Slow Dance – Arcane Roots im Orangehouse (Konzertbericht)

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Es ist ein besonderer Tag. Arcane Roots, progressiver Genre-Mix zwischen Rock, Indie und Metal, spielen nach rund zwei Jahren endlich wieder in München. Man mag das als eines von vielen Konzerten sehen und daher ebenso kein Grund, den Tag daher „besonders“ zu nennen. Hatte man allerdings einmal das Glück, eventuell auch das Privileg, über ein Lied von ihnen zu stolpern, ist man nicht nur Fan der Band – man ist quasi mit ihnen verbunden und lebt dafür, dass endlich wieder ein Konzert stattfindet. Als eben dies für den 27. September im Orangehouse des Feierwerk-Komplexes angekündigt wurde, sprangen etliche Liebhaber der Gruppe zurecht in die Höhe. Als Support traten die befreundeten Jungs von Toska auf – ein wahrlich progressiver Abend, der sich also anbahnen sollte.

Nachdem alle Mitglieder von Toska bereits einige Minuten etwas orientierungslos auf der Bühne herumstanden, begannen sie zur Primetime, also um 20:15 Uhr, ihr Set. Die vollkommen instrumentalen Lieder stachen vor allem durch ihre unfassbare Abwechslungsvielfalt heraus – ruhige Gitarrenmelodien, begleitet von verspielten Bass-Riffs, folgen harten Riffs, die fraglos mit den Brettern der härtesten Metal-Gruppierungen mithalten können. Insgesamt hat das Trio aber tatsächlich nur fünf Nummern in ihrer etwa 40-minütigen Spielzeit geschafft; das mag vielleicht etwas mager klingen, es lag aber nicht an den Ansagen, die sich zwar auf kurz und prägnant beschränkten, sondern an den recht ordentlichen Lauflängen der Lieder – sieben Minute dürfte hier nur der Durchschnitt gewesen sein. Langeweile kam hierbei allerdings nicht auf, wenn Gitarrist Rabea Massaad, seines Zeichens erfolgreicher YouTuber und Influencer, gemeinsam mit seinen zwei Kollegen am Bass und den Drums spielte und dabei so wunderbar harmonierte, dass selbst Besucher, denen die Band noch unbekannt war (aufgrund des Sparten-Genre sah das allerdings im Zuschauerraum anders aus), sofort mitgerissen wurden. Kurz vor 21 Uhr beendeten die Musiker, sichtlich selbstzufrieden, ihren Auftritt und verließen die Bühne für dem Umbau zum Headliner des Abends.

Die folgende Umbauzeit sollte sich doch recht langwierig herausstellen. Bauen anfangs noch die Jungs von Toska ab, kommen recht schnell die Bandmitglieder von Arcane Roots auf die Bühne und stellen sich ihre eigenen Instrumente so ein, wie sie es gerne haben wollen. Neben dem klassischen Schlagzeug-Bass-Gitarre-Instrumentarium befinden sich ebenso ein Synthesizer als auch einige Sampling- und DJ-Geräte auf der Bühne – ein anfangs doch recht ungewöhnlicher Anblick. Etwa um 21:35 Uhr ging dann doch das Licht aus und ein zerschneidend langes Intro begann. Satte fünf Minuten dauerte es nämlich, bis die drei Mannen auf die Bühne kamen, um dann ein weiteres Intro anzustimmen, welches in den Song „Before Me“ überging, ein – Überraschung – Intro-Song. Wenn man also nicht gerade „Die Hard“-Fan der Band ist, konnte man schon arg genervt sein, als mit „Matter“ dann das reguläre Set begann.

An der musikalischen Performances ist absolut nichts auszusetzen. Das Zusammenspiel war tight, die Fusion der synthetischen Elemente mit den klassischen Instrumenten ist gelungen und auch etliche neue Versionen von Liedern wie „Leaving“ haben gewirkt und viele Besuchern sichtlich überrascht. Der Höhepunkt sollte aber für viele Freunde der Anfangstage bereits anfangs kommen – „Slow“ und „Sacred Shapes“ des ersten Longplayers wurden dargeboten und dementsprechend mit ersten Moshpits gewürdigt.

Die Lichtshow, und tatsächlich ist diese unbedingt erwähnenswert, lebte vom Minimalismus. Die Band hatte ihre gesamte Show bereits durchprogrammiert und arbeitete mit nur wenigen Lichtern, aber mit diesen sehr gezielt; größtenteils waren die Musiker nicht beleuchtet, nur bei den jeweiligen Solo-Parts wurde das Rampenlicht auf Einzelne gerichtet –  das hatte oft einen eindrucksvollen Wert, oft aber auch ein wenig Ermüdung zur Folge.
Insgesamt muss man wirklich festhalten, dass das gesamte Showkonzept nur wirklich zur Begeisterung geführt hat, wenn man tatsächlich ultimativer Fan der Musik von Arcane Roots ist. Zwischen den Stücken waren teils unangenehm lange Pausen, die fast immer ohne Ansagen bewältigt wurden, die sich zum Ende als künstlerisch definitiv wertlos und arg störend herausstellten. Das zog die Spielzeit, inklusive Intro, zwar auf 80 Minuten hinaus, letztendlich blieb die reine Spielzeit aber definitiv unter einer Stunde.

Als die Band mit „If Nothing Breaks, Nothing Moves“ die Bühne verlies, schien das Konzert tatsächlich auf einmal komplett aus zu sein, nur ein kurzes „Thank you“, anschließend das Verlassen der Bühne. Die Zugaberufe des Auditoriums wurden bedauerlicherweise ignoriert, tatsächlich fand die Set nach gerade einmal 10 Songs und einem Intro-Song ein jähes Ende.
Der kleine Trost: mit „Curtains“ bot man definitiv noch ein Lied dar, welches jedem im Saal eine Gänsehaut auf dem ganzen Körper erzeugte. Ganz großes Kino!

Setlist: Before Me / Matter / Slow / Sacred Shapes / Leaving / Off The Floor / Slow Dance / Indigo / Rouen / Curtains / If Nothing Breaks, Nothing Moves

Gesamte Bildergalerie: einfach HIER klicken!

Fazit: Es war definitiv ein Konzert für Fans und nur für diese. Toska überzeugten mit hochwertigen und toll komponierten Instrumental-Metal, während Arcane Roots anschließend ein Sammelsurium an neuen und alten Werken spielten. Die bis ins Detail durchinszenierte Show haperte leider etwas bei Längen in den Umbaupausen, auch stellte sich die Spielzeit als unzufrieden stellend kurz heraus. Nichtsdestotrotz performten die Musiker auf höchstem Niveau und jeder Liebhaber ihrer Musik kam hundertprozentig auf seine bzw. ihre Kosten. Eine Empfehlung für alle die, die sich sofort in diese Musik verliebt haben und nicht mehr davon los kommen.

Bericht: Ludwig Stadler
Fotos: Thomas Steinbrunner

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