München – Kettcar in der Kranhalle (Bericht)

Veröffentlicht in: Indie/Alternative, Konzerte, Metal/Rock | 1

„Ich bin geboren in München-Harlaching, München, alte Lady“ singt Marcus Wiebusch energisch ins Mikrofon, dazu eine treibende und ruppige Gitarre, wie sie schon seit vielen Jahren nicht mehr in der Drastik bei Kettcar zu hören war. Die Band ist wütend – zurecht, denn das politische und gesellschaftliche Geschehen im Land und der Welt macht betroffen. Grund genug für die Hamburger, ein neues Album zu schreiben. Der Nachfolger des 2017er-Werks „Ich vs. Wir“ erscheint am 5. April 2024 unter dem Titel „Gute Laune, ungerecht verteilt“. Den ersten Vorgeschmack in Form der Single „München“ gibt es seit 19. Januar lautstark zu hören. Passend zum Songtitel spielt die Band eine exklusive Clubshow in der bayerischen Landeshauptstadt – am Samstag, 27. Januar 2024, in der Kranhalle des Feierwerks.

Als Einstimmung für den Abend legt Lokalmatador*in SEDA um 19:30 Uhr los und beginnt ein 30-minütiges Konzert aus Liedern mit der Akustik-Gitarre oder Halbplayback – ein wenig improvisiert, da ohne Begleitband und am Ende sehr kurzfristig. Das Publikum fasst es dankbar auf, hört aufmerksam zu und spendet viel Applaus. Super!

Setlist: Purple River / Cool / One Life / To Be Frank / Too Much / Don’t Think I’m Doing Okay / Lovable

© Andreas Hornoff

Zur Primetime ist es dann Zeit für den Grund des Erscheinens: Kettcar. Unverblümt und grundsympathisch betreten die fünf Herren die Bühne, ein paar freudige Begrüßungsworte, dann geht es sofort los: „Money Left To Burn“. Der Sound ist druckvoll, die Kranhalle wird vollmundig vom Indie-Rock erfüllt und die Hamburger lassen gleich in den ersten Songs wahrlich nichts anbrennen: „Benzin und Kartoffelchips“, „Deiche“ und dann: „München“. Die Single mit dem Titel der Stadt dröhnt also gleich recht am Anfang aus den Boxen – die Live-Premiere des Abends gelingt einigermaßen fehlerfrei. Allgemein spielt sich das Quintett bestens eingespielt durch ihre Liederliste, bei „Den Revolver entsichern“ passiert es dann aber doch und Marcus Wiebusch mögen die Strophentexte einfach nicht mehr einfallen. Die Münchner*innen verzeihen es – besonders, weil mit „Im Taxi weinen“ ein echter Klassiker folgt.

Wiebusch und Bassist Reimer Bustorff witzeln fleißig in den Ansagen umher. Bustorff teilt eine Anekdote über eine Gothic-Party im Hamburger Felsenkeller, während Wiebusch mit seinen manchmal schräg-kautzigen Ansagen immer wieder Lacher, aber auch gebannte Gesichter auf seiner Seite hat. Dass man sich hier nun, auch passend zum Single-Titel, nicht für die gefühlt hundertste Clubshow in Hamburg, sondern eben in München entschieden hat, darüber sei man sehr froh, Lokalpatriotismus sei nicht ihr Ding. Die Entscheidung ist eine so gute, dass die Herren sogar nach ihrer offiziellen Zugabe noch einmal rausgeklatscht werden. Was also machen, wenn das eigentliche Programm rum ist? An einer Diskografie mangelt es eigentlich nicht, aber es wird zum Ende einfach noch einmal der Anlass-Song gespielt: „München“. Und damit endet nach einer Reihe Hits von „Landungsbrücken raus“ bis „Kein Außen mehr“ und besonderen Interpretationen von Liedern wie „Balu“ nach rund 100 Minuten ein grandioses Konzert. Das macht Vorfreude auf den 18. April 2024 in der TonHalle München!

Setlist: Money Left To Burn / Benzin und Kartoffelchips / Deiche / München / Ankunftshalle / Rettung / Auf den billigen Plätzen / Notiz an mich selbst / Balkon gegenüber / Der Tag wird kommen / Doug & Florence / 48 Stunden / Sommer ´89 (Er schnitt Löcher in den Zaun) / Den Revolver entsichern / Im Taxi weinen / Landungsbrücken rausZugaben 1: Trostbrücke Süd / Kein Außen mehr / BaluZugabe 2: München

Bericht: Ludwig Stadler

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