„Hokus Pokus Hexenschuss“ – „Hänsel und Gretel“ im Gärtnerplatztheater (Kritik)

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Es war einmal vor langer, langer Zeit eine Premiere einer Märchenoper, die so erfolgreich werden sollte, dass sie auf ewig das Publikum begeistern würde, egal ob groß, klein, jung oder alt. Die Märchenoper Hänsel und Gretel wurde tatsächlich seit seiner Premiere 1974 bis jetzt 500 mal aufgeführt – Grund genug für uns bei der 499. Aufführung am 11. Dezember 2018 im Gärtnerplatztheater München dabei zu sein, denn der anhaltende Erfolg der Produktion muss schließlich Ursachen haben!

© Christian POGO Zach

Die verspielten Geschwister Hänsel und Gretel leben mit ihren Eltern zusammen in einer kleinen Hütte. Da das Geld bei der Familie knapp und Lebensmittel rar sind, werden die beiden von ihrer Mutter in den Wald geschickt, um Beeren zu sammeln. Erst nachdem die beiden bereits fort sind, kommt der Vater nach Hause und weist seine Frau auf ihren schrecklichen Fehler hin. Denn im Wald treibt die böse Knusperhexe ihr Unwesen, die bekannt dafür ist, Kinder zu entführen und verschwinden zu lassen. Voller Sorge brechen die Eltern auf, um Hänsel und Gretel zu suchen. Währenddessen sind Hänsel und Gretel im Wald so in ihr Spiel vertieft – das Beerensammeln längst vergessen – dass sie die Dämmerung nicht bemerken und kurzerhand die Nacht im Wald verbringen müssen, dabei werden sie von 14 Engeln beschützt, welche die zwei in ihrem Nachtgebet herbei gebeten haben. Am nächsten Morgen finden die Geschwister das Lebkuchenhaus der Knusperhexe und fangen an, daran herumzuknabbern. Die darüber mehr als wütende Hexe erwischt die beiden und sperrt Hänsel ein, um ihn zu mästen und anschließend zu einem Braten zu backen. Gleichzeitig zwingt sie Gretel den Tisch zu decken und den Ofen vorzuheizen, doch Gretel stellt sich dumm, um Hänsel zu befreien und die Hexe anschließend selbst in den Ofen zu stoßen.

© Christian POGO Zach

Die auf dem Märchen der Brüder Grimm basierende Oper von Engelbert Humperdinck unter der Regie von Ferdinand Hofmann besticht durch ihre Vertrautheit. Schließlich kennt doch jedes Kind das Märchen von Hänsel und Gretel und wie sie es geschafft haben, die böse Hexe zu überlisten. Trotzdem ist die Altersempfehlung „ab sechs Jahren“ etwas vorsichtig zu sehen, da die Inhalte teilweise nicht nur sehr abstrakt sondern auch gruselig dargestellt werden und die Knusperhexe tatsächlich angsteinflößend wirken kann. Für Erwachsene ist diese Märchenoper hingegen ein mehr als unterhaltsames Erlebnis. Das Bühnenbild ist detailliert in seiner Märchenoptik, die Kostüme scheinen einem Kinderbuch entsprungen zu sein und die Musik ist wunderschön. Anthony Bramall gelingt mit dem Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz das Publikum zu verzaubern und sich in den feingliedrigen Melodien zu verlieren, unter anderem auch in bekannten Kinderliedern wie „Ein Männlein steht im Walde“. Dazu der hervorragenden Gesang der Darsteller, bei dem vor allem Anna-Katharina Tonauer (Hänsel) und Mária Celeng (Gretel) durch ihre verspielte Art und ihre pure Freude auf der Bühne die Vorstellung recht kurzweilig erscheinen lassen. Ergänzend dazu ist Juan Carlos Falcón als Knusperhexe nicht nur eine Augenweide, sondern auch ein auditives Vergnügen für die Zuschauer, wenn er hämisch lachend seine Schandtaten plant.

Obwohl diese Oper vielleicht nicht für die jüngsten Zuschauer geeignet ist, so kann sie doch mit entsprechender Vorbereitung sicherlich als Ziel für einen kulturellen Familienausflug dienen. Gerade in der Weihnachtszeit ist diese Produktion eine schöne Gelegenheit, Zeit mit der Familie zu verbringen. Es bleibt nur noch zu sagen: und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.

Kritik: Anna Matthiesen