Wenn das so bleibt – Apache 207 in der Olympiahalle (Bericht)

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Dass Apache 207 ein durchaus erfolgreicher Musiker im deutschsprachigen Raum ist, dürfte wahrlich keine Neuigkeit sein. Aber mit seinem Song „Komet“, den er Anfang 2023 gemeinsam mit Rock-Legende Udo Lindenberg veröffentlichte, gelang nicht weniger als eines der erfolgreichsten deutschen Lieder aller Zeiten. Seine sowieso schon große Bekanntheit sprang noch einmal deutlich an und erschloss zusätzlich bisher noch nicht erreichte Zielgruppen. Kaum verwunderlich also, dass beim Vorverkauf seiner Arena-Tour beide Termine in der Münchner Olympiahalle am 21. & 22. Mai 2024 sofort ausverkauft waren.

© Feder Musik | Nik Müller

Es ist ein heiß erwartetes Event, das sich anbahnt. Das liest sich schon aus den Gesichtern der rund 12.000 Besucher*innen heraus. Auf eine Vorgruppe wird verzichtet, stattdessen legt der DJ Mister Rawdriguez ein kleines Best-Of des Hip-Hops auf, von den amerikanischen Klassikern bis zur neuen Nina Chuba-Single. Zwischendrin ploppt die Kiss Cam auf, die natürlich für Jubel und Fremdscham sorgt, aber auch fraglos zur Unterhaltung beiträgt. So vergeht die Zeit wie im Flug, bevor um 20:20 Uhr das Licht ausgeht und sich der Vorhang besonders theatralisch öffnet. Bevor es losgeht, startet die Storyline mit einem Film. Der Rapper ist alt geworden, die Karriere liegt hinter ihm und er will noch einmal die schönsten Momente Revue passieren lassen. Also legt er sich in ein futuristisches Konstrukt und lässt mit VR-Brille das München-Konzert als eine Illusion starten. Keine zwei Minuten später springt Apache 207 während einer fleißigen Pyro-Explosion in bester Michael Jackson-Manier auf die Bühne und lässt sich erst einmal bejubeln, bevor er mit „Unterwegs“ den musikalischen Teil des Abends startet. Was für ein Einstand!

Allgemein hat sich seine bereits im Januar 2023 sehr große Tour-Produktion noch einmal beachtlich gesteigert. Die Feuer- & Pyro-Aktionen steigern sich ins schier Unermessliche, gerade beim Hit „Komet“ schäumt es so sehr vor Flammen, als wäre tatsächlich ein Komet eingeschlagen. Dazu kombiniert werden unerwartete Publikumsaktionen wie ein Riesen-Volleyball, bei dem eine übergroße Stahl-Balustrade als Netz heruntergelassen wird und beide Seiten versuchen, ihren übergroßen Strandball herüberzuwerfen. All das paart sich ein in technische Spielereien wie Publikumsleuchtbänder, die zu Beginn verteilt werden, eine ordentliche Lichtshow und die Elemente, die übernommen werden, wie Apaches B-Stage-Besuch mit den balladeskeren Stücken und Live-Drummer und -Gitarrist. Kreativ wird es aber beim Weg zur Stage hin: Er fährt mit einer der Stadt zugeordnetem Auto (in München: BMW) schwebend durchs Publikum und singt „Bläulich“. Ein schöner Moment.

© Feder Musik | Nik Müller

Insgesamt hat sich Apache 207 in seinen Live-Fertigkeiten noch einmal ordentlich gesteigert. Während beim letzten Mal doch noch hie und da ein Ton daneben ging – trotz vieler Effekte ist auch das nicht kaschierbar –, ist er dieses Mal gesanglich durchgehend stabil, geht auch gelegentlich die Extrameile in den Höhen, spart sich lediglich die Kopfstimme in „Nie mehr gehen“. Etwas rauer ist die Stimme geworden, was sicherlich auch am Zigarettenkonsum liegt, der allein während der Show fünf Stück beträgt. Die ganz besonderen Momente sind aber doch nicht, wenn die größte Show oder die massivste Pyro-Performance abgeliefert wird, sondern dann, wenn möglichst viele echte Musiker an ihren Instrumenten beteiligt sind. So wird das noch unbekannte „Ein Lied für dich“ oder auch „Komet“ zum musikalischen Highlight, weil es eine ungemein organische Komponente einbringt, für die man letztendlich zu den Live-Shows geht. Beachtet man Apaches Freude, mit Live-Musikern zu spielen, ist eine durchgehende Live-Band wahrscheinlich der letzte, noch zu gehende Schritt für kommende Tourneen. Dann gibt es wahrlich nichts mehr, was den Erfolgsrapper vom Stadion-Niveau abhalten könnte. Seinem Versprechen, eine mächtige, rund zweistündige Show abzuliefern, bleibt er jedenfalls treu. Nichts anderes war zu erwarten, denn: Apache bleibt gleich.

Setlist: Unterwegs / Brot nach Hause / Fame / Kein Problem / Sport / Breaking Your Heart / Vorstadt / Doch in der Nacht / Wenn das so bleibt / Bläulich / Was weißt du schon / Loser / Kurz vor 4 / Wieso tust du dir das an? / Gefunden / Neunzig / Fühlst du das auch / Coco Chanel / Madonna / KometZugaben: Ein Lied für dich / Angst / Roller / Nie mehr gehen

Bericht: Ludwig Stadler

© Feder Musik | Nik Müller

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