Love Will Fix It – Emil Bulls Bash 2023 im Backstage (Bericht)

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Alle Jahre wieder laden die Emil Bulls zu ihrem X-Mas-Bash, dem traditionellen Jahresabschlusskonzert im Backstage Werk München. Mit wenigen Ausnahmen in anderen Locations, kann man die Uhr danach stellen, dass Mitte Dezember eine große Metal-Sause, angeführt von den Bulls, im Wohnzimmer der Lokalmatadore ausgeführt wird, so auch im Jahr 2023. Bereits beim Zusatzkonzert am Vortag, dem 15. Dezember 2023, gab es keine Karten mehr, auch der Ursprungstermin am 16. Dezember 2023 ist schon lange ausverkauft. Das äußerst namhafte Vorprogramm wurde dabei teilweise erst nach dem Ausverkauf bekanntgegeben – und das kann sich sehen lassen! Grizzly und Ghostkid starten den Abend, bevor niemand geringeres als Itchy ein Best-Of darbieten wird. Gute Vorzeichen!

Grizzly spielen tatsächlich ihr vorletztes Konzert, bevor sie sich auflösen, dementsprechend angenehm gefüllt ist das Backstage Werk bereits zu ihrem Startschuss um 19 Uhr. So komplett zünden will der Auftritt zwar nicht, aber die ersten Bewegungen im Arena-Bereich werden gesichtet. Deutlich mehr Euphorie entsteht bei Ghostkid, der Band von Ex-Electric Callboy-Sänger Sebastian „Sushi“ Biesler. Das erste Album hat bereits für mächtig Eindruck gesorgt, nun rutschen auch einige Songs der kommenden zweiten Platte in die Setlist, die ordentlich durch die Boxen hämmern – zumindest dann, wenn die Gitarre funktioniert, die ist nämlich reichlich widerspenstig in den 30 Minuten Stagetime der Band. Das Publikum ist aber dankbar und jubelt bis zum letzten Song fleißig weiter.

Setlist Ghostkid: Fool / Start A Fight / Crown / Hollywood Suicide / Ugly / Heavy Rain / Supernova

Dass die fast schon Kult-Punkrocker von Itchy als Special Guest den Bulls Bash beehren, ist eine große Überraschung, ist das Trio unlängst selbst ähnlich groß wie die Emil Bulls und hat sogar erst vor rund einem Monat in der exakt gleichen Location ein eigenes Konzert gespielt – ein Déjà-vu-Erlebnis, scherzt Bassist Panzer. Begleitet von ihrem Bandnamen in übergroßen, leuchtenden Lettern bieten sie ein flottes, abwechslungsreiches 45-Minuten-Programm ihrer Diskografie dar. Hat es zu Beginn vielleicht noch Bedenken zwecks der fehlenden Härte gegeben, wird das schnell von der unfassbaren Sympathie der Musiker, aber auch der doch recht druckvollen Auswahl an Songs weggewischt. Besonderes Highlight: „The Weight Of The Water“, live mit dem Feature-Gast des Songs, Bulls-Sänger Christoph von Freydorf. Ein wenig bedauerlich ist es da fast schon, als mit „Why Still Bother“ und „Down Down Down“ der wahnsinnig starke Auftritt zu Ende geht.

Setlist Itchy: No One’s Listening / Faust / Thoughts & Prayers / Out There / Prison Light / Dancing In The Sun / The Weight Of The Water / Danger! / I Love It (Icona Pop cover) / Why Still Bother / Down Down Down

© Emil Bulls

Nach Itchy hat es üblicherweise jede Band schwer mitzuhalten – wie gut, dass die Emil Bulls da routinierte, alte Hasen sind, die Erwartungen gern mal nicht nur zu erfüllen, sondern zu übertreffen. So wundert es kaum, dass gleich zum Opener „The Devil Made Me Do It“ eine wahre Soundwucht über das Backstage Werk rollt und die Münchner*innen sprichwörtlich erschlägt mit einem definierten, knallharten Gitarrensound. Erstmals mit eigener Anlage sind die Bulls auf Tour, das hört man sicherlich auch am perfekt auf die Band abgestimmten Klang. Da ist die Panne in der letzten Minute des Konzerts, als die Anlage bei „Worlds Apart“ ausfällt, schnell verziehen. Bis dahin stehen sowieso über 120 Minuten feinstes Programm durch knapp 30 Jahre Musikkatalog der Münchner an. Den erfüllen sie wie immer bestens – von „Smells Like Rock’n’Roll“ bis zu den neuesten Singles wie „Whirlwind Of Doom“ und „Love Will Fix It“.

Das Publikum beim Bulls Bash ist traditionell außergewöhnlich ausgelassen beim Tanzen und Moshen – und auch dieses Jahr gibt es da keinen Unterschied. Auch wenn Frontmann Christoph von Freydorf wie immer gesanglich in die Vollen geht, wird er ebenso stimmstark von der feiernden Menge unterstützt, die textsicher bei den großen Hits mitgrölt. Doch auch ein paar Perlen wandern ins Programm, beispielsweise die grandiosen Songs „The Architects Of My Apocalypse“ und „The Saddest Man On Earth Is The Boy Who Never Weeps“. Kurz vor Ende gibt es dann auch die Nummer, die damals die Reise der Bulls zur Jahrtausendwende so richtig beginnen hat lassen: das „Take On Me“-Cover. Dementsprechend glücklich tanzt sich die Menge noch einmal durch die treibenden Gitarren, bevor es um 23:45 Uhr vorbei ist und man in Erwartung auf den X-Mas-Bash im nächsten Jahr nach Hause pilgert.

Setlist: The Devil Made Me Do It / The Age Of Revolution / Man Or Mouse / Pants Down / Euphoria / Not Tonight Josephine / The Architects Of My Apocalypse / Between The Devil And The Deep Blue Sea / Smells Like Rock’n’Roll / Here Comes The Fire / The Most Evil Spell / Whirlwind Of Doom / The Saddest Man On Earth Is The Boy Who Never Weeps / Nothing In This World / When God Was SleepingZugaben 1: You Should See Me In A Crown (Billie Eilish cover) / Close To The Wind / Hearteater / Love Will Fix It / Winterblood (The Sequel)Zugaben 2: The Ninth Wave / The Jaws Of Oblivion / Take On Me (a-ha cover) / Worlds Apart

Bericht: Ludwig Stadler

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