8Below Bergfest, 18.05.17 – The Slow Nights, Pirates Of Suburbia, Cngrts

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Vorwort:
Das ist keine ernsthafte Kritik, sondern eher ein subjektiver Bericht, von mir als regelmäßigen Besucher von kleinen und lokalen Konzerten. Genau wie die meisten in dieser Rubrik behandelten Bands, bin ich kein Musikprofessor, Jesus und/oder Batman; allerdings versuche ich meine Eindrücke nachvollziehbar und objektgerecht darzustellen. Ich selbst war und bin Sänger in mehreren Metal- und Hardcorebands und wirke dadurch eventuell manchmal voreingenommen, allerdings liegen meine musikalischen Interessen sehr breit gefächert: von anspruchsvollem Pop bis Hardstyle, von Filmmusik bis Grindcore. Wie schon erwähnt, bin ich kein Profi, ich möchte lediglich Münchner Underground-Bands vorstellen und meinen jeweilgen Eindruck so ehrlich wie möglich schildern.

Das 8Below Bergfest ist eine wöchentliche Konzertreihe, die 2009 ins Leben gerufen wurde und seither jungen und lokalen Bands sowie musikalischen Künstlern aller Genres, vorrangig aus München, eine Möglichkeit gibt, sich zu präsentieren. In der Underground-Szene hat sich das Bergfest in den letzten acht Jahren mit konstant besser werdendem Sound, Equipment und Team langsam aber sicher zu einer Institution für das Kennenlernen neuer Bands mit viel wiederkehrendem und unabhängigem Publikum manifestiert. Was genau dort jede Woche so abgeht, möchte ich in der neuen Rubrik „Undergrounded“ festhalten.

The Slow Nights

Aus ehemaligen Mitgliedern von unter anderem Gravity Lost (R.I.P.) oder Modern Grey hat sich 2016 die Band The Slow Nights gegründet. Vom Hardcore der Vorgängerbands hat man sich mit der neuen Gruppe distanziert und am Alternative Rock verirrt. Moment, verirrt? Nein: Eingekuschelt! Auf der Bühne wirkt die Band so, als hätten sie noch nie etwas anderes gemacht. Sehr solider, mit guter Variation und Genre-Anleihen versetzter und auf unglaublich coolen Instrumenten gespielter Sound – jeder Ton sitzt. Was will man mehr? Nun, Charisma. Man merkt, dass die Jungs den Sound lieben und bringen das eindeutig mit deren Bewegungen und ihrem Style zum Ausdruck, allerdings hatte ich im Publikum das Gefühl, dass diese Band sich auf ihre Musik lieber selbst einen runterholt, anstatt zu versuchen, das Publikum mitzureißen. Mehr als entspanntes Kopfnicken konnte ich im moderat gefüllten 8Below leider nicht ersehen. Aber das ist Kritik auf relativ hohem Niveau; das Songwriting, die Technik und die Performance sind hochklassig und verdienen einen gezogenen Chapeau Claque.

Pirates Of Suburbia

Pirates Of Suburbia ist eine von wenig verbleibenden Bands, die wirklich nicht auf gar nichts etwas geben. So manch ein Musiker macht sich vor dem Auftritt Gedanken über Gitarrensound, Instrumentenpflege, Haarstyling, Warmsingen oder das klassische „Was sage ich zwischen den Songs?“, so nicht diese Band. Mir gefällt, wie diese Band für Gegensätzlichkeit steht: Dreckiger Punk (mit eingesträuter Black Metal Stimme !?) wie er im Buche steht, oder besser: auf Platte unangenehm klingt; oberflächliches Songwriting, aber dennoch mehrere Bass-Soli, viele gute Ideen für Melodien, aber leider nicht immer gut umgesetzt… die Liste geht weiter. Ihre Story auf Facebook sagt folgendes: „die band mit dem kürzesten soundcheck no bullshit„ (sic!), was ich bestätigen kann. Dazu kommt noch massig Feedback, das Nicht-Treffen vom Ton und das Einen-Scheiß-Aufs-Publikum-Geben, alles in einen Topf, einmal kräftig umrühren, raus kommt: Pirates Of Suburbia. Voilá.

CNGRTS

Auch schon mit bald 6 Jahren auf dem Buckel stellen die Cngrts einer der Bands dar, die sich jede Woche im Proberaum trifft, neue Songs übt, massig Spaß dran hat und irgendwann, wenn sie Bock haben, mal einen Auftritt spielen oder sogar ein Album rausbringen. Genau diese Attitüde sieht und hört man auch auf der Bühne. Leider zieht sich die moderate Füllung des Clubs durch den ganzen Abend, aber Cngrts schaffen es, mit ihrem atmosphärischen Indie-Rock und einem Grinsen im Gesicht, die Leute zum Tanzen und Mitmachen zu bewegen. Die 2 Gitarren greifen sehr gut ineinander und bauen mit dem Bass und Schlagzeug ein Soundgerüst auf, das ich so gerne öfter hören würde. Mit den Hymnen-Refrains und stimmigen Versen wäre das ein sehr gutes Package, würde mich der sehr mittelmäßige Gesang nicht so aus der Bahn werfen, sodass ich statt in New York in einen Eisberg vor Grönland reinfahr. Der Sänger singt permanent nur in einer unteren Oktave, hat da aber nicht genügend Power, als dass länger gehaltene Töne nicht ausschließlich nach Nölen und schlichtweg falsch klingen. Hin und wieder bricht er für kurze Lines aus dieser Oktave raus und, siehe da – er kann es eigentlich! Aber warum dann mit aller Kraft eine eigentlich gute Gesangsmelodie eine Oktave zu tief singen und es in dieser Art einfach nicht gut rüberbringen?!? Leider erschließt sich mir diese Logik nicht. Mal davon abgesehen – sehr gute Band mit Potential. Und den Rick-Astley-Moves aus „Never Gonna Give You Up“.

 

Nächste Woche Donnerstag wirds progressiv! Mit Deafening Opera, Art Against Agony und Mogadischu zeigt sich im 8Below eines der wichtigsten Subgenres des Rock. Ich setz mir schonmal ein Aluhütchen auf, frage mich, wie dieser Stil bisher an mir vorbeigezogen ist und freu mich auf das kommende Bergfest.
Bis nächste Woche!

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