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