Big City Nights – Scorpions in der Olympiahalle (Bericht)

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Die Scorpions sind eine der größten Rockbands der Nation und seit nunmehr 58 Jahren aktiv. Zwar gab es schon die ein oder andere Abschiedstournee, aber lassen konnten es die Hannoveraner bis heute nicht. Lediglich die Pandemie konnte ihre Rückkehr nach München verzögern, aber nach mehreren Verlegungen ist es am 5. Juni 2023 in der Olympiahalle endlich wieder soweit!

Den Anfang machen allerdings keine geringere Band als Thundermother. Die Schwedinnen sind nach erneuter Verschiebung der Tour für Mammoth WVH, die Band von Eddie Van Halens Sohn Wolfgang, im Vorprogramm eingesprungen und gelten als eine der vielversprechendsten Newcomer-Rockbands der letzten Jahre. Wer die Band vor ihrem Startschuss heute in der Olympiahalle bereits gesehen hat, wird etwas verwundert sein. Wie schon 2017 wurde die Besetzung von Gitarristin Filippa Nässil 2023 erneut komplett ausgetauscht, nachdem es einmal mehr intern zu Spannungen gekommen war. Die Konsequenz? Die Band klingt zwar hervorragend, hat aber stark an Identität verloren. Das Publikum, zunächst verhalten, wird sehr schnell warm mit dem sehr klassisch gehaltenen Hard Rock und der Applaus wird von Song zu Song lauter. Die Band selbst ist gut drauf, wirken nur zeitweise etwas verloren auf der zugegeben riesigen Bühne der Scorpions. Am Ende ihres Sets ist das Publikum sichtlich bereit für den Hauptact des Abends, alles richtig gemacht.

Kurz nach 21 Uhr ist es dann Zeit für die lebenden Legenden: Scorpions! Mit Gas in the Tank starten sie gleich mit einem Song ihres neuen Albums. Frontmann Klaus Meine wirkt, wie schon bei ihrem letzten Konzert in der Landeshauptstadt, sehr fragil. Zu Beginn tut er sich auch mit dem Gesang schwer, braucht etwas, bis er wieder in seinem Element angekommen ist. Spätestens nach dem wohl taktisch gewählten Instrumentalwerk Coast to Coast, bei dem Meine an die dritte Gitarre wechselt, ist seine Stimme wieder auf Betriebstemperatur. Mit Seventh Sun und Peacemaker ist das Kapitel Rock Believer für den Abend (fast) abgeschlossen und der Fokus der Setlist wandert wieder in die früheren Jahre ihrer Karriere. Mit Delicate Dance folgt kurz darauf der nächste rein instrumentale Song des Abends, ohne Beteiligung von Schenker oder Meine, das Rampenlicht fällt hier voll und ganz auf Lead-Gitarristen Matthias Jabs, eine angenehme Abwechslung. Danach folgen Hit auf Hit, mit Send Me an Angel und der an die Ukraine angepassten Rendition von Wind of Change wird es vorerst ruhiger, bevor mit Tease Me Please Me und dem Titeltrack ihres neuen Albums Rock Believer die Verstärker wieder aufgedreht werden dürfen. Nun darf auch die Rhythmusfraktion einmal ins Rampenlicht, zunächst begleitet vom Bass legt Mikkey Dee am Schlagzeug ordentlich los. Unterstützt von einer eindrucksvollen Lichtshow zeigt der Schwede sein ganzes Können. Auch wenn er bei den Scorpions einen vergleichsweise anspruchslosen Job hat, erinnert seine Einlage eher an seine Zeit bei Genre-Größen wie King Diamond oder auch Motörhead, für die er jahrelang hinter den Kesseln saß. Lediglich die Tatsache, dass es bereits die dritte Instrumentalpassage des Abends ist, nimmt dem Zwischenspiel etwas den Wind aus den Segeln. Nach dem darauffolgenden Blackout und Big City Nights ist es auch schon Zeit für die Zugabe. Mit Still Loving You und ihrem Welthit Rock You Like a Hurricane geht ein weiteres starkes Scorpions Konzert zu Ende.

Setlist: Gas In The Tank / Make It Real / The Zoo / Coast To Coast / Seventh Sun / Peacemaker / Bad Boys Running Wild / Delicate Dance / Send Me An Angel / Wind Of Change / Tease Me Please Me / Rock Believer / New Vision / Blackout / Big City NightsZugaben: Still Loving You / Rock You Like A Hurricane

Nach endlosen Abschiedstouren sind die Scorpions immer noch einer der größten Rock Exporte der Republik, auch wenn der Zahn der Zeit mittlerweile doch mehr als sichtlich an der Band nagt. Klaus Meine ist mittlerweile auf seine Pausen im Set angewiesen und auch, wenn seine Stimme nach wie vor hervorragend klingt, so muss sie von Jahr zu Jahr lauter aufgedreht werden. Nach fast 60 Jahren Karriere wird es möglicherweise wirklich bald Zeit, die Schuhe an den Nagel zu hängen, nur wird ihnen das mit dem endgültigen Abschied keiner mehr abkaufen.

Bericht: Luka Schwarzlose

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