„Who let the dog`s out?“ – „The Hound of the Baskervilles“ am Deutschen Theater München (Kritik)

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England, spätes 19. Jahrhundert: Ein alter Fluch lastet auf der Familie der Baskervilles. Seit Generationen sucht ein gespenstischer Vierbeiner die umliegenden Moore des Anwesens heim – dieser riesige Höllenhund soll nun für den rätselhaften Tod des Sir Charles Baskervilles verantwortlich sein. Wer könnte den Fall besser lösen als Sherlock Holmes, der „greatest detective of all times“, und sein kongenialer Partner Dr. Watson?

© Kaufhold

Sir Arthur Conan Doyles Klassiker „The Hound of the Baskervilles“ präsentiert sich am 17. Juli. 2018 auf der Münchener Bühne des Deutschen Theaters in neuem Gewand. Das English Theatre Frankfurt gibt dieser großartigen Kriminalgeschichte „a gloriously funny makeover“. Die drei Schauspieler Jake Burgum, Fred Gray und Shaun Chambers schlüpfen mittels 60 Kostümteilen in insgesamt 18 Rollen, um dem Fluch vom Gespenster-Hund auf die Schliche zu kommen.

Die junge Regisseurin Lotte Wakeham feierte mit „The Hound of the Baskervilles“ ihr Regiedebüt. Unterstützt wird sie dabei von dem Bühnenbildner David Woodhead, der auch die traditionellen Kostüme zauberte. Auch die Creatives Derek Anderson und Andy Graham helfen maßgeblich zur unheimlichen Atmosphäre bei. Mithilfe von bemerkenswertem Licht- und Sounddesign versetzen sie das Geschehen ins Übernatürliche und der Zuschauer wird in das 3-Personen-Stück hineingezogen.

© Kaufhold

Das schauerliche Anwesen der Baskervilles thront mit seinen gotischen Fenstern, alten Kerzenleuchtern, einem Hirsch – und einem Eberskopf, über dem Rätsel. „The question still remains“: Wer oder was zeichnete das schiere Grauen auf Baskervilles Gesicht? Und woher stammen die Spuren übergroßer Hundepfoten neben der Leiche? Der Zuschauer wurde zu Anfangs gewarnt: „ it will be bloody scary“!
Wirklich herausragend ist die Leistung des talentierten Schauspieler-Trios. Sie nutzen für ihre Neuadaption neben viel Wortwitz und Slapstick auch Elemente des Straßentheaters.

Das Publikum kann nicht anders, als sich über die intelligent-komische Story mit flotten Rollenwechseln und viel Monty Python-Humor kaputt zu kichern. Eine herrliche Saunaszene, eine Kanada-Unterhose und Holmes, der „undercover“ als Landstreicher getarnt seinen Ermittlungen nachgeht, erntet viel Gelächter. Die vierte Wand wird häufiger durchbrochen. Nach der Pause diskutieren die drei Herren aufgebracht, wieso der Zuschauer „RobertK36“ auf Twitter über die Aufführung gelästert hat. Es folgt eine Wiederholung der ersten Hälfte im Schnelldurchlauf. Eine großartige Performance, mit leicht verständlichem Englisch, die körperlich einem Leistungssport gleichkommen muss. Aberwitziger Humor, frech und rasant.

Kritik: Carolina Felberbaum