Mastermind Tobias Forge und seine Band Ghost sind mittlerweile ein weltweit omnipräsentes, popkulturelles Phänomen. Am 25. April erschien ihr neues Album mit dem Titel „Skeletá“ und hat bereits im Vorfeld, wie schon die Vorgängerwerke, eine enorm positive Resonanz aus den Kritiker-Reihen erhalten. Mit ihrer ersten Single Auskopplung „Satanized“ haben sie erneut eine Arenarock-Hymne im satanischen Gewand geschaffen, die binnen kürzester Zeit allein auf Spotify über 10 Millionen Aufrufe generiert hat. Diesen Erfolg haben sich Ghost hart erarbeitet: 6 Studioalben, 4 EPs, eine Compilation, ein Livealbum und natürlich ihr kürzlich erschienener eigener Kinofilm, begleitet von eigenem Soundtrack und Comic-Reihe. All das binnen von gerade einmal 15 Jahren, während sie dank konstanter Tourneen von Club auf Arenagröße gewachsen sind und sich wortwörtlich zu jeder Neuerscheinung neu erfunden haben. Selbstverständlich muss es auch zu ihrem neuen Album eine adäquate Welttournee geben, mit bisher 50 angekündigten Shows rund um den Globus, fast alle davon ausverkaufte Arenen.
Eine davon findet heute am 24. April 2025 in der Münchner Olympiahalle statt, mit etwa zwölftausend anwesenden Fans. Im Vorfeld der Veranstaltung gab es große Diskussionen über die Umsetzung eines Handy-Verbots auf dem Konzert, bei dem jedes einzelne Handy beim Einlass in eine magnetversiegelte Tasche gepackt werden soll. Bei den ersten Shows der Tour in Großbritannien gab es hierbei enorme Schlangen beim Einlass, in München ist das ganze Unterfangen deutlich besser geregelt und die Fans sind im Wissen der vorangekündigten Verzögerung auch weit vor offiziellem Einlass bereits in der Schlange. Bis zum geplanten Beginn um 20:00 Uhr ist die Halle komplett gefüllt, wenn auch etwas langsamer als sonst.

Mit einer etwa viertelstündigen Verspätung lichtet sich dann der zerfledderte Vorhang, der zuvor noch die Bühne verdeckt hat, und Ghost starten direkt mit dem Opener ihres neuen Albums „Peacefield“, gefolgt von einem weiteren neuen Song „Lachryma“. Das Bühnenbild lässt die Bühne der Olympiahalle fast klein erscheinen, über der Band thront ein riesiges umgedrehtes Kreuz mit dem typischen „G“ Zusatz, bestehend aus unzähligen Scheinwerfern, hinter der Bühne ist zu Beginn noch ebenfalls alles von einem zerfledderten Vorhang verdeckt. Jeder Song ist von vorne bis hinten durchchoreografiert, auch wenn einer der beiden Gitarristen dank einer Schiene am Fuß etwas an Mobilität verloren hat. Zunächst ist die Show relativ dunkel, aber mit dem Fall des letzten Vorhangs hinter der Band kommt ein riesiger LED Screen zum Vorschein, der sich einmal quer über die gesamte Bühne erstreckt und die übliche Kirchenoptik in Form von gigantischen Mosaiken darstellt. Stück für Stück mit jedem weiteren Song wächst die Produktion um Effekte, Feuer und neue überdimensionierte Animationen. Zu „The Future Is A Foreign Land“ übernimmt der Rhythmusgitarrist die Akustikgitarre, die sonst von einem anderen Mitglied der namenlosen Ghouls gespielt wird, da die Bandbesetzung seit einigen Shows um einen Musiker geschrumpft ist, leider ohne jegliches Statement.
Während die anderen Songs des neuen Albums noch etwas Anlaufschwierigkeiten im Publikum haben, ist zur Mitte des Sets mit „Satanized“, wie zu erwarten, ein scheinbar neuer Fanliebling geboren. Textsicher und mit viel Jubel wird bisher aber eigentlich jedes Stück vom durchweg motivierten Publikum begleitet. Gegen Ende werden dann wie üblich die Konfettikanonen ausgepackt und es regnet zu „Mummy Dust“ wieder die Dollarscheine mit Pabstmotiv. Als schöne Geste, und sinnbildlich für das vergleichsweise enorm angenehme Publikum der Band, werden diese Scheine nicht gehortet, sondern Stück für Stück in die hinteren Reihen weitergereicht, Chapeau! Mit „Monstrance Clock“ endet nach eineinhalb Stunden bereits das Hauptset – etwas kurz für ein Evening With-Konzert ohne Vorgruppen – und es folgt eine dreiteilige Zugabe mit „Mary on a Cross“, „Dance Macabre“ und „Square Hammer“, bevor die Band unter fliegenden Funken und tosendem Applaus von der Bühne geht. Das Entfernen der aufgezwungenen Handyhüllen beim Verlassen der Halle erfolgt sehr schnell und unkompliziert. Während des Konzertes war es objektiv eine absolute Bereicherung, nicht das halbe Konzert durch ein Meer aus 7-Zoll-Bildschirmen zu sehen und hat mit Sicherheit zur Konzertatmosphäre beigetragen. Ob die Umsetzung und der Zwang dahinter der richtige Weg sind, bleibt fraglich.
Setlist: Peacefield / Lachryma / Spirit / From The Pinnacle To The Pit / Call Me Little Sunshine / The Future Is A Foreign Land / Devil Church / Cirice / Darkness At The Heart Of My Love / Satanized / Ritual / Umbra / Year Zero / He Is / Rats / Kiss The Go-Goast / Mummy Dust / Monstrance Clock – Zugaben: Mary On A Cross / Dance Macabre / Square Hammer
Das Fazit des Abends ist ein umfangreiches, denn Ghost wachsen spätestens mit dieser Tour und Produktion auf das Größenniveau von Gruppen wie KISS in ihrer Hochzeit heran. Die Band befindet sich an einem Scheideweg und muss jetzt entscheiden, in welche Richtung ihre Reise weitergehen soll und wie sie sich ihren Fans gegenüber präsentieren wollen. Während die Band immer wieder ausgerechnet aus der sonst alternativen Metal Szene angefeindet wird, bietet sie doch enorm vielen den Einstieg in eben diese Richtung von Genre, selbst wenn sie selbst mit ihrem neuen Album eher weiter in die Arena-Rock-Richtung schreiten. Gleichzeitig bahnt sich schon seit ihrer letzten Tour ein leider nicht seltener Trend unter den Größen der kommerzialisierten Popkultur an: Nicht nur sind die Ticketpreise binnen von weniger als drei Jahren teilweise um mehr als 50% angestiegen, sondern auch die Merchandise Preise haben es in sich. So verlangt die Band für ein reguläres Tourshirt bereits 50€, für eine Sweatjacke muss man 95€ auf dem Tresen lassen. Ein leicht fader Beigeschmack bei einem sonst nahezu perfekten Konzert.
Bericht: Luka Schwarzlose
Schreibe einen Kommentar