Come On! – The Hives in der TonHalle (Bericht)

Veröffentlicht in: Indie/Alternative, Konzerte, Metal/Rock | 1

The Hives sind wieder in der Stadt! Die Alternative Rock-Band aus Schweden mit dem schier unendlichen Ego kehrt nach acht Jahren zurück in die bayerische Landeshauptstadt, das letzte Headliner-Konzert liegt sogar bereits 11 Jahre zurück. Diese Zeitspanne hat allerdings auch das neue Album der Band benötigt, welches im August endlich unter dem Namen „The Death of Randy Fitzsimmons“ erschienen ist. Es ist fast schon zum Running Gag verkommen, dass einfach keine neue Platte erscheint, am Merchstand liegen noch die Caps mit dem Aufdruck „Make The Hives Album Again“. Das haben sie gemacht und beehren nun am 29. September 2023 die TonHalle München.

Dass die Location ausverkaufen wird, war abzusehen, denn Liebhaber*innen der schnellen und mitreißenden Rock-Nummern aus rund 25 Jahren Release-Historie gibt es zu Genüge. Zuvor darf aber das Punkrock-Duo Bratakus den Abend um 20 Uhr eröffnen. Die beiden Frauen aus Schottland fackeln nicht lange und zünden ein 25-minütiges Feuerwerk an flotten und harten Punknummern, garniert mit kräftigem und oft brüllendem Gesang, der die Texte nur noch einmal umso deutlicher untermauern soll. Schade, dass man von denen allerdings recht wenig versteht. Am runden musikalischen Gesamtbild kratzt das aber wenig, die Songs machen Spaß und der Sound mit den programmierten Drums klingt überraschend organisch.

© Bisse Bengtsson

Die Grandseigneurs selbst lassen sich mit Klaviermusik von Chopin ankündigen, bevor sie in den fast schon ikonischen schwarz-weißen Anzügen die Bühne entern und mit „Bogus Operandi“ und „Main Offender“ unverblümt loslegen. Dass The Hives wohl nicht die schlechteste Live-Band dieses Planeten sind, haben unzählige Auszeichnungen und legendäre Auftritte unlängst bewiesen. Dass sie aber auch im Jahr 2023 immer noch mit so viel Euphorie, Elan und Vollgas durch ihre eigenen Lieder fetzen, ist alles andere als selbstverständlich. Die Bandmitglieder rasen und springen über die Bühne, preschen in ihre Instrumente und lassen die teils über 20 Jahre alten Lieder so erfrischend klingen wie neu komponiert. Dazu gesellen sich der astreine Sound, ein zwar anfangs etwas zögerliches, später aber eskalatives Münchner Publikum und eine Setlist, die auf jegliche Lückenfüller verzichtet. Sie würden heute nur „Classics“ spielen, erzählt Frontmann Pelle Almqvist. Neue Classics, alte Classics, legendäre Classics.

Der Weg, die Show zu komprimieren und dafür 70 Minuten durchzupowern, zahlt sich aus – das Konzert ist schweißtreibender als manch außergewöhnlich schneller Metal-Show. Dennoch lässt es sich Almqvist nicht nehmen, allerlei humorvolle Ansagen zu tätigen. Stets spricht er die Band aus, lobt sie (und damit sich selbst) in den Himmel und lässt das Publikum auch etwas rätseln, ob er das nun ernst oder selbstironisch meint. The Hives jedenfalls, so betont er immer wieder mit schweißgebadetem Gesicht, wären die heißeste Band der Welt, sie hätten KISS mit diesem Titel abgelöst. Aus Rücksichtnahme vor Überhitzung verlassen sie dann doch irgendwann mit „Countdown To Shutdown“ die Bühne. Nach einer Bonus-Runde aus „Come On!“ und „Tick Tick Boom“ verabschieden sich die Schweden dann aber wirklich und hinterlassen eine äußerst fröhliche Menge. Bei so einer Leistung darf man sich ruhig einiges an Ego leisten. Ein schlichtweg überragendes Konzert!

Setlist: Bogus Operandi / Main Offender / Walk Idiot Walk / Rigor Mortis Radio / Good Samaritan / Go Right Ahead / Stick Up / Hate To Say I Told You So / Trapdoor Solution / I’m Alive / Smoke & Mirrors / Two-Timing Touch And Broken Bones / Countdown To ShutdownZugaben: Come On! / Tick Tick Boom

Bericht: Ludwig Stadler

  1. Marius13

    Toller Bericht, dessen Eindruck ich nach dem Gastspiel in Köln nur bestätigen kann. Überragendes Konzert, die Band in Topform, super Sound und eine Menge die ausgelassen feiert. Habe sie 2001 das erste mal gesehen und bin seitdem absoluter Fan der Band. Das Konzert jetzt war definitiv ein absolutes Highlight! Danke für den Bericht Ludwig!

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