Just Like Fire – P!nk im Olympiastadion (Bericht)

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Sie ist seit weit über 20 Jahren oberste Liga im Pop-Bereich und liefert seitdem kontinuierlich und hittauglich ab: P!nk. Die US-amerikanische Sängerin ist nicht nur für ihr schier unendliches Hit-Repertoire bekannt, sondern auch für ausgefallene, mitreißende und artistische Live-Shows. Wer hat noch nicht ein Video von ihr gesehen, wie sie durch ein komplettes Stadion fliegt? Dieser Flug wird auch in München zu sehen sein, wenn sie am 5. & 6. Juli 2023 im Olympiastadion zu Gast ist. Als Supports mit dabei: The Script & Gayle!

Schon um 18:45 Uhr darf Gayle mit ihrer Band die Bühne stürmen und tatsächlich gleich ordentlich in die E-Gitarren-Saiten hauen. Die 19-Jährige lässt nichts anbrennen und geht rockig in die Vollen, ob es das unfassbar eingängige „ur just horny“ oder ein Alanis Morissette-Cover von „You Oughta Know“ ist. Am Ende natürlich: ihr großer Hit „abcdefu“, der vor zwei Jahren auf TikTok zum Dauerbrenner wurde. Doch auch unabhängig davon: eine große Stimme, eine tolle Performance. Man darf gespannt sein, was hier noch folgt!

Setlist: everybody hates me / ur just horny / leave me for dead / You Oughta Know (Alanis Morissette cover) / snow angels / i don’t sleep as good as i used to / don’t call me pretty / abcdefu

Bei The Script folgte nach ihren ersten Hits wie „Breakeven“ in jedem Fall sehr viel – ihre Radiosong-Dichte ist überraschend hoch, fast jede Melodie erscheint bekannt, bereits angefangen mit „Superheroes“ und sofort folgend mit „Rain“, die 2014 die Autofahrten dominierten. Wieso es diese Band trotz ihrer zahlreichen Ohrwürmer nie in den Superstar-Modus geschafft hat, bleibt fraglich. Vielleicht liegt es auch an den Live-Qualitäten, denn während die Instrumental-Fraktion routiniert und solide die recht organischen Songs dudelt, ist die Trefferquote an richtigen Tönen von Sänger Daniel O’Donoghue an diesem Mittwochabend eher überschaubar. Dennoch: die Menge wird angeheizt, man kann einige Lieder mindestens mitsummen und am Ende bei „Hall Of Fame“ sogar mitgrölen. Wieso O’Donoghue den Ex-Freund einer Konzertbesucherin anruft und ihn via FaceTime während des gesamten Liedes „Nothing“ spazieren trägt, bleibt allerdings unschlüssig – der Gag selbst war nach wenigen Sekunden schon rum.

Setlist: Superheroes / Rain / The Man Who Can’t Be Moved / Paint The Town Green / Nothing / If You Could See Me Now / For The First Time / Breakeven / Hall Of Fame

Großer Jubel brandet auf, als gegen 20:50 Uhr ein Golfwagen hinter die Bühne fährt. Wer da wohl drin sein mag? Das weiß man dann, als fünf Minuten später über der Bühne sich ein überdimensionales Schild in Form eines Mundes öffnet und P!nk darin stehend zum Vorschein kommt. „Get The Party Started“ wird da wahrlich zum Motto, passend zum Opener, denn während die Sängerin bereits in schwindelerregenden Höhen artistische Höchstleistungen absolviert, geben die Background-Tänzer*innen und ihre Band alles. Und es wird kontinuierlich eins draufgesetzt: Flamingo-Autos, Bananenstauden zum Turnen – ein Orkan an Kreativität! Natürlich hat es auch etwas von Kindegeburtstag, aber wo, wenn nicht beim Konzert dieser Künstlerin? Die kommenden Songs wie „Try“ und „Just Like A Pill“ nehmen da musikalisch definitiv kein Tempo raus – was für Beginn!

© Ebru Yildiz

Der Fortgang des Konzerts könnte kaum vielseitiger sein: mal singt sie akustisch begleitet von Gitarre, dann sogar selbst am Klavier ein Bob Dylan-Cover, immer wieder aber auch große Ensemble-Nummern und währenddessen die Einbindung der Akrobat*innen. Ein paar sympathische Ansagen haben in der rund zweistündigen Sause auch noch Platz – und dort könnte P!nk wohl kaum sympathischer wirken. Ehrlich glücklich und quirlig wirkt sie da, spontan und voller Freude, alles andere als gequält vom Standardprogramm, wie manch andere Künstler*innen ihrer Größenordnung. Und gerade sie dürfte sich auch etwas Divenhaftigkeit erlauben, das wird allein schon klar, wenn man sich die 24-Song-starke Setlist ansieht: ein Feuerwerk an Hits. Klassiker wie „Dear Mr. President“ und „U + Ur Hand“ finden gar keinen Platz mehr, weil kontinuierlich neue erfolgreiche Streiche folgen – ein Luxusproblem.

Wer übrigens Autotune oder Backing-Tracks erwartet – weit gefehlt! Gemeinsam mit ihren Background-Sängerinnen singt P!nk absolut alles live und beachtlich stimmgewaltig, auch in den höchsten Höhen. Selbst beim letzten Song „So What“, obwohl sie dort – endlich ist der Moment gekommen – über das komplette Stadion hinwegfliegt und den sowieso beeindruckten Münchner*innen wahrlich den Rest gibt. So muss ein selbstloser und gerade dadurch unbeschreiblich eindrucksvoller und würdiger Auftritt eines Superstars aussehen. Chapeau!

Setlist: Get The Party Started / Raise Your Glass / Who Knew / Just Like A Pill / Try / What About Us / Turbulence / Make You Feel My Love (Bob Dylan cover) / Just Give Me A Reason / Fucking Perfect / Just Like Fire / Please Don’t Leave Me / Cover Me In Sunshine / Kids In Love / When I Get There / I Am Here / Irrelevant / No Ordinary Love (Sade cover) / Runaway / Trustfall / Blow Me (One Last Kiss) / Never Gonna Not Dance Again / Last Call / So What

Bericht: Ludwig Stadler

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