Young Frankeinstein im Deutschen Theater (Kritik)

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Dr. Frankenstein! Der, der in seinem transilvanischen Schloss aus Leichenteilen neues Leben schaffen will – wer kennt ihn nicht? Immer wieder dient diese Geschichte als Vorlage für Filme, Songs und natürlich Kostümparties zu Halloween. Passend zum Programm in dieser Spielzeit kommt das Musical ‚Young Frankenstein‚ nach der ‚Rocky Horror Show‚ (KiM berichtete) und dem kleinen Horrorladen nun auf die große Bühne des Deutschen Theaters.

Statt aus der bekannten Geschichte des verrückten alten Mannes auf dem Schloss eine schaurige Inszenierung zu machen, legt Mel Brooks den Stoff neu auf. In seiner Version ‚Young Frankenstein‚ ist es der Enkel des berüchtigten Vicor Frankeinstein, der junge Friedrich (Keith Ramsay) – der im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Auch findet man sich nicht gleich in den Gewölben eines alten Schlosses wieder. Der junge Dozent lebt mit seine affektierten Verlobten Elizabeth ( Corrine Priest) in New York, wo er nicht müde wird, seinen Studenten zu sagen, dass er mit den Gräueltaten seines Großvaters Nichts zu tun habe – er sei, bezeichnenderweise, schließlich Neurologe.

Mit reichlich Slapstick Komik und vielen klassischen Gute-Laune-Elementen, die an den New Yorker Broadway erinnern, startet also der Abend. Doch es kommt, wie es muss: Die Tradition der Familie holt Friedrich ein und er reist nach Transilvanien, um dort Erbangelenheiten zu regeln. Nun ist man doch im düsteren Walde, im spukenden Schlosse. Diener Igor, der buckelige Gruselwicht (Shaun Chambers). ist gleich zur Stelle, aus Friedrich wird ‚Master‘ und der Wahnsinn nimmt seinen Lauf.

Um den klassischen Verlauf von der Auferstehung des Monsters ein bisschen Schwung zu verleihen, fügt Regisseur Brooks allerdings noch die lebhafte Laborassistentin Inga (Leah Barabara West) sowie die schrullige alte Frau Blücher (Leanne Pinder). Als Haushälterin und ehemalige Geliebte des Victor Frankeinstein  sorgt sie im Stil einer Miss Sophie aus Dinner for One für zahlreiche Lacher und ist der Publikumsliebling. Ramsay als junger Frankenstein trifft hervorragend den Grad zwischen verhuschtem Froscher, der in seiner Gestik an ‚Big Bang Theory‘ Sheldon Cooper erinnert, und dem verrückt kichernden Frankenstein, der sein Monster (Nic Cain) zum Leben erwecken will. Letzterer hat dabei einen etwas eintönigen Part: Zwar gibt er das Monster ganz hervorragend und sehr glaubhaft, schauspielerisch ist da aber leider nicht viel für Ihn dabei. Da diese Figure natürlich nur mit durchgedrückten Beinen herum wandelt und unverständliche Laute von sich gibt. Bis der Doktor beweisen will, dass sein Monster mehr sein kann als das, und die beiden zusammen eine spaßige Stepptanzvorstellung geben.

Alles in Allem ist die Inszenierung in der Handlung dem originalen Roman von Mary Shelley zwar sehr nahe, nimmt aber auch viele Klischees und Anspielungen nicht nur aus dem Horror-Genre auf. Das Stück schafft es auch den klassisch-naiven Stil des Musicals abwechselnd perfekt zu treffen und dann wieder auf die Schippe zu nehmen. Eventuell hätten im Deutschen Theater Übertitel dem einen oder anderen Zuschauer inhaltlich auf die Sprünge geholfen, doch auch ohne ist die Handlung so gut verständlich, dass jeder mit kommt.

Musikalisch bringt die kleine Band eine überraschend opulente Begleitung hervor und auch gesanglich wird in den Stücken eine große Bandbreite abgedeckt, sodass auch Musicalkenner ihre helle Freude haben. Young Frankenstein ist also ein rund um gelungener Abend, der sowohl eine Hommage an die literarische Vorlage darstellt als auch einem breiten Publikum Spaß bietet.