Ok cool – Yung Hurn im Backstage (Konzertbericht)

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Hipster mit Postjacken oder Mützen, die nicht über die Ohren gehen, warten in der langen Schlange
vor der Backstage Halle am Sonntag, 15. April 2018. Heute spielt der Wiener Rapper Yung Hurn. Ausverkauft ist das Konzert schon lange, der psychedelische Rap mit Autotune und uneindeutigen Lyrics ist derzeit ein großer Hype, die Tour war von Anfang an auch als kleinere Club-Tour deklariert, die große solle im Herbst folgen.

© Lukas Gansterer

Die meisten sind noch nicht reingekommen um 20:30 Uhr, da stürmt schon eine Gruppe die Bühne. Es sind Rapper mit Namen wie Energy Drink-Sorten: Caramelo, Fergy 53 BADBOYBLONDEY und Jonny 5, zusammen mit dem Produzent PHIL2K und DJ CREEP. Sie performen als eine eingeschworene Crew, die Songs gehen ineinander über, das Rappen auch. Sie wuseln hin und her, filmen sich gegenseitig und teasen auf den Hauptact. „Freut ihr euch auf Yung Hurn?“ Die Menge jubelt. Umso mehr, als sie entdecken, dass Yung Hurn schon zu sehen ist: auf dem Balkon im hinteren Teil der Halle, zusammen mit TV-Star Palina Rojinski feiert er selbst zu den Liedern seines Supports. Vor allem die Songs von Caramelo sind eingängig und jeder gröhlt Lines mit wie „Bittersüß wie ein Tequilashot“ aus „Bienenstock“ oder „Ein Wassermann tut, was ein Wasserman tut“ aus „Wassermann“. Die ersten Moshpits sind bereits im Gange.

Yung Hurn stößt ohne Ankündigung zu seinen Rapkollegen dazu. Wie eine Party unter Freunden ist das, wie sie zu siebt auf der Bühne performen. Seine Stimme ist ohne Autotune überraschend stark und macht die Tracks noch tanzbarer. Das Publikum ist ein springender, feiernder und textsicherer Haufen, nur ein paar einzelne haben sich an die Seiten geflüchtet, um etwas gemäßigter Songs wie „Sk8terboi“ oder „GGGut“ zuzuhören.

Die Backstage Halle hat sich temperaturmäßig inzwischen in eine Sauna verwandelt. „Hot“, kommentiert auch Yung Hurn. Der Oberkörper ist entblößt, der Schweiß fließt nicht nur bei ihm, sondern auch im Publikum. Bei Einzelnen in den ersten Reihen kollabiert der Kreislauf. Als „Classic“ kündigt er als nächsten Song „Nein“ an – und der geht dementsprechend richtig ab. Der eingespielte Sirenen-Sound zwischen den Liedern geht nach dreimal auf die Nerven, denn die Leute feiern ihren Künstler, auch ohne angeheizt zu werden. Es ist wie ein großes Fanevent: während den Songs nehmen Yung Hurn und die anderen Rapper Handys von Fans aus der ersten Reihe und filmen damit oder besprühen ihre T-Shirts.

Die Lieder ähneln sich, könnte man ihm vorwerfen. Ein abgefahrener Text, ein ballernder Beat – aber das funktioniert. „Wir machen die Zugabe einfach so“, sagt der Cloud-Rapper. Und stimmt „Diamant“ an, das gesanglich den Höhepunkt darstellt. Ein zweites Mal „Ok Cool“ und die Gruppe verschwindet über
den Balkon. Nicht ohne Fans unter ihnen noch mit Wasser und Bier zu überschütten.
Songs wie „Popo“ und „Rot“ haben leider gefehlt und es hätte ruhig ein bisschen länger gehen
können, aber als sich die Türen öffnen und die Hitze endlich nach draußen weichen kann, atmen doch einige erleichtert auf.

Setlist: Ferrari / Grauer Rauch (mit Johnny 5) / MHM / Schöner Stein / Sk8erboi / GGGut / Nein / Stoli / FDP / Ok Cool / Pillen / Blumé / Sie Schauen / Opernsänger / Bianco/ Andi Goldberger / DiamantZugabe: Ok Cool

Bericht: Katharina Holzinger

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