„Die Katze ist aus dem Sack“, sagt der designierte Intendant Andreas Beck, der ab der kommenden Spielzeit 2019/2020 die Leitung im Residenztheater übernehmen wird und nun sein Programm für seine erste Zeit vorgestellt hat. Nichts war im Vorhinein so recht bekannt, viel wurde spekuliert: welche Inszenierungen kommen von Basel aus München, welche Premieren? Was macht Beck anders? Wer bleibt im Ensemble? Und bringt er eigentlich die schreibende Regie-Hoffnung Simon Stone mit? All die Fragen wurden geklärt.
Wie eine Konzeptionsprobe sei es angeordnet, so Beck – allerlei Medienvertreter sind im großen Tisch außenrum. Das Interesse: riesig. Die Resonanz: groß! Nahbar, sympathisch und sichtlich motiviert wirken Beck und das neue Team, zur Vorstellung bringt er etliche Dramaturgen und Hausregisseure mit. Die erste Änderung: das Logo. Das „Theater“ ist nun größer als das „Residenz“ – denn darum gehe es ja prinzipiell, die Residenz ist nur das Haus nebenan. Unsere Redakteurin Jana hat die vielen Infos für euch zusammengefasst. Ein Stichwort-Protokoll:
Vorerst ein Dank an die Kooperationspartner, ein harmonischer Übergang wird angestrebt. Klar positioniert sich der designierte Intendant Beck zum Ensemblekonzept. Er möchte Ensemble spielen und fühlt sich dem verpflichtet. Wer kommt und wer geht, so Beck, hing auch von Kušejs Wünschen ab. Zwischendurch klingelt sein Handy. „Das kann nur meine Mutter sein!“ Sofort Sympatiepunkte! Lockere Erzählung, wie in Basel der Abgang und in München der Aufgang vorbereitet wurde. Thematische Ausrichtung? Humanistische Herangehensweise, eine abstrakte und eher vorsichtige. Was ist der Mensch? Diese Grundfrage erinnert an Schiller und Goethe in Weimar und passt ganz gut in die künstlerische Landschaft Münchens. Hier wird nicht politisch „auf die Kacke gehauen“, sondern eingesehen, dass differenzierte Betrachtung angebracht ist.
Das historische Erbe ist Beck klar, er verbindet Altes mit Neuem. Die erste Premiere findet im historischen Cuvilliéstheater statt, eine Uraufführung des Regie-Virtuosen Simon Stone, eine Kombination von „Leben als Traum“ und „Der Streit“. Damit ist klar: Stone kommt nach München! Ewald Palmetshofer berichtet über sein Stück, der Dramatiker ist in der Dramaturgie tätig. Hier schreiben Dramaturgen also selbst oder Autoren begleiten die Inszenierungen, was für eine Fusion! Die Stücke? Wedekind, Büchner, Tschechow, Uraufführungen, internationale Gäste. Was beim Blick auf das neue Ensemble auffällt: es ist Jung und international! Die Entscheidung welche Inszenierungen mit gebracht werden, scheint vom Erfolg der Inszenierungen abzuhängen. Auffällig sind: die Altersempfehlungen! Viele Stücke sind ab 12 Jahren, diese Empfehlung ist Indikator für eine Entwicklung, einer Öffnung des Theaters zur Öffentlichkeit – ein Resi für alle! So können sich MünchnerInnen für die Partizipation am Theater bewerben. Wie aus Dresden bekannt, wo derzeit das europäische Bürgerbühnenfestival stattfindet, kann ein Theater mit Beteiligung der Zuschauer nur gewinnen, das weiß auch das Team von Beck. In „Ronja Räubertochter“ dürfen Erwachsene Münchner die Räuberbande spielen, das JUNGE RESI wird ausgeweitet: RESI FÜR ALLE.
Zudem möchte sich das Theater neuen Zuschauerräumen öffnen. Wie wir wissen, hören junge, gebildete Frauen oft dann auf, ins Theater zu gehen, wenn sie Kinder haben. Da eine der Regisseurinnen, Julia Hölscher, durch ihre Aufgabe als junge Mutter erst etwas nach Beginn der Spielzeit ihre Arbeit aufnimmt, ist es nur konsequent, dass das Theater vereinzelt kostenlose Kinderbetreuung während der Vorstellungen anbietet. Besondre Aufmerksamkeit wird Büchner geschenkt, in der folgenden Spielzeit wird tatsächlich sein Gesamtwerk aufgeführt , allerdings einzeln, jedes seiner Werke wird von einem anderen Regisseur inszeniert. Einer davon: Rasche mit „Woyzeck“. Mal sehen, wie das abläuft. Nach dem „Nackten Wahnsinn“ in der Kušej-Spielzeit wird Anfang des neuen Jahres die erfolgserprobte Komödie „Die drei Musketiere“ nach Alexandre Dumas aufgeführt.
