Einfach so – Olli Schulz & Band in der Muffathalle (Bericht)

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Der Zirkus kommt in die Stadt! Unter dem Motto reist der Wahl-Berliner Olli Schulz auf einer herbstlichen Tour durch die Landen und kommt damit erstmals seit 2018 wieder in die bayerische Landeshauptstadt, nämlich für ein Konzert am 20. November 2023 in die Muffathalle. Dass der Auftritt rasend schnell ausverkauft ist, war zu erwarten – sogar sein Zweitbesuch im Februar 2024 in der TonHalle ist schon restlos vergriffen. Während es kommendes Jahr das neue Album „Vom Rand der Zeit“ bereits gibt, präsentiert er nun noch allerlei Werke daraus als Vorpremiere, dazu gibt es Crêpes, die am Einlass verteilt werden (tatsächlich!) und vor allem reichlich Humor und Melancholie.

Zu Beginn darf erst einmal Lampe einige Stücke zum Besten geben. Die eine Hälfte der Zwei-Mann-Band präsentiert schrullig-sympathische Songs, die er mit der gewissen Selbstironie genauso vorträgt, dass er das Publikum absolut abholt. Humorbefreit ist das Publikum bei Olli Schulz sowieso nicht, das ist eine wunderbare Ausgangslage – da fügen sich die Lieder über den durchschnittlichen „Thorsten“ und „Immer muss ich alles alleine machen“ wunderbar hinzu. Die entwaffnend charmante Art lässt ihn in seinen 35 Minuten das Publikum vollends um den Finger wickeln, zurecht! Auch wenn nach „Erfolgreich“ die eigentliche Arbeit erst beginnt – der Auftritt vorbei, der Job als Gitarren-Tech von Olli Schulz geht los. Hut ab!

Setlist: Morgen fang ich an / Viel Potenzial / 20K Kippen / Immer muss ich alles alleine machen / Thorsten / Wat is mit dir? / Erfolgreich

© Jenna Dallwitz

Der Headliner des Abends lässt nicht lange auf sich warten, schon um 20:45 Uhr stehen Olli Schulz und seine Band auf der Bühne. „Einfach so“, die erste Single des ersten Albums nach so vielen Jahren, eröffnet auch den Abend, der, so Schulz, kein Best-Of-Programm wird, sondern eher eine Präsentation neuer Werke und ein Austesten von ein paar Ideen. Was natürlich auch scheitern könnte, gelingt grandios, was fraglos an den fantastischen neuen Songs von Schulz liegt, die eine so große Eingängigkeit und Feinfühligkeit besitzen, aber zugleich absolut mitreißend sind. „So schreibt man seinen Song“ beispielsweise über jeden Schritt des Lebens, der ein Ton und final ein Song ergibt, erreicht fraglos jede einzelne Person in der Muffathalle, nicht anders das humorvolle „Hamse nicht“ über die Medienbranche oder auch das verletzliche und überraschend persönliche „Silvester“, das er in andächtiger Stille singt. Die Münchner*innen sind ihm wohlgesonnen und Schulz mit seinen Musiker*innen dem Publikum sowieso.

Dennoch dürfen die teils zwanzig Jahre alten Lieder aus der Karriere des gebürtigen Hamburgers nicht fehlen, sei es „Der Moment“, „Dann schlägt dein Herz“ oder auch das spontan vorgetragene „Die Ankunft der Marsianer“. Besonders mitreißend sind diese Lieder natürlich auch, da Max Schröder, früher unter dem Synonym Der Hund Marie, an der Gitarre steht und damals wie heute die E-Gitarre überragend spielt. Auch die weitere Band von Schulz, also Arne Augustin am Keyboard, Ben Lauber am Schlagzeug und Isa Poppensieker am Bass, ergibt ein wunderbares Soundbild im Gefüge mit Schulzs Stimme und der wunderbaren Akustik in der Muffathalle. Am Ende – und wie könnte man ein Konzert auch wundervoller beenden – gibt es tatsächlich eine Kissenschlacht zu „So muss es beginnen“, bei der unzählige Kissen ins Publikum geworfen werden, fleißig umherfliegen und am Ende gen Bühne auf Olli Schulz und seine Band. So endet ein sympathisches, nur leider fast etwas kurzes Konzert, bei dem das Folge-Konzert gar nicht schnell genug kommen kann!

Oder um den von Olli Schulz vorgeschriebenen Bericht zu nutzen: „Er verdichtete mit seinen Ansagen die Intimität der Lieder. Die Grenzen verschmelzen zwischen dem Publikum und am Ende waren alle nackt.“ Genau so war es. Ungefähr.

Setlist: Einfach so / Wachsen (Im Speisesaal des Lebens) / Falsch erzählt / Hamse nicht / Dann schlägt dein Herz / So schreibt man seinen Song / Phase / Schrecklich schöne Welt / Silvester / Als Musik noch richtig groß war / Der Moment / Keine Angst vor der Angst / Die Ankunft der MarsianerZugaben: Spielerfrau / Phosphormann / So muss es beginnen / Wenn es gut ist

Bericht: Ludwig Stadler

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