Forever Changeless – Nils Frahm in der Philharmonie (Kritik)

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Klangkünstler, Visionär, Erschaffer neuer Sound-Dimensionen – Nils Frahm hat schon viele Titel bekommen, und wohl jeder dürfte wohlverdient sein. Der Berliner hat es geschafft, spätestens mit seinem neuesten Werk „All Melody“ den endgültigen Durchbruch zu erlangen. Dabei hat er bereits im Dezember 2018 erstmals die Philharmonie im Gasteig bespielt – restlos ausverkauft, wie wir berichteten. Nun kehrt das fleißige Tastenbienchen für eine letzte Tournee vor einer längeren Pause zurück nach München, wieder in die Philharmonie. Ganz ausverkauft ist es an diesem 7. Oktober 2019 zwar nicht, das Interesse aber ungebrochen riesig.

© Alexander Schneider

Ganz theateresque kommt der Berliner um 20:05 Uhr auf die Bühne gehüpft, verbeugt sich, die Mütze abnehmend, unter euphorischem Jubel – und beginnt. Und spielt. Und spielt. Im Gegenzug zum Vorjahreskonzert entscheidet er sich nur für zwei Ansagen zwischen all seinen Werken, es wirkt alles etwas kompakter, dichter, teilweise logischer. Insgesamt ist das Konzert zwar 15 Minuten kürzer als zuletzt, was der Stimmung nicht negativ ins Gewicht fällt – oft herrscht bedächtiges Schweigen bei Stücken wie „My Friend The Forest“, aber auch kurzzeitige Jubelstürme beim Einsetzen des Beats in „Sunson“. Frahm weiß, wie er die Menge um den Finger wickelt, auch wenn er ganz alleine auf der Bühne steht, aber mit ihm eben etliche Tasteninstrumente und Knopftastaturen.

Welche Knöpfe Frahm wann drückt, begreift man als Zuschauer sowieso nicht. Meist bestimmt die Freude, überhaupt zu erkennen, welches neue Klangmotiv gerade durch dieses oder jenes Programm erzeugt wird – was in der Geschwindigkeit seines Handelns nicht so leicht ist, wie es klingt. Die ganze Klangwelt präsentiert sich an diesem Abend ordentlich elektronisch, diese Facette seiner vielen kompositorischen Glücksgriffe scheint Nils Frahm auf der aktuellen Tour darlegen zu wollen. Es gelingt bestens – wenngleich der Klassiker „Says“ immer noch am lautesten bejubelt wird. Ein Highlight jedes Konzert: das Teilstück „Toilet Brushes“ in der Zugabe. Und so endet um 22:10 Uhr ein schöner Abschieds Frahms von München, bevor er in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft ein weiteres Mal die bayerische Landeshauptstadt beehren mag.

Setlist: The Whole Universe Wants To Be Touched / Sunson / My Friend The Forest / The Dane / Familiar / Human Range / Forever Changeless / All Melody / #2 / Hammer / SaysZugabe: For – Peter – Toilet Brushes – More

Bericht: Ludwig Stadler