Viele der neuen Ensemble-Mitglieder haben bereits reichlich Filmerfahrung, man kann also durchaus von prominenten Neuzugängen sprechen. Die partizipative Arbeit, unter anderem mit Münchner Schulen und dem Kulturraum e.V. für sozial Bedürftige, wird intensiviert, die internationale Vernetzung ebenfalls. So wird jungen AutorInnen die Möglichkeit gegeben, ihre Stücke fest in den Spielplan zu bringen. Organisatorisch ändert sich wenig, lediglich der Verkauf wird gestaffelt. Jeden ersten des Monats wird der gesamte Kartenverkauf für den Monat eröffnet.
Die Premieren im Residenztheater
Stück: Die Verlorenen
Von: Ewald Palmetshofer
Inszenierung: Nora Schlocker
Premiere: 19. Oktober 2019
Stück: Sommergäste
Von: Maxim Gorki
Inszenierung: Joe Hill-Gibbins
Premiere: 25. Oktober 2019
Stück: Drei Schwestern
Von: Simon Stone nach Anton Tschechow
Inszenierung: Simon Stone
Premiere: 30. Oktober 2019
Stück: Ronja Räubertochter
Von: Astrid Lindgren
Inszenierung: Daniela Kranz
Premiere: 16. November 2019
Stück: Amphitryon
Von: Heinrich von Kleist
Inszenierung: Julia Hölscher
Premiere: 21. November 2019
Stück: Vor Sonnenaufgang
Von: Ewald Palmetshofer
Inszenierung: Nora Schlocker
Premiere: 29. November 2019
Stück: Leonce und Lena
Von: Georg Büchner
Inszenierung: Thom Luz
Premiere: 7. Dezember 2019
Stück: Der eingebildete Kranke
Von: PeterLicht nach Molière
Inszenierung: Claudia Bauer
Premiere: 20. Dezember 2019
Stück: Der starke Stamm
Von: Marieluise Fleißer
Inszenierung: Julia Hölscher
Premiere: 23. Januar 2020
Stück: Woyzeck
Von: Georg Büchner
Inszenierung: Ulrich Rasche
Premiere: 31. Januar 2020
Stück: Anna Karenina
Von: Lew Tolstoi
Inszenierung: Karin Henkel
Premiere: 21. Februar 2020
Stück: Spiel des Lebens
Von: Knut Hamsun
Inszenierung: Stephan Kimmig
Premiere: 20. März 2020
Stück: Engel in Amerika
Von: Tony Kushner
Inszenierung: Simon Stone
Premiere: 27. März 2020
Stück: Tartuffe oder das Schwein der Weisen
Von: PeterLicht nach Molière
Inszenierung: Claudia Bauer
Premiere: 18. April 2020
Stück: Dantons Tod
Von: Georg Büchner
Inszenierung: Sebastian Baumgarten
Premiere: 15. Mai 2020
Stück: Graf Öderland
Von: Max Frisch
Inszenierung: Stefan Bachmann
Premiere: 3. Juli 2020
Die Premiere im Marstall
Stück: Olympiapark In The Dark
Von: Thom Luz
Inszenierung: Thom Luz
Premiere: 26. Oktober 2019
Stück: Lulu
Von: Frank Wedekind
Inszenierung: Bastian Kraft
Premiere: 22. November 2019
Stück: Kassandra/Prometheus. Recht auf Welt
Von: Kevin Rittberger
Inszenierung: Peter Kastenmüller
Premiere: 19. Dezember 2019
Stück: Der Drang
Von: Franz Xaver Kroetz
Inszenierung: Lydia Steier
Premiere: 12. März 2020
Stück: Der Preis des Menschen
Von: Thiemo Strutzenberger
Inszenierung: Milos Lolic
Premiere: 24. April 2020
Stück: M – Eine Stadt sucht einen Mörder
Von: Cathy Van Eck
Inszenierung: Schorsch Kamerun
Premiere: 21. Mai 2020
Stück: Es waren ihrer Sechs
Von: Alfred Neumann
Inszenierung: Michal Borczuch
Premiere: 19. Juni 2020
Die Premiere im Cuvilliéstheater
Stück: Wir sind hier aufgewacht (UA)
Von: Simon Stone
Inszenierung: Simon Stone
Premiere: 18. Oktober 2019
Stück: Der Riss durch die Welt
Von: Roland Schimmelpfennig
Inszenierung: Tilmann Köhler
Premiere: 8. November 2019
Stück: Die drei Musketiere
Von: Alexandre Dumas
Inszenierung: Antonio Latella
Premiere: 7. Februar 2020
Stück: Lola M.
Von: Georg Ringsgwandl
Inszenierung: Georg Ringsgwandl
Premiere: 25. April 2